Der NABU Hamburg lehnt den Bau der A26 Ost kategorisch ab. Das Vorhaben ist artenschutzrechtlich besonders problematisch und nach Einschätzung der Kanzlei Mohr Partner weder mit der Klimaschutzgesetzgebung des Bundes, noch mit der der Freien und Hansestadt Hamburg, vereinbar. Zudem kritisiert der NABU den mangelnden Bedarf. Der Autobahnbau wird auch mit Wachstumserwartungen für den Hamburger Hafen gerechtfertigt, die sich als völlig verfehlt erwiesen haben. Denn statt 25 Millionen Containern (TEU), die für das Jahr 2025 prognostiziert waren, bleibt der Umschlag auch 8 Jahre nach dem Hafenentwicklungsplan konstant unter 10 Millionen TEU. Angesichts der Digitalisierung mit technischen Möglichkeiten, wie dem 3-D-Druck oder sich rasant verändernden Transport- und Logistikketten, ist ein überproportionales Wachstum ausgeschlossen.
Inwieweit die Corona-Pandemie zusätzlich das Hafenwachstum nachhaltig einschränken und globale Produktion und Transporte weiter verändern wird, ist noch völlig offen. „Die Welt steht still und niemand weiß, wie sie nach der Krise aussehen wird. Das Vorhaben der A26 Ost ist von Vorgestern und keine zukunftsweisende Idee für Morgen. Verantwortungsvolle Politik bedeutet jetzt noch mehr, den Sinn und Zweck zu überprüfen. Die horrenden Mittel könnten für wirtschaftlich sinnvollere, ökologisch weniger schädliche und infrastrukturell zielführendere Vorhaben eingesetzt werden“, sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg.
Deswegen soll der Bund nach Auffassung des NABU alternativ die Haupthafenroute, den Veddeler Damm, wenige Kilometer nördlich der geplanten A26 Ost adäquat ausbauen. Im Westen sei Ersatz der Köhlbrandquerung, an dem sich die Freie und Hansestadt Hamburg mit rund 1,5 Milliarden Euro beteiligen müsste, beschlossen. Aber auch im Osten auf der Veddel besteht mit Blick auf die wachsende Wohnbevölkerung auf dem Kleinen Grasbrook dringend Handlungsbedarf. Dort könnte der aus der Olympiaplanung stammende Tunnel an die A252 umgesetzt werden, der bisher an den Kosten scheiterte.
„Statt einer überflüssigen Doppelinfrastruktur könnten stattdessen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Den Neubau der A26 Ost durch die Ertüchtigung der Haupthafenroute zu ersetzen, ist weniger klimaschädlich, führt zu weniger Arten- und Lebensraumverlusten, ist kostengünstiger und der realen Hafenentwicklung angemessen. Alles andere sind Wolkenkuckucksheime, die ökologisch, ökonomisch und sozial heute noch unverantwortlicher sind, als zur Zeit der ersten Planungen“, so Siegert.
Hintergrund:
Die im Volksmund als „Hafenquerspange“ bezeichnete Stadtautobahn A26 Ost soll zukünftig die A7 bei Moorburg mit der A1 bei Kirchdorf im Stadtteil Wilhelmsburg verbinden. Angesichts einer über 50 Meter hohen Brücke über die Süderelbe sowie einer notwendigen Aufständerung der Autobahn über die Störfallbetriebe auf der Hohen Schaar ist der Autobahnkilometer mit rund 150 Millionen Euro exorbitant teuer. Zusatzkosten für zusätzliche Lärm- und Luftminderungsmaßnahmen im Raum Wilhelmsburg, die vom Land Hamburg getragen werden müssen, sollen durch die Bebauung des Landschaftsschutzgebiets „Wilhelmsburger Elbinsel“ refinanziert werden.
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