Während ihre gleichaltrigen Freunde und Bekannte diskutieren und freitags demonstrieren, schwingen sie die Pflanzhacke und treten den Spaten in den schlammigen Ackerboden: Drei junge Forstwirt-Auszubildende ackern für den Klimaschutz auf einem Feld bei Mackenrode im Landkreis Göttingen. In großen Klumpen klebt die braune Erde an ihren Gummistiefeln, doch in ihren Gesichtern spiegelt sich die Freude am Beruf in freier Natur. Pia, Sören und Anna-Marie sind Berufsstarter im Niedersächsischen Forstamt Reinhausen. Sie wollen Forstwirte werden, lernen den Beruf der Waldarbeit. Wieviel Arbeit es macht einen neuen Wald anzulegen, spüren die drei Azubis täglich neu. Abends schmerzt der Rücken, die Beine sind schwer wie Blei und ihre Arme fühlen sich butterweich an. Gemeinsam mit sieben weiteren Kolleginnen und Kollegen des Forstamtes stehen sie Tag für Tag bei Wind und Wetter draußen auf dem weiten Feld. Und die Zeit drängt, schließlich wollen die Niedersächsischen Landesforsten hier am Hengstberg rund sechs Hektar Ackerfläche aufforsten. Ein neuer, an den Klimawandel angepasster Wald soll noch vor Wintereinbruch dort entstehen, wo bisher Getreide wuchs. Insgesamt 17 verschiedene Baum- und Straucharten sind für den fruchtbaren Boden ausgewählt. Ziel der Forstleute vom Forstamt Reinhausen ist ein naturnaher Laubwald, der besser mit Klimaveränderungen auskommen soll.

„Ich wollte ursprünglich an der Fachhochschule für Sozialpädagogik studieren“, erzählt Anna-Maria Mayr, „aber mein Opa hat mich schon als Kind mit zur Jagd genommen und das war prägend“. Begründet die 20 Jährige, die bei Celle aufgewachsen ist und inzwischen in Göttingen lebt. Der Opa sei schuld, dass sie jetzt im Wald arbeitet, scherzt Anna-Maria und betont wie gern sie draußen sei und wie sehr sie die vielseitige Arbeit in der Natur schätze. Zwar war der Opa skeptisch was ihre Berufswahl anbetraf, aber einer müsse ja die Leidenschaft für die Natur weiterführen, so Mayr.

Ihr Kollegin Pia Winneknecht hatte es da schon leichter: Aufgewachsen in einer Forstwirt-Familie hat sie den Vater zum Brennholz machen in den Wald begleitet. Nach einjährigem Praktikum im Niedersächsischen Forstamt Münden hatte sie nicht nur das Fachabitur in der Tasche. Auch der Motorsägen-Schein, die Jägerprüfung und eine Menge Praxiserfahrung zeichnen die junge Frau heute aus. Pia wohnt weiterhin in Lutterberg kurz vor der Landesgrenze zu Hessen und fühlt sich im Wald gut aufgehoben.

Sören Böning ist der jüngste der drei Auszubildenden, die alle gemeinsam am 1. August ins Berufsleben gestartet sind. Für den 17 Jährigen Bernshäuser ist die derzeitige Arbeitsstelle an der L 574 zwischen Landolfshausen und Groß Lengden fast ein Heimspiel. Auch er hat bereits einen Jagdschein und Erfahrung im Wald. Seine beiden Schulpraktika absolvierte Sören Böning im Forstamt Reinhausen, wo er die Holzernte hautnah miterlebte und im Rotenberg die Arbeit in der Waldpädagogik kennenlernte. Privat macht er selber Brennholz und geht mit der Familie zur Jagd. Der großgewachsene junge Mann sinkt tief in den lockeren Ackerboden ein, während er der den Pflanzspaten in die klebrige Erde gräbt. „Waldaufforstung zum Klimaschutz geht hier wirklich nur in kleinen Schritten, so viel Erde hält den Gummistiefel fest“, beschreibt Sören die mühevolle Handarbeit beim Bäumepflanzen.

Der neue Wald, der an der Straße entsteht und an bestehende Wälder angrenzt, soll Waldverluste ausgleichen. Forstamtsleiter Axel Pampe kann seine Waldfläche vergrößern, weil die Firma Kemna-Bau eine Erweiterung ihres Steinbruchs im Harz plant. „Als Ausgleich für solche Eingriffe in die Natur sorgt Kemna-Bau an anderer Stelle für Wiederaufforstungen“, erläutert Reinhausens Forstchef Axel Pampe. „Wir haben unterschiedliche Baumarten ausgewählt, die auch bei wärmeren und trockeneren Verhältnissen gut gedeihen können.“ sagt Pampe. So sollen neben Stiel- und Traubeneichen auch seltene Arten wie Elsbeeren, Wildobst und verschiedene Ahornarten angepflanzt werden. Insgesamt hat das Forstamt 36 000 junge Bäume und Sträucher für die Ackerfläche vorgesehen.

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