Die 7,5 x 25,5 cm große Aluminiumplakette mit den Worten „Men don’t protect you anymore“ ist Teil der von Jenny Holzer in den Jahren 1983 bis 1985 entwickelten „Survival“-Serie. In der Tradition der scheinbar leeren Sockel Piero Manzonis wird die Plakette ähnlich einer Objektbeschriftung dauerhaft an einem Skulpturensockel im Kolonnadenhof installiert und kommentiert so an prominenter Stelle nicht nur die Genderdebatte sondern auch das Thema der Sichtbarkeit von Künstlerinnen.
Seit den 1970er-Jahren experimentiert die US-amerikanische Künstlerin Jenny Holzer (geb. 1950) mit den Mitteln der Sprache im öffentlichen Raum. Ihre sogenannten „Truisms“ – zum Nachdenken anregende, wahrhaft anmutende Ein-Zeiler – plakatierte Holzer zunächst unvermittelt im New Yorker Stadtraum. In der Folge nahm sie immer prominentere Flächen wie etwa den Times Square in Beschlag, um auf leuchtenden Werbetafeln ihre ambivalenten Statements zu platzieren. Seit 2001 ist Jenny Holzer mit einer eigens für die Neue Nationalgalerie entworfenen Lichtinstallation in der Sammlung der Nationalgalerie vertreten.
Die Bauidee des Kolonnadenhofs geht zurück auf Karl Friedrich Schinkel. 1880 wurde der Innenhof vom damaligen Tiergartendirektor Eduard Neide entworfen und in seiner heutigen Form durch das Berliner Landschaftsarchitekturbüro Levin Monsigny realisiert. Der Kolonnadenhof ist als eingetragenes Gartendenkmal Bestandteil des UNESCO-Welterbes. Er verbindet die Alte Nationalgalerie und das Neue Museum, ist Grünfläche, Treffpunkt und Ausstellungsfläche zugleich.
Seit rund zehn Jahren lädt die Nationalgalerie regelmäßig zeitgenössische Künstler*innen ein, um eine Sockelfläche des Kolonnadenhofs dauerhaft zu bespielen. Nach Jonathan Meese mit „Humpty-Dumpty-Maschine der totalen Zukunft“ (2010) und Joep van Lieshout mit „The Monument“ (2015) ist Jenny Holzer nun die erste Künstlerin, die diese Fläche mit einer Arbeit versieht.
Die Sonderausstellung „Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ widmet sich erstmals ausführlich allen vor 1919 entstanden Werken von Malerinnen und Bildhauerinnen und ist eine Revision der Sammlung der Nationalgalerie unter dem wichtigem Aspekt heutiger Diskurse um Gleichberechtigung.
Während einige der über 60 Arbeiten seit Jahrzehnten Bestandteil der Dauerausstellung der Alten Nationalgalerie sind – darunter Gemälde von Caroline Bardua, Elisabeth Jerichau-Baumann oder Sabine Lepsius – waren andere, u.a. Arbeiten der Porträt- und Historienmalerinnen Friederike O’Connell oder Paula Monjé, bislang nicht öffentlich zu sehen. Zahlreiche einst erfolgreiche Künstlerinnen sind im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten, wie die norwegische Bildhauerin Ambrosia Tønnesen, die auch in den USA erfolgreiche Salonmalerin Vilma Parlaghy oder die russische Avantgarde-Pionierin Natalija Gončarova. In ihrer Vielfalt leisteten die Künstlerinnen einen wesentlichen Beitrag zum Kunstgeschehen ihrer Zeit.
„Kampf um Sichtbarkeit. Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919“ wurde bereits von über 125.000 Besucher*innen gesehen und ist nur noch bis Sonntag, den 8. März 2020, in der Alten Nationalgalerie zu sehen. Nachdem die Ausstellung im Rahmen des Föderalen Programms auf Reisen gehen wird, werden viele der Arbeiten in der neu konzipierten Dauerausstellung der Alten Nationalgalerie künftig zu sehen sein.
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