„Die Rentenuhr tickt, und die Empfehlungen der Rentenkommission werden die Probleme der Altersvorsorge in Deutschland nicht lösen. Ab 2025 gehen die Babyboomer in Rente. 2030 sind es dann nur noch zwei Arbeitnehmer, die die Bezüge eines Rentners finanzieren. Dies wird das gesetzliche Umlageverfahren massiv unter Druck setzen“, konstatiert Dr. Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Aktieninstituts. „Vorschläge wie die Fortschreibung der doppelten Haltelinien lösen das Problem nicht. Stattdessen müssen wir Aktien mit ihren attraktiven Erträgen für unsere Altersvorsorge nutzen, wie zahlreiche Experten empfehlen. Der aktuelle Börsencrash ändert daran nichts. Die Märkte und damit breitgestreute Aktienanlagen haben sich langfristig immer wieder erholt“, unterstreicht sie.
Vorschläge der Rentenkommission
Kritisch sieht das Aktieninstitut den Vorschlag, die aktuell verbindlichen Haltelinien auch nach 2025 beizubehalten. Um diese Haltelinien nicht zu reißen, muss der Staat weitere Steuerzuschüsse gewähren, obwohl diese aktuell schon bei 110 Milliarden Euro im Jahr liegen. Trotz der zusätzlichen Steuermilliarden werden die Rentenbeiträge steigen und das Rentenniveau sinken. Die Belastungen für die nachwachsenden Generationen werden damit steigen. Ein verlässlicher Generationenvertrag sieht anders aus.
Mit Blick auf die Empfehlungen zur betrieblichen und privaten Altersvorsorge enthält der Bericht Licht und Schatten. Dass es zukünftig Riester-Verträge mit modifizierten Garantien geben soll, die ein angemessenes Verhältnis von Renditechancen, Sicherheiten und Risiken zulassen, ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Die Einführung eines Standardvorsorgeprodukts im Sinne eines neuen Produktstandards kann zu verbesserten Rahmenbedingungen und kostengünstigeren Produkten führen. Dafür bedarf es allerdings keines staatlichen Angebots.
Ertragsstärke von Aktien nutzen
„Langfristige breitgestreute Aktienanlagen haben in der Vergangenheit jährlich attraktive Erträge von durchschnittlich sechs bis neun Prozent erwirtschaftet. Diese Ertragsstärke gilt es in der deutschen Altersvorsorge zu nutzen, wie dies Schweden, Australien, die Niederlande und andere Länder mehr tun“, fordert Bortenlänger.
Die Ertragskraft der Aktie entfaltet sich über mehrere Jahrzehnte. Trotz aller Krisen hat sich die breitgestreute Aktienanlage langfristig immer gelohnt. Wer beispielsweise von 1990 bis 2010 monatlich in den Deutschen Aktienindex DAX investiert hat, konnte sich am Ende über eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,8 Prozent freuen, obwohl sowohl die Dotcom- und die Finanzkrise in diesen Zeitraum fallen.
Selbst wer zum bisherigen Tiefstand des DAX anlässlich der Corona-Krise von 8.256 Punkten seinen 30-jährigen Aktiensparplan verkauft hätte, hätte noch einen durchschnittlichen jährlichen Ertrag von 4,4 Prozent erwirtschaftet.
„Der Bericht der Rentenkommission ist eine verpasste Chance und die Vertagung der Lösung ist fahrlässig“, kritisiert Bortenlänger. „Angesichts des Ernstes der Lage in unserem Altersvorsorgesystem ist der Gesetzgeber gefordert, jetzt zu handeln und ein Ansparverfahren mit Aktien in die Altersvorsorge zu integrieren. Dies wird die drohenden Einbußen bei den Rentenbezügen abfedern und unsere Altersvorsorge zukunfts- und demografiefest aufstellen.“
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