Die Abgeordnetenversammlung (AV) des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) hat am 5. November in Bern die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf zivilrechtlicher Ebene befürwortet. In ihrer Schlussabstimmung stellten sich die Delegierten mit 49 zu elf Stimmen deutlich hinter die behandelten Anträge zum Thema „Ehe für alle“, heißt es in einer SEK-Medienmitteilung. Eine Gruppe von 14 Personen hatte noch am 4. November einen offenen Brief an die Abgeordneten des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes gesandt, der sich gegen die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare wendete.

Mit dem Beschluss empfehlen die Abgeordneten den 26 reformierten Mitgliedkirchen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf zivilrechtlicher Ebene, wie auch den eventuellen neuen zivilrechtlichen Ehebegriff für die kirchliche Trauung vorauszusetzen. Die Abgeordnetenversammlung stimmte auch dafür, ihren Mitgliedkirchen zu empfehlen, dass bei der kirchlichen Trauung in Zukunft die Gewissensfreiheit der Pfarrerinnen und Pfarrer wie auch für alle anderen Kasualien gewahrt bleibt.

Mit dem Abstimmungsergebnis vom 5. November gehe die AV den Weg weiter, den sie mit der letzten Versammlung in Winterthur im Juni 2019 begonnen habe, so der SEK. Damals hätte die Versammlung der Position des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes zugestimmt: „Wir sind von Gott gewollt, so wie wir geschaffen sind. Unsere sexuelle Orientierung können wir uns nicht aussuchen. Wir nehmen sie als Ausdruck geschöpflicher Fülle wahr.“ Auf Basis dieser Position hatte der Rat des SEK im August 2019 beschlossen, die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf zivilrechtlicher Ebene zu unterstützen.

Die Medienmitteilung der SEK endet mit dem Hinweis, dass es der Abgeordnetenversammlung wichtig gewesen sei, zu betonen, „dass auch nach dem heutigen Entscheid verschiedene Eheverständnisse in der reformierte Kirche Platz haben“.

Offener Brief

In einem offenen Brief, den über 6.200 Reformierte sowie 2.200 Personen aus anderen Kirchen unterzeichneten, waren die Abgeordneten des Kirchenbundes gebeten worden, gegen die „Ehe für alle“ zu stimmen.

In dem offenen Brief heißt es: „Wir, die Unterzeichnenden, glauben, dass Jesus Christus uns aufruft, jeden Menschen – gleich welcher sexuellen Orientierung – anzunehmen. Wir glauben auch, dass er uns aufruft, auf jedwedes Verurteilen von Menschen zu verzichten. Viele LGBT-Personen wurden durch Verurteilung von Christen und Christinnen innerlich verletzt, was wir zutiefst bedauern. Wir können jedoch die Ehe von zwei Menschen gleichen Geschlechts nicht gutheißen. Sie steht nach unserer Überzeugung in tiefem Widerspruch zur biblischen Offenbarung. Jesus bekräftigt (Mt 19, 4) die grundlegende Wahrheit aus dem 1. Mosebuch: Die Ehe ist die Gemeinschaft eines Mannes und einer Frau. ‚Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie von Anfang an als Mann und Frau geschaffen hat?‘.“ Kirchliche Entscheidungen müssten biblisch-theologisch begründet werden und nicht mit gesellschaftlichen Entwicklungen. Der offene Brief ist im Internet zu finden unter https://lkf.ch/sites/default/files/offener_brief_an_die_sek-abgeordneten_1.pdf

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