Er: Gutaussehender Gartenkünstler, Bestsellerautor und Frauenheld.
Sie: Neun Jahre älter, eher unattraktiv, darf seine Pflanzungen hüten und ihn in mütterlicher Liebe von Ferne bewundern, während er um die Welt tingelt.
Aber stimmt das wirklich? Neuere Forschungen und Briefe aus Branitz belegen, dass Lucie sehr wohl selbst eigene Gartenideen verwirklicht hat. Diese Tatsache haben Sabine Freifrau von Süsskind und Elke Gräfin zu Pückler zum Anlass genommen mit Schloss Dennenlohe unter der Schirmherrschaft der Stiftung Schloss Branitz einen alljährlichen Preis für Landschaftsarchitektinnen auszuloben.
Lucie Pückler lebte 16 Jahre in Mittelfranken auf Schloss Dennenlohe, bevor Sie den berühmten Gartenfürsten heiratete und nach Muskau zog. Ähnlich Gartenverrückt wie das Ehepaar Pückler gestalten der „grüne Baron“ Süsskind und seine Frau den größten privaten Landschaftspark und Botanischen Garten Dennenlohe.
Weibliche Gartenleistungen in einer männerdominierten Gartenwelt herauszuheben, ist damals – wie auch heute noch – eine wichtige Vorbildfunktion für nachfolgende Generationen.
Lucie hat mit Rat und Tat auf Hermanns Schöpfungen Einfluss genommen, in Details, aber auch im Großen und daß es überhaupt einen Branitzer Pückler-Park gibt, ist ursächlich Verdienst der Fürstin, die sich auch in Dennenlohe intensiv um den Schlosspark kümmerte.
Was lag also näher für Schloss Dennenlohe, als einen Preis auszuloben, der von den Firmen Stihl mit Sachpreisen im Wert von 1.200 Euro, von Verver Export GmbH mit Pflanzen im Wert von 3.000 Euro und von der ELEO GmbH mit einem Pavillon im neuen Lucie Pückler Garten auf der Landesgartenschau 2020 in Überlingen gesponsert wird.
Der diesjährige Sieger des Lucie Pückler Wettbewerbs 2020 „Zusammenspiel“ von Tabea Müller, die an der TU Dresden studiert, kann auf dem Landesgarten-schaugelände ab Ende April bewundert werden, sofern die Coronakrise keine Verlegung der Eröffnung erfordert.
Der zweite Platz ging an Aurelia Ibach und Laura Kemptner für Ihren Entwurf „Pavillon des Fleurs“ und der dritte Preis an von Patricia Sohn mit „In the eyes of Lucie“ von der Leibniz Universität Hannover – sie erhalten beide Sachpreise der Firma Stihl.
Die Begründung der Jury und die 2020 vergebenen Sonderwürdigungen finden Sie anliegend.
Begründung der Jury zum Lucie Pückler Preis 2020
1. Platz: „Zusammenspiel“ von Tabea Müller, TU Dresden
Der Siegerentwurf 2020 besticht durch eine Planung mit sehr guter dreidimensionaler Wirkung des Gartens durch konsequente Reliefausbildung und Struktur der Pflanzungen – dadurch wird während der gesamten Blütezeit der Sommerblumenmischung eine besonders interessante Wirkung erzielt.
Überzeugende Texte und Planungen zu den verschiedenen Atmosphären und Reflektionen, detaillierte Pflanzskizzen und ein perfekt gestalteter Blühkalender runden den Entwurf ab. Die Jury war vor allem von der ausdrucksstarken Pflanzenverwendung und der Idee des „Zusammenspiels“ von Lucie und ihrem Lou angetan. Die Formgebung – ein großes ornamentales „S“ für Lucies Spitznamen Schnucke – mit unterschiedlichen Pflanzungen für die beiden Charaktere der Ehepartner anzulegen hat die Jury überzeugt. Eine sehr gute Idee!
2. Platz: „Pavillon des Fleurs“ von Aurelia Ibach und Laura Kemptner, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Die Verfasserinnen scheinen sich nur kurz und knapp mit Lucie auseinadergesetzt zu haben. Es reicht ihnen zu wissen, daß diese fantastische, blütenreiche Pflanzungen mochte. Daher wählen die Entwurfsverfasserin äußerst unkompliziert eine akzentuierte Fertig-Staudenmischung, welche durchaus aufgrund der Hell- und Dunkel Kontraste einen speziellen ‚Kick‘ bietet.
Mit derselben raschen Unkompliziertheit realisieren die beiden Verfasserinnen einen modernen Pleasureground in Anlehnung an den Klassiker-Vorgänger in Muskau. Sie transportieren die Formensprache des Pleasuregrounds in eine neue Gesamtform, welche sich den vorgeschriebenen Pavillon in einer äußeren Ecke des Garten-Raums einverleibt. Auf diese Weise entschlacken die Entwerferinnen den Pleasureground von der aus heutiger Sicht behäbigen Schwere des historischen Modells und schaffen zugleich eine weltoffene Weite für den gesamten Garten: Der ideale Rahmen, um intensiv in den ausgewählten Stauden- und Sommertrams Kombinationen zu schwelgen.
Gesamteindruck: Scheinbar raffiniert einfach!
3. Platz: „In the eyes of Lucie“ von Patricia Sohn, Leibniz Universität Hannover
Der Pavillon in seiner klassisch-romantischen Anmutung stellt eine ziemliche Weiche, es wird durch ihn gleich arg romantisch. Das nuancierte Farbspiel und die sanft-kräftigen Farbverläufe der ausgeklügelten Pflanzenzusammenstellung setzen hierzu einen willkommen modernen Gegenpol.
Ebenso durchdacht geht es weiter: Unter der Praämisse „Schöneit liegt in dem Auge des Betrachters“ wird eine zentralperspektivische Wahrnehmung der Gesamtpflanzung forciert, welche dazu animiert, nicht einfach bloß naiv in „Ahs und Ohs“ zu schwelgen – wie das bei großer Blütenpracht nur allzu schnell passiert – sondern genau und intensiv hinzuschauen.
Gesamteindruck: Durchdacht, gründlich, starkes Konzept.
Sonderwürdigungen 2020
Janina Wagner, Leibniz Universität Hannover
„Für Elise“ oder „Für Lucie“? – anlehnend an das berühmte Klavierstück von Beethoven entwirft die Verfasserin einen blühenden Garten, der visuell die Tonhöhen des Stückes in den Blumenhöhen wellenförmig aufnimmt und umsetzt. Die Wegeführung und ausgewogene Pflanzung ist optisch an die 3 wiederkehrenden Harmoniemotive angelehnt – eine ausgesprochen kreative Arbeit, die die Jury besonders begeistert hat!
Ulrike Böhmer, Landschaftsarchitektin, TU Dresden
Der Entwurf „Ungezähmt“ als großes S-Beet angelegt, überzeugte die Jury mit einer raffinierten Planung: Großblütige Frühlings- und Sommerblumen, die durch ihre Dualität der Blütenfarben die Zweiseitigkeit in Lucies Leben aufnehmen und darstellen – eine interessante Idee, perfekt umgesetzt in einem sehr professionell gestalteten Plan.
„Lucie und ihr Graf Pückler“ von Isabelle Heinen, TU Dresden
Im dritten Jahr des Awards gefiel der Jury an diesem Entwurf, wie genau und mit eigenem Urteil die Verfasserin versucht, die Beziehung zwischen Lucie und ihrem Mann auszuloten. Sowohl was das Private angeht, wie auch der Blick auf das professionelle Schaffen der Beiden. Für ihre Erkenntnisse findet die Verfasserin ein Bild, eine Formensprache und ein Vorgehen.
Das Komplimentäre und Gegensätzliche der beiden großen Persönlichkeiten spiegelt sich in kreisrunden, isolierten Beeten. Wie diese angeordnet sind, entspricht wiederum dem Prinzip des Goldenen Schnitts, welchen Fürst Pückler bei Baumpflanzungen anwandte und transformiert andererseits die typisch Pücklerischen Dreierpflanzungen.
Alzbeta Pelikanova, TU Dresden
Die Planerin nimmt einen historisch bekannten Pückler Blumenbeetentwurf und transportiert ihn schwungvoll in die heutige Zeit. Durch raffinierte Blumenkombinationen und eine Umstrukturierung der Beete erzielt sie einen ganz besonderen neuen Stil!
Helen Schenk/Dinah Schredl/Christina Seibuechler, Hochschule Triesdorf
Das turbulente Leben der Fürstin wird in diesem Entwurf in unterschiedlich hohen Hochbeeten umgesetzt, die die Tiefen und Höhen ihres Lebens aufnehmen und darstellen sollen. Dies erreichen die drei Verfasserinnen durch Hochbeete, die eine besondere Raumwirkung im geplanten Garten erzielen. Eine raffinierte Idee!
Der aktuell 26 Hektar große private Schloss- und Landschaftspark Dennenlohe ist seit 2004 für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Park besticht durch seine Lage am Wasser, die verwunschenen Inseln und Brücken sowie die Vielzahl an Rhododendren. Er ist als Botanischer Garten anerkannt, wird vom "Grünen Baron" selbst gestaltet und täglich gepflegt. 2008 wurde hier das Bayerische Gartennetzwerk initiiert und Dennenlohe ist seit 2011 Sitz des Verbandes Bayerischer Parks und Gärten e.V..
Seit 2018 wird der Lucie Pückler Preis für Landschaftsarchitektinnen im deutschsprachigen Raum ausgelobt. Seit 2006 vergibt Schloss Dennenlohe alljährlich im März den Deutschen und Europäischen Gartenbuchpreis sowie den European Garden Photo Award.
Freiherrliche Schloss- und Gartenverwaltung Dennenlohe
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