Die Kliniken machen sich derzeit auf den Ansturm vieler Covid-19-Patienten gefasst und halten hierfür eine große Anzahl von Krankenhaus- und Intensivstationsbetten frei. „Das heißt aber nicht, dass nicht auch weiterhin Kapazitäten für akut oder chronisch kranke Patienten zu Verfügung stehen“, betont Professor Dr. med. Jürgen Floege, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) und Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen an der Uniklinik der RWTH Aachen. Bereits jetzt sei zu beobachten, dass viele Menschen trotz Beschwerden eine ärztliche Behandlung hinauszögerten – aus Angst vor Infektionen oder um einen Beitrag zur Entlastung des Gesundheitssystems zu leisten. Dem möchte die Fachgesellschaft entgegenwirken, denn Kliniken und Praxen haben sich bereits bestmöglich auf die neuen Herausforderungen eingestellt und verfügen über ausreichende Kapazitäten, um eine breite internistische Versorgung der Bevölkerung weiterhin zu gewährleisten.
Weil für Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, eigene Teams in den Kliniken vorgehalten werden, werden planbare Behandlungen und Operationen aufgeschoben – vorausgesetzt es ist keine weitere Verschlechterung der zugrundeliegenden Erkrankung in den nächsten drei Monaten anzunehmen. „Dies trifft in der Bevölkerung und bei den betroffenen Patienten in der Regel auf sehr großes Verständnis und schafft gleichzeitig Kapazitäten, notwendige Behandlungen auch weiterhin durchzuführen“, so Professor Dr. med. Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM und Kardiologe aus Würzburg. Dennoch drängt er dazu, Patienten nicht allzu lange warten zu lassen und damit drohende Versorgungslücken oder Versorgungsengpässe nach der Corona-Krise zu vermeiden. Die rund 150.000 internistischen Krankenhausbetten, in denen jährlich sieben Millionen Patienten behandelt werden, stünden nach wie vor auch für Patienten zur Verfügung, die wegen akuter internistischer Leiden wie Herzinfarkt oder Krebs eine Behandlung benötigten.
„Viele Patienten scheuen sich aus Angst vor einer Infektion mit Covid-19, ärztliche Einrichtungen aufzusuchen“, sagt auch Professor Dr. med. Markus Lerch, Vorstandsmitglied der DGIM und Direktor der Klinik für Innere Medizin A an der Universitätsmedizin Greifswald. Eine gute Alternative für vorerkrankte und immungeschwächte Patienten ohne akute Beschwerden schaffen die durch Kliniken und Praxen angebotenen Möglichkeiten der kontaktlosen medizinischen Versorgung. Viele internistische Praxen haben ihre Sprechstunden mittlerweile auf Telefonsprechstunden und Videosprechstunden umgestellt, damit Patienten eine ärztliche Beratung zu Hause erhalten können. Auch Rezepte können heute ausgestellt werden, ohne dass der Patient diese in der Praxis persönlich abholen muss. Um Patienten mit Verdacht auf eine Covid-19-Infektion nicht in den Wartezimmern mit anderen Patienten zu mischen, haben die verantwortlichen Kassenärztlichen Vereinigungen längst an den meisten Standorten spezielle Fieber-Ambulanzen eingerichtet, an denen auch der Abstrich auf das Coronavirus erfolgen kann und die Erkrankten ambulant behandelt werden. „Das schützt all jene, die trotz telemedizinischer Möglichkeiten eine persönliche ärztliche Behandlung benötigen“, so Lerch. Auch die Kliniken haben Vorkehrungen für den Infektionsschutz getroffen: Das Tragen von Gesichtsmasken zum Schutz der stationären Patienten gegen Ansteckung ist in fast allen Krankenhäusern für Personal und Patienten inzwischen Pflicht. Darüber hinaus gibt es in den Krankenhäusern fast überall getrennte Bereiche für die an Covid-19 Erkrankten und die übrigen Patienten. Das ist insbesondere auch für jene Patienten wichtig, die etwa für die Dialyse oder Chemotherapie regelmäßig eine Klinik aufsuchen müssen. „Damit müssen sich internistische Patienten keine Sorgen um ihre Versorgung machen und sollten bei ernsthaften Beschwerden keineswegs zu lange warten“, fasst DGIM-Vorsitzender Floege zusammen.
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