Ein interessanter englischer Begriff wurde erst 2014 in das Oxford English Dictionary aufgenommen. Er lautet "Citizen Science"(CS). Der Begriff ist neu, die Idee ist es nicht. Was sich dahinter verbirgt und welche Möglichkeiten CS bietet, sagen ARAG Experten.

Was ist CS?
Schon im Jahre 1900, zur Weihnachtszeit, fand in den USA eine erste Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Bürgern statt. Die National Audubon Society rief vor ihrer offiziellen Gründung zum Christmas Bird Count auf – eine Vogelzählung, die seither jedes Jahr durchgeführt wird. Sinn und Zweck der Übung ist es, den Bestand bestimmter Vogelarten zu erfassen. Heute bietet vor allem die zunehmende Digitalisierung interessierten Bürgern neue Möglichkeiten, sich an Forschungsprojekten aktiv zu beteiligen. Beispielsweise können Daten über Smartphone-Apps erhoben oder eingegeben werden. Viele dieser Apps arbeiten auch mit der Fotofunktion der Smartphones. Eigens für die Bürger-Forscher programmierte Websites zeigen umgekehrt erhobene Daten. Die können Freiwillige dann sichten und auswerten. Ein besonders erfolgreiches Beispiel dafür ist das Projekt „Galaxy Zoo“. Dafür haben innerhalb eines Jahres 150.000 Teilnehmer abgebildete Galaxien gesichtet und kategorisiert und so die beteiligten Astronomen ein ganzes Stück weitergebracht.

Welche Forschungsprojekte gibt es?
Ein schönes Beispiel ist auch das Projekt „Forschungsfall Nachtigall“. Über diesen bekannten und beliebten Singvogel wissen wir bis jetzt nämlich recht wenig: Können Nachtigallen in Dialekten singen? In wie fern passt sich der Gesang ihrer Umgebung an? Wo siedeln sich Nachtigallen an? Auf all diese Fragen werden in diesem Projekt Antworten gesucht und gefunden. Dazu konnten rund 1.000 Freiwillige mobilisiert werden. Die Bürger-Forscher sammelten mit der für das Projekt aufgelegten Naturblick-App 2.500 Gesangsaufnahmen von Nachtigallen, die nun ausgewertet werden können. „Für uns als Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ist das Projekt Forschungsfall Nachtigall ein wunderbares Beispiel, wie sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Forscherinnen und Forscher voneinander profitieren können“, kommentiert Forschungsstaatssekretär Christian Luft das Projekt.

Es gibt aber noch viele andere interessante Forschungsprojekte, die auf die Mithilfe von Bürgern bauen. Wissenschaftler der Uni Marburg bitten Bürger-Forscher zum Beispiel, die Mikroplastik-Belastung in Flüssen und Seen zu untersuchen. Viele Forschungsprojekte haben einen lokalen Bezug. Bei der „KulTour Cloppenburg“ erforschen beispielsweise Bürger gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Vechta kulturelle Besonderheiten Nordwest-Niedersachsens und entwickeln eine digitale Stadttour. In Berlin werden derzeit Gartenbesitzer für ein zweimonatiges Forschungsprojekt gesucht. Mit Hilfe von Wildtierkameras soll das Verhalten der tierischen Nachbarn erforscht werden. Viele weitere Beispiele und Anregungen finden Interessierte auf der Online-Plattform „Bürger schaffen Wissen“ . Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Initiative „Wissenschaft im Dialog“ und des Museums für Naturkunde Berlin. Gefördert wird sie vom BMBF.

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