Der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) geht hart mit der Landesregierung ins Gericht und bezeichnet deren Informationspolitik in der Corona-Krise als „Desaster“. Vor allem in der Frage, ab welchem Tag Geschäfte nun schließen müssen, sei es versäumt worden für Klarheit zu sorgen. „Dadurch wird den Händlern zusätzlich geschadet“, sagt HBW-Präsident Hermann Hutter.

Nach der öffentlichen Ankündigung, alle Geschäfte – außer den so genannten „systemrelevanten“ Geschäften, wie Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Frisöre, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Hofläden, Raiffeisen-, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und der Großhandel – schließen zu lassen, sei bis zuletzt unklar gewesen, ab wann dieser Beschluss gelte, sagt HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann.

So sei am frühen gestrigen Abend mitgeteilt worden, eine Schließung sei erst am 19.03.2020 zu erwarten. Gleichzeitig sei in der Presse teilweise eine Schließung vom 19.03.2020 bis Mitte Juni verkündet worden. Nun ist klar, dass die Schließung ein Monat gelte und zwar vom 18.03.2020 bis 19.04.2020. Viele Sachverhalte seien dennoch noch unklar.

„Eine solche Desinformation ist eine Katastrophe. Die Händler haben den doppelten Schaden. Zum einen bleiben nun die Umsatzausfälle bei ihnen hängen, zum anderen konnten sie bei Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten durch die katastrophale Informationspolitik für keinen geordneten Übergang sorgen.“ Stellt Hermann Hutter nun klar.

Der Verband hatte bereits am gestrigen Dienstag in einem Schreiben an Ministerpräsident Kretschmann und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut eindringlich vor den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen von Geschäftsschließungen in Zusammenhang mit der Corona-Krise gewarnt. „Auch die Umsätze der Non-Food-Händler gehen komplett auf null, während die allermeisten Kosten weiterlaufen. Viele Händler wissen nicht, wie sie allein ihre Fixkosten, vor allem Miete und Personalkosten ohne Einnahmen in der nächsten Woche bezahlen sollen“, so Hutter. Unzählige Insolvenzen sind so vorprogrammiert.

Deshalb seien jetzt weitaus weitreichendere als die bisher verkündeten Wirtschaftshilfen zwingend notwendig. Zinsreduzierte Kredite oder Steuerstundungen und ähnliche angekündigte Hilfen sind sehr gut, sehr wichtig und helfen, sie helfen aber nur im Augenblick, denn sie sind zurückzuzahlen. Sie ersetzen aber nicht den Schaden.

„Wir brauchen daher dringend und schnellstens ein Sofort-Hilfe-Programm für die KMUs als einmalige Finanzhilfe. Das ist kein normales Betriebsrisiko, das am Händler hängen bleiben darf, den diese Situation völlig unverschuldet trifft!“, so Hutter.

„Dieses Sofort-Hilfs-Programm müsse sich am Beispiel von Bayern orientieren. Dort werde ab Freitag schon ausbezahlt! Dies benötigen wir auch“, so Hutter.

„Die Landesregierung hat die Schließung der Geschäfte angeordnet und ist daher grundsätzlich auch für den Schaden, der bei den Händlern und den Mitarbeitern unter dem Strich hängenbleibt, verantwortlich“, sagt HBWPräsident Hutter.

Über den Handelsverband Baden-Württemberg e.V.

Der Handelsverband Baden-Württemberg vertritt die politischen Interessen von über 40.000 Handelsunternehmen in Baden- Württemberg. Der Handel stellt den drittgrößten Wirtschaftszweig dar mit 500.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern, ca. 18.000 Auszubildenden und einem Umsatz von ca. 90 Mrd. Euro. Der Verband bietet zudem mit der Dienstleistungsplattform www.handel-scout.de eine Art "Wikipedia" für den Handel an, welche angereichert mit Partnern aus den einzelnen Dienstleistungsbereichen und deren Wissen, für einzelne Bereiche Lösungen darlegen. Das daran angegliederte Weiterbildungsangebot www.handel-scout-akademie.de setzt sich aus zwei Bausteinen zusammen: Präsenzschulungen und E-Learning.

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