Bereits seit 2008 weist der Equal Pay Day in Deutschland auf die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen hin. Getan hat sich bislang zu wenig: Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern ist seit Jahren nahezu unverändert groß. Kingyi Fuchs gehört zu den jüngsten weiblichen Vorständen in der deutschen Finanzbranche. Sie findet: Mehr noch als die Politik sind Chefs gefordert, für Gerechtigkeit zu sorgen. Aber auch Frauen können die Initiative ergreifen.

Welche Maßnahmen helfen aus Ihrer Sicht, ungerechten Gehaltsstrukturen vorzubeugen?

Kingyi Fuchs: Entscheidend ist, dass sich jeder Mitarbeiter bewusst ist, wie sich das persönliche Gehalt zusammensetzt: Welche Gehaltsspanne gibt es für welche Rollen und wie findet die Einordnung innerhalb dieser statt? Bei Dr. Klein hilft uns unsere Organisationsform, die Holakratie, in der jede Rolle eindeutig definierte Aufgaben und Kompetenzen hat. So sorgen wir für größtmögliche Nachvollziehbarkeit und beugen geschlechterspezifischen Unterschieden bei der Gehälterplanung vor. Ein solches System sorgt auch dafür, dass sich jeder und jede Einzelne besser einschätzen kann – und unterstützt damit Frauen, die bei Gehaltsverhandlungen nicht so selbstbewusst auftreten wie ihre männlichen Kollegen.

Was würden Sie einer Frau raten, die weiß, dass ihr Kollege in gleicher Position mehr verdient?

Kingyi Fuchs: Erstmal sollte man sicherstellen, dass das Fremdbild auch dem Selbstbild entspricht. Leiste ich tatsächlich ebenso viel wie der betreffende Kollege? Hier kann ich nur raten, offen mit der Führungskraft zu sprechen und zu erfragen, was die entscheidenden Kriterien für die Gehaltseinordnung sind. Wann habe ich in den Augen der Führungskraft tatsächlich einen guten Job gemacht? Wenn ich das weiß, kann man in der Gehaltsverhandlung klar argumentieren: Diese Sachen waren Dir wichtig, ich habe sie erfüllt – also sollte ich auch das gleiche Gehalt bekommen wie der vergleichbare Kollege. Bei der Argumentation hilft es natürlich, wenn Zielvereinbarungen möglichst messbar und entsprechend überprüfbar definiert werden.

Müssen Frauen lernen, sich besser zu verkaufen?

Kingyi Fuchs: Ja, auf jeden Fall. Meist sind Frauen sehr gut vorbereitet, wenn es in Gehaltsgespräche geht. Ich glaube aber, dass Frauen ihre Erfolge häufig zu kleinteilig verkaufen und versäumen, den großen Zusammenhang deutlich zu machen. Sie müssen den Mut haben, ihren Wert deutlich herauszustellen. Im Sinne von: Willst Du mich als Arbeitnehmer haben? Wenn ja, dann kann ich Dir folgendes bieten, aber dann muss ich auch Summe X verdienen. Frauen sollten aus meiner Sicht das Gehaltsgespräch nicht als singuläres Event betrachten, sondern vielmehr über das gesamte Jahr aufzeigen, was man für das Unternehmen leistet. Eine Gehaltsverhandlung ist immer.

Was halten Sie von dem Ansatz, über Quoten und politische Regulierung dem Thema zu begegnen?

Kingyi Fuchs: Meine Überzeugung ist es, dass sich gerechte Bezahlung aus der Unternehmenskultur heraus ergeben muss. Machen wir uns nichts vor: Natürlich reden die KollegInnen untereinander – auch über das Gehalt. Mir ist es wichtig, dass die MitarbeiterInnen nachvollziehen können, wie sich das persönliche Gehalt zusammensetzt. Politische Regulierung kann natürlich für einen gewissen Druck sorgen, aber ich finde, es ist die Aufgabe der Unternehmensführung, für gerechte und transparente Gehälter zu sorgen und somit auch glaubwürdig zu agieren.

Kurz-Vita Kingyi Fuchs

  • Kingyi Fuchs wurde 1986 in Heidenheim an der Brenz geboren.
  • Sie absolvierte den Doppelstudiengang Online-Medien an der Hochschule Furtwangen sowie Projektmanagement und Informationstechnik am BFI Wien.
  • So erlangte sie die beiden Abschlüsse Bachelor of Arts in Business sowie Bachelor of Science, Online-Medien.
  • Seit 2010 war Kingyi Fuchs in verschiedenen Positionen im Hypoport-Konzern tätig. Dazu zählen die Geschäftsführung der Hypoport-Tochter Vergleich.de sowie die Marketing-Leitung von Dr. Klein.
  • Seit März 2018 gehört Kingyi Fuchs zum Vorstand der Dr. Klein Privatkunden AG und zeichnet im Vorstand für die Bereiche Kundenzugang, Marketing und Digitalisierung verantwortlich.
Über die Dr. Klein Privatkunden AG

Die Dr. Klein Privatkunden AG ist einer der größten Finanzdienstleister Deutschlands und seit über 65 Jahren erfolgreich am Markt etabliert. Angefangen in der Vermittlung von Finanzierungen in der kommunalen Wohnungswirtschaft in Lübeck baut Dr. Klein seine Expertise kontinuierlich aus und ist mittlerweile deutschlandweit mit rund 600 Beratern vor Ort an über 200 Standorten bundesweit vertreten. Die Spezialisten von Dr. Klein beraten nachhaltig, allumfassend und verständlich in den Bereichen Baufinanzierung, Versicherung, Ratenkredit und Geldanlage. Dank kundenorientierter Beratungskompetenz und vertrauensvollen Beziehungen zu rund 400 Kredit- und Versicherungsinstituten sichert Dr. Klein seinen Kunden stets den einfachsten Zugang zu individuellen Finanzlösungen. Dafür wird das Unternehmen immer wieder ausgezeichnet. Zuletzt als "Vorbildlicher Finanzvertrieb" und zum sechsten Mal in Folge mit dem "Deutschen Fairness-Preis". Dr. Klein ist eine 100%ige Tochter des an der Frankfurter Börse im SDAX gelisteten technologiebasierten Finanzdienstleisters Hypoport AG.

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