Die als „Smartwatch“ oder „Wearable“ bekannten elektronischen Uhren gleichen kleinen Computern und können den Puls messen und einfache EKGs erstellen. Ganz neue Modelle können sogar den Blutdruck messen. Das Erstellen eines Mini-EKGs (z. B. 1-Kanal-EKG) kann den Träger des Geräts vor Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern warnen. Diese häufigste Rhythmusstörung mit rund zwei Millionen Betroffenen in Deutschland kann unbehandelt zu einem Schlaganfall führen. Herzspezialisten wie Prof. Dr. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung raten allerdings nur dann zu einem Wearable mit EKG-Funktion, „wenn das für die Diagnose oder die Kontrolle der Therapie sinnvoll ist“. Das kann jedoch nur der Arzt entscheiden, unterstreicht der Hamburger Kardiologe. „Wearables können die bisherigen Verfahren zu Diagnose und Kontrolle der Therapie nicht ersetzen, aber durchaus ergänzen.“ Für problematisch hält er ein „hemmungsloses Anwenden der Geräte bei fehlender Indikation“, weil dadurch die Menschen verängstigt und irritiert würden.

Welche Smartwatches für Herzpatienten als digitale Diagnosehelfer hilfreich sind, welche Vorteile sie für Patienten bieten, aber auch wo ihre Grenzen liegen, darüber informiert die Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute in einem Ratgeber-Beitrag. Die aktuelle Ausgabe 1/2020 kann kostenfrei unter 069 955128400 angefordert werden. Infos auch unter www.herzstiftung.de/herzheute-archiv.html

Digitale Diagnosehelfer: am Handgelenk oder in Stiftgröße

Smartwatches (engl. für „schlaue Uhr“) entwickeln sich zunehmend zu medizinischen Diagnosegeräten. Ein Gerät eines japanischen Herstellers, seit Mitte November 2019 auch in Deutschland auf dem Markt, kann den Blutdruck ihres Trägers messen. Die Werte lassen sich dann auf ein Smartphone übertragen, speichern und versenden. Die Smartwatch eines bekannten US-Herstellers kann den Herzschlag messen, ein 1-Kanal-EKG erstellen und so vor Rhythmusstörungen wie Vorhofflimmern warnen. Einen Herzinfarkt oder komplexe Herzrhythmusstörungen kann diese Uhr allerdings nicht erkennen. „Zu einer umfassenden Herzdiagnostik sind die Geräte nicht in der Lage“, urteilt HERZ heute.

Ein kleines Gerät eines deutschen Herstellers, das mit Kabeln und Elektroden für den Brustkorb mit einem Smartphone verbunden wird, kann sogar ein 15-Kanal-EKG erstellen. Was diese und andere neue „Wearables“ leisten und was ihre Analysen der Herzfunktion den Nutzern tatsächlich bringen, erfahren Leser in HERZ heute.

Dank Smartwatch Ende einer Ärzte-„Odyssee“

Speziell bei Patienten mit Rhythmusstörungen kommt es vor, dass sie eine regelrechte Ärzte-Odyssee hinter sich haben, bis die lästige Unregelmäßigkeit ihres Herzschlags von der Ärztin oder dem Arzt per EKG identifiziert werden kann. Vorhofflimmern lässt sich nämlich nur während der wenigen Minuten auf der Krankenliege oder bei einer 24-Stunden-Überwachung, wenn die elektrischen Ströme im Herzen gemessen werden, erkennen. „Viele Patienten verpassen diesen Zeit-Slot und gehen dann zum x-ten Mal verunsichert ohne gesicherte Diagnose wieder nach Hause“, weiß Kardiologe Meinertz, selbst Vorhofflimmer-Patient, aus eigener Praxiserfahrung. Smartwatches machen es hingegen Betroffenen möglich, die EKG-Messung genau dann vorzunehmen, wenn sie Symptome wie Luftnot oder Herzrasen spüren. Für Herzpatienten, die aufgrund einer Rhythmusstörung in ständiger Angst über ihre Herztätigkeit leben, kann die Technik am Handgelenk bei Bedarf auch Entwarnung geben und sie beruhigen.

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