Langsam aber sicher geht es mit der Berliner Luft aufwärts. Die Folgen der Corona-Krisenmaßnahmen zeigen Ergebnisse: Im Westen der Stadt ist die Luft laut aktueller Luftqualitätsindex bereits sehr gut. 

Weniger Autoverkehr bedeutet bessere Luft für alle. Diese Binsenweisheit können die Berlinerinnen und Berliner jetzt direkt vor der Haustür erleben. Eine Open-Data Karte von Stuttgarter Luftaktivisten bescheinigt heute gar ganz Berlin eine glatte Eins: Kein Feinstaub weit und breit.

„Viele Menschen ziehen ja ins Grüne, um hier die bessere Luft genießen zu können. Leider pendeln sie dann mit dem Pkw in die Stadt und verschmutzen damit die Luft für alle. Nun können auch Innenstädter erleben, was gute Luft vor der Haustür bedeutet. Einfach Fenster auf!“, kommentiert Inge Lechner von Changing Cities.

Normalerweise liegen in Teilen Berlins die Feinstaubwerte über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Rechtlich gelten aber die EU-Werte, die unverständlicherweise höher sind als die der WHO.

„Der Effekt von weniger Kfz-Verkehr in Berlin ist einerseits bessere Luft. Aber auch die Lärmbelastung ist merklich zurückgegangen. Und wer heute Fahrrad fährt, merkt gleich, wie viel entspannter und sicherer die Straßen ohne die Blechlawinen sind. So viel wie möglich mit dem Rad unterwegs zu sein – das war schon immer unsere Devise“, sagt Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

Besonders in Zeiten von Coronavirus bedeutet eine Luftverbesserung weniger Kranke und Tote, denn geschwächte Lungen reagieren empfindlicher auf Viren. Eine Untersuchung des European Hearts Journal von letztem Jahr geht von bis zu 800.000 zusätzlichen Todesfällen jährlich durch Luftverschmutzung in Europa aus. Diese Zahl ist eine Schätzung, die – statistisch gesehen – eine Verringerung der Lebenserwartung in Europa um durchschnittlich etwas mehr als zwei Jahre bedeutet. Auffällig ist dabei, dass die deutsche Luftverschmutzung besonders hoch ist. Während weltweit mit 120 zusätzlichen Todesfällen pro 100.000 Einwohnern durch schlechte Luft gerechnet wird, liegt diese Zahl in Deutschland bei erschreckend hohen 154 pro 100.000 (Europa: 133 pro 100.000). Energiewirtschaft, Landwirtschaft und Verkehr sind die größten Verursacher der Luftverschmutzung.

 

Über den Changing Cities e.V.

Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, mit Kampagnenwissen oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.

Über die Initiative Volksentscheid Fahrrad, ein Projekt von Changing Cities: Hinter dem Volksentscheid stehen Engagierte, Mobilitätsexpert*innen, Demokratie-Retter*innen und Fahrrad-Enthusiast*innen. Ein 10-Punkte-Plan des geplanten Gesetzes benannte konkrete Maßnahmen, jährliche Zielsetzungen und eine Umsetzungsverpflichtung innerhalb von acht Jahren. Der Volksentscheid Fahrrad wurde Berlins schnellster Volksentscheid: Der Antrag auf Einleitung eines Volksbegehrens wurde innerhalb von nur dreieinhalb Wochen von 105.425 Berliner*innen unterschrieben – 7% der Wähler*innenstimmen. Die neue Koalition sagte darauf zu, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen. Am 28. Juni 2018 verabschiedete der Berliner Senat Deutschlands erstes Mobilitätsgesetz. Jährlich werden nun mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege investiert. 

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