„Es ist wie mit der Einführung der erneuerbaren Energien“, so Wiener. „Das war ein Kraftakt und er ist noch nicht abgeschlossen. Viele haben anfänglich behauptet, wir könnten den heutigen Stand der Technik niemals erreichen.“ Doch mittlerweile machten erneuerbare Energien einen relevanten Teil der Energieversorgung in Deutschland aus. Beim Thema Kunststoff und Kreislauf stehe diese Anstrengung noch bevor. „Wir stehen mit dem Plastikkreislauf noch ganz am Anfang.“ So betrage die Nachfrage nach Kunststoffrezyklaten in Europa gerade mal sechs Prozent des Gesamtverbrauchs an Kunststoff. „Recycelter Kunststoff spielt bei der Herstellung von Kunststoffprodukten nach wie vor praktisch keine Rolle“, bemängelt Wiener.
Um das zu ändern, empfiehlt der Grüne Punkt:
· Kunststoffprodukte müssen recyclingfähig sein. Verpackungen aus Plastik etwa sollten so gestaltet werden, dass sie sich nach Gebrauch ohne Probleme von Maschinen sortieren und der richtigen Kunststoffart zuordnen lassen. Sie sollten zudem so hergestellt werden, dass wieder ein hochwertiges Produkt daraus hergestellt werden kann. Große Hersteller wie Procter & Gamble oder auch Nestlé haben sich hier ambitionierte Ziele gesetzt und unternehmen große Anstrengungen, sie zu erreichen. Um das für den Gesamtmarkt umzusetzen, ist ein branchenübergreifender Fördermechanismus zum Start der Entwicklung notwendig. „Wir haben mit dem Recyclingfonds, in den alle einzahlen und der Verwertungsinnovationen belohnt, schon vor Jahren einen Vorschlag gemacht, wie das umzusetzen wäre. Bis heute ist es der einzige Vorschlag geblieben – trotzdem ist eine Umsetzung nicht absehbar“, sagt Michael Wiener.
· Kunststoffprodukte sollten zumindest zum Teil aus Rezyklaten hergestellt werden. „Unternehmen wie Werner & Mertz (Frosch), Compo, Dr. Schnell und andere haben gezeigt, dass man auch hochwertige Verpackungen für Konsumgüter aus Rezyklaten fertigen kann“, betont Wiener. „Andere, wie der mittelständische Hersteller Gies Kunststoffe, haben Mut bewiesen, ganze Produktlinien auf Rezyklat umgestellt und sind am Markt erfolgreich.“ Wie bei erneuerbaren Energien spreche daher nichts dagegen, jährlich steigende Quoten für den Einsatz von Recyclingkunststoff vorzuschreiben.
· Chancen für die deutsche und die europäische Industrie nutzen: „Noch haben wir einen Technologievorsprung, aber andere holen auf, insbesondere China. Wir sollten mehr in die Forschung auf diesem Zukunftsfeld investieren“, fordert Wiener. Das könne mit einem nationalen Recyclinginstitut oder einer intensiven europäischen Kooperation erfolgen.
Global Recycling Day
Der internationale Tag des Recyclings („Global Recycling Day“) geht auf eine Initiative des Bureau of International Recycling zurück und wird seit 2018 begangen. Der Tag soll das Recycling fördern und Recycling als wichtige Rohstoffquelle etablieren, um natürliche Ressourcen zu schonen.
„Recycling und Kreislaufwirtschaft sind DIE Rohstoffquellen der Zukunft“, ist Michael Wiener überzeugt. „Aber wir müssen sie wie jedes Rohstoffvorkommen erschließen. Das erfordert zunächst Anstrengung und Investitionen – und dann zahlt es sich für die aus, die klug wirtschaften.“
Die Unternehmen des Grünen Punkts sind als Dienstleister für die erweiterte Produzentenverantwortung, als führender Sekundärrohstofflieferant für Kunststoffe und als Premium-Produzent von Kunststoffrezyklaten der Lösungsanbieter für die Bedürfnisse der Kreislaufwirtschaft. Die Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH (DSD) hat mit dem Grünen Punkt als ihrem Markenzeichen das duale System in Deutschland mit eingeführt und aufgebaut und steht für intelligente Rücknahmesysteme sowie die Entwicklung und Vermarktung innovativer Rezyklate und Dienstleistungen. Die Systec Plastics stellt an den Standorten Eisfeld und Hörstel Premiumrezyklate der Marke Systalen für den internationalen Markt her. Die Unternehmen sind in der DSD – Duales System Holding GmbH & Co. KG zusammengefasst.
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