In den Medien ist vom Klimakiller Cloud die Rede – die Industrie hingegen preist das Internet als mächtiges Klimaschutz-Tool an. Europas größtes IT- und Tech-Magazin c’t klärt in der aktuellen Ausgabe 6/20, was an den plakativen Aussagen beider Seiten dran ist.

Ein Beispiel ist die beliebte These, IT schade dem Klima so stark wie der Flugverkehr. Laut c’t ist die Aussage nicht korrekt. Zwar seien die direkten CO2-Emissionen der Flugzeuge laut einigen Studien ähnlich hoch wie die Emissionen des gesamten IT-Sektors. Doch man müsse auch weitere klimaschädliche Folgen des Fliegens wie Veränderungen der Bewölkung und den Produktionsaufwand für Flugzeuge in die Rechnung mit einbeziehen. „Zieht man einen faireren Vergleich, ist die Klimawirkung des Fliegens deutlich höher als die der IT“, sagt c’t-Redakteur Christian Wölbert.

Auch das Video-Streaming sollte man nicht pauschal verteufeln. „Die Klimawirkung hängt dabei stark vom genauen Szenario ab“, so Wölbert. Aktuelle Smartphones benötigen zum Videoabspielen etwa 1 bis 3 Watt. Tablets liegen bei eher 3 bis 5 Watt. Ein Fernseher hingegen verbraucht 30 bis 200 Watt, je nach Modell. Jeder Einzelne kann sich also überlegen, ob es nicht reicht, die Serie über das sparsame Tablet zu streamen, anstatt über den stromfressenden 42-Zoll-Flatscreen-Fernseher.

Jedoch übertreibt die IT-Industrie laut c’t in manchen Fällen auch die klimaschützende Wirkung digitaler Technik. So spart das mobile Internet laut einer Studie des Mobilfunkverbands GSMA etwa so viel CO2 ein, wie Russland emittiert. Doch aus Wölberts Sicht klingt die Studie eher nach einem Wunschzettel: „Die GSMA unterstellt pauschal sehr hohe Einspareffekte.“

Unabhängige Forscher schätzen c’t gegenüber den aktuellen Anteil der IT am Treibhausgasausstoß eher gering ein, nämlich zwischen 2,5 und 3 Prozent. „Fest steht aber auch, dass die Gesamtemissionen der Menschheit in den vergangenen Jahrzehnten trotz zunehmender Vernetzung drastisch gestiegen sind“, betont Wölbert. Experten gehen davon aus, dass die absoluten CO2-Emissionen durch die IT auch in Zukunft steigen werden. Sie fordern daher ein Gegensteuern der Politik. So wären Fortschritte beim Recycling ein großer Hebel für mehr Klimaschutz. Auch möglichst lange Nutzungszeiten von Geräten schonen das Klima. Bei fast allen IT-Produkten für Privatnutzer überwiegt nämlich der Herstellungsaufwand den Stromverbrauch in der Nutzungsphase. Je länger man sie verwendet, desto klimafreundlicher werden sie.

Für die Redaktionen: Gerne stellen wir Ihnen die Titelstrecke kostenlos zur Rezension zur Verfügung.

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