Ein Raunen ging am Abend des 26. Dezember durch den Konzertsaal im Kulturpalast, als Vadim Gluzman, der Solist des Weihnachtskonzerts, nach seinem Auftritt noch einmal vor das Publikum trat: Er werde seine Zugabe – auch im Namen der Dresdner Philharmonie – zu Ehren des gerade verstorbenen Peter Schreier spielen.

Nicht nur das Publikum der Dresdner Philharmonie, sondern auch die Musikerinnen und Musiker des Orchesters reagierten mit großer Betroffenheit auf die Nachricht vom Tod Peter Schreiers.

Robert-Christian Schuster, Orchestervorstand:

„Wir haben Peter Schreier als großartigen künstlerischen Partner erlebt. Mit ihm verliert die Musikwelt eine einmalige Stimme und eine herausragende Künstlerpersönlichkeit.

Insbesondere die Konzerte, in denen wir ihn als Sänger begleiten durften, haben sich als unvergesslich in die Annalen der Dresdner Philharmonie eingeschrieben. Auch jüngere Kollegen, die ihn nicht mehr aktiv erleben konnten, kennen die legendäre Aufnahme des Weihnachtsoratoriums unter Martin Flämig mit unserem Orchester aus den 1970er Jahren. Unvergessen ist auch sein Engagement für unsere Orgel im neuen Konzertsaal. 2015 trat er ans Dirigentenpult, um ein Benefizkonzert für das Instrument zu leiten.“

Wolfgang Hentrich, Konzertmeister:

„Wie viele Dresdnerinnen und Dresdner bin ich mit Peter Schreiers Stimme aufgewachsen; die Schallplattenaufnahmen mit ihm gehörten zu meinen prägenden musikalischen Eindrücken, noch ehe ich selbst Musiker wurde. Später war es immer ein großes Glück für mich, mit ihm zusammenarbeiten zu können. Seine überzeugende Musikalität, seine unverwechselbare Stimme, seine ergreifenden Interpretationen waren mir selbst stets einVorbild. Besonders eindrücklich war er für mich als Bach-Interpret: Wenn er sang, entstanden Bilder in mir; ich glaubte das Geschehen mit Händen greifen zu können. Mit ihm geht ein großer Künstler, der mir persönlich viel bedeutete und der uns als Dresdner Philharmonie eng verbunden war.“

Peter Schreier war der Dresdner Philharmonie eng verbunden. 1962 konnte ihn das Dresdner Publikum zum ersten Mal als Tenor in einem Konzert der Dresdner Philharmonie erleben. Es folgten zahlreiche gemeinsame Aufführungen des Weihnachtsoratoriums und der Matthäuspassion, in Letzterer trat er im Jahr 2000 zum letzten Mal als Evangelist auf. Gleichzeitig lernte ihn das Philharmoniepublikum als Dirigent schätzen. 1979 dirigierte er das erste Mal ein Sinfoniekonzert, darin sang sein künstlerischer Weggefährte Theo Adam die Basspartie in Bachs Kantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“. Zahlreiche weitere Dirigate folgten, das letzte Mal leitete er 2015 einen Dresdner Abend des Philharmonischen Kammerorchesters und Mozarts „Requiem“ in einem Benefizkonzert für die neue Konzertorgel im Kulturpalast.

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