Bei allem, was wir momentan wissen, stützen wir uns vor allem auf Daten aus China. In einer aktuellen Veröffentlichung mit sechs Studien bei 1 527 COVID-19-Patienten hatten 17,1 Prozent einen erhöhten Blutdruck, 16,4 Prozent kardiovaskuläre Erkrankungen und 9,7 Prozent einen Diabetes mellitus. Die Prävalenz von erhöhtem Blutdruck und Diabetes mellitus bei einem mit dem Virus infizierten Menschen war annährend gleich wie in der Normalbevölkerung. Die schweren Verläufe bestanden bei Menschen mit Diabetes mellitus mit zusätzlichen Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. (1)
„Aufgrund der nicht differenzierten medialen Berichterstattung beobachten wir in den diabetologischen Schwerpunktpraxen einen Anstieg an Verunsicherung bei unseren Patienten, die mitunter ein gefährliches Ausmaß annimmt. Wenn selbst Krankenschwestern oder Kindergärtnerinnen der Notgruppen, die Mitte 20 und Typ-1erinnen ohne Folgeerkrankungen sind, um eine AU bitten, dann ist es an der Zeit, den Fehlinformationen öffentlich entgegenzuwirken“, sagt Dr. med. Jens Kröger, niedergelassener Diabetologe in Hamburg-Bergedorf und Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Wenn Menschen mit Diabetes mellitus keine Erkrankungen der oberen Atemwege haben und kein Verdacht auf eine Coronainfektion besteht, ist eine Arbeitsunfähigkeit hinsichtlich dessen nicht nötig und nicht möglich. Menschen mit Diabetes mellitus haben nicht per se durch die Erkrankung ein erhöhtes Risiko. Eine individuelle Betrachtung zur Risikoabwägung ist notwendig. Menschen mit Diabetes mellitus sollten sich bemühen, eine stabile Glukosestoffwechsellage zu erzielen“, ergänzt Dr. Kröger.
Die Patienten seien derzeit auch in Sorge, ob sie ihren Bedarf an Insulin, Medikamenten oder Pumpen quartalsgerecht erhalten. „Der Quartalsbedarf für Menschen mit Diabetes ist genauso gesichert wie der von anderen chronisch Erkrankten. Gerade beim Insulin gibt es keine Lieferengpässe und diese sind auch nicht zu erwarten. Es macht hier keinen Sinn, Medikamente und Hilfsmittel zu horten“, ergänzt Kröger.
Im Übrigen gelten auch für Menschen mit Diabetes generell die Infektionsschutz-Maßnahmen des Robert Koch-Instituts (RKI), um sich vor dem neuartigen Virus SARS-CoV-2 zu schützen:
- häufiges, gründliches Händewaschen mit Seife (20 – 30 sec)
- Abstand zu anderen Menschen halten, große Menschenmengen meiden
- Hust- und Niesetikette einhalten, also vom Gegenüber wegdrehen und in die Armbeuge husten oder niesen
- sich nicht ins Gesicht fassen, vor allem nicht, wenn Sie vorher möglichweise kontaminierte Oberflächen wie Türklinken oder Haltestangen in Bussen angefasst haben
- zu Hause bleiben, vor allem wenn Sie an Erkältungssymptomen leiden
„Es ist natürlich auch für Menschen mit Diabetes sinnvoll, sich vorab Gedanken zu machen, wie im Falle eines Infektionsverdachts oder einer häuslichen Quarantäne vorgegangen werden sollte“, mahnt Dr. Kröger.
Eine Quarantäne wird von den Behörden angeordnet, wenn der Patient innerhalb der letzten 14 Tage in einem Risikogebiet war oder Kontakt zu einem COVID-19-Erkrankten hatte und gilt zunächst als Vorsichtsmaßnahme, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern.
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hat Ratschläge und Tipps zusammengestellt, damit Menschen mit Diabetes im Fall einer Quarantäne oder gar einer Infektion mit dem neuen Coronavirus gut vorbereitet sind: www.diabetesde.org/corona.
1 BoLi, Prevalence and Impact of cardiovacular metabolic diseases on Covid 19 in China, Clinical Research in cardiology, 110320, https://doi.org/10.1007/s00392-020-01626-9
Weitere Informationen im Internet:
Die Charité hat die sogenannte CovApp entwickelt. Mit der CovApp (https://covapp.charite.de/ )und dem dahinterstehenden Fragebogen bekommen Bürgerinnen und Bürger bereits zu Hause eine Entscheidungshilfe, ob sie eine Untersuchungsstelle aufsuchen sollten und ob ein COVID-19-Test sinnvoll ist.
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe ist eine Gesundheitsorganisation, die sich aktiv für die Interessen von mehr als 7 Mio. Menschen mit Diabetes, deren Angehörige sowie Risikopatienten einsetzt. Wir mobilisieren den politischen Willen für notwendige Veränderungen im Hinblick auf eine bestmögliche Versorgung, frühzeitige Prävention und den Ausbau der Forschung. Wir betreiben Aufmerksamkeitslenkung und Aufklärung und können auf ein breites, kompetentes Netzwerk verweisen. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Förderorganisationen Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe (VDBD) sichert unsere fachliche Expertise, die praktische Erfahrung der Selbsthilfeorganisation Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) sichert die Patientenorientierung unserer Arbeit.
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