Die Notwendigkeit, die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, hat unsere individuelle und gesellschaftliche Normalität drastisch verändert: Schulschließungen, Home Office, Intensivierung des familiären Zusammenlebens sind nur drei Stichworte. Unsere generelle Alltagserwartung, die Bedingungen der Gegenwart werden im Großen und Ganzen auch die der Zukunft sein, ist tief erschüttert. Jetzt gilt es, aus diesen großen Veränderungen zu lernen und die gewonnenen Erfahrungen für die Zukunft zu nutzen. Um diese große Aufgabe in der Bevölkerung allgemein zu bearbeiten, werden die Volkshochschulen in und nach der Krise dringend benötigt. Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg definiert die Aufgaben der Volkshochschulen vor dem Hintergrund der Corona-Krise und bekräftigt gleichzeitig seine Digitalisierungsoffensive.

Das Positionspapier findet sich unter: https://www.vhs-bw.de/positionspapier-april-2020.pdf, die Digitalisierungsoffensive unter: https://www.vhs-bw.de/digitalisierungsinitiative-maerz-2020.pdf .

„Krisenzeiten sind bekanntlich Zeiten der Entscheidung. Sie sind aber auch Zeiten des Lernens, des umfänglichen und raschen Umlernens. Insofern gilt: Krisenzeiten sind Bildungszeiten“, erklärt der Direktor des Volkshochschulverbandes, Dr. Hermann Huba.

Die Digitalisierungsoffensive des Volkshochschulverbandes, unter dem Motto „Lieber digital als infiziert!“, befördert mit Nachdruck den raschen Transfer analoger vhs-Veranstaltungen in die digitale Welt. Mit der bundesweiten Lern- und Arbeitsplattform vhs.cloud und dem Digitalen Weiterbildungscampus Baden-Württemberg können die Einrichtungen dabei auf eine geeignete Infrastruktur zurückgreifen. Alle Digitalisierungsbemühungen und Digitalisierungserfolge der Volkshochschulen auf dem Weg zur „analogitalen vhs“ ändern allerdings nichts am Selbstverständnis der Volkshochschule als einem Ort physischer Begegnung und sozialen Lernens.

Die Digitalisierung ist in dieser Zeit der Notwendigkeit sozialer Distanz nämlich nicht nur eine Chance, sondern auch eine Herausforderung. Nicht alle Menschen verfügen über die erforderlichen Kompetenzen und auch nicht unbedingt über die technischen Voraussetzungen bei dem aktuellen Digitalisierungsschub mitzuhalten. Schon dadurch wird die Bildungsspaltung unserer Gesellschaft vertieft. Dem müssen und wollen die Volkshochschulen entschieden entgegenwirken. Denn ihr öffentlicher Auftrag verpflichtet sie dazu, Bildung für die Allgemeinheit, Bildung für alle zu ermöglichen.

Hinzu kommen die inhaltlichen Herausforderungen. Home Office, Kurzarbeit oder gar (drohende) Arbeitslosigkeit stellen Menschen vor Herausforderungen, die auch mit Bildungsangeboten aufgefangen werden können und müssen: von Techniken zur Stressbewältigung über den kreativen Umgang mit Krisen bis zur beruflichen Weiterentwicklung oder Neuorientierung. Viele Kinder und deren Familien bedürfen dringend passgenauer schulergänzender und -begleitender Maßnahmen, um durch die Krise Versäumtes nachholen zu können. Und insgesamt stellt sich die Zukunft nach Corona aufgrund der dann vergangenen gegenwärtigen Erfahrungen neu, und das heißt ungewisser dar:

Wie hat die neue Normalität unseren Alltag und unsere Beziehungen verändert? Haben sich neue Formen der Solidarität entwickelt? Hat sich unsere rechtsstaatliche Demokratie als krisenfest erwiesen? Konnten wir uns in der Krisenkommunikation auf unser kritisches Urteilsvermögen verlassen? Diese und viele weitere grundsätzliche Fragen müssen die Volkshochschulen thematisieren, um sie gemeinsam mit ihren über 2,2 Millionen Teilnehmenden und einem möglichst noch größeren Kreis der Bevölkerung zu diskutieren.

„Das kann aber nur geschehen, wenn die Volkshochschulen die aktuellen Einschränkungen ihres Betriebs zunächst überstehen. Ihre derzeitigen Einnahmeausfälle, einschließlich der ihrer Kursleiter*innen, sind gravierend. Deshalb sind die Kommunen und das Land aufgerufen, sie wirtschaftlich durch Soforthilfen ebenso abzusichern, wie das für Unternehmen der Wirtschaft selbstverständlich ist. Darüber hinaus sind die aktuelle Fortsetzung und der künftige Ausbau insbesondere der institutionellen Förderung durch das Land und die Kommunen unerlässlich. Denn auch die rückblickende Analyse und Interpretation der Krise für die Zukunft ist eine Bildungsaufgabe“, bekräftigt Huba.

In der sog. Flüchtlingskrise ab 2015 haben sich die Volkshochschulen als reaktionsfähige und verlässliche Partnerinnen von Politik und Gesellschaft erwiesen und Integration bis heute sehr zu ihrer Sache gemacht. Sie haben den geflüchteten Menschen durch ihre Integrationskurse und viele weitere Angebote Halt, Orientierung und Perspektive gegeben und die Bevölkerung als aufnehmende Gesellschaft dabei unterstützt, fremde Kulturen schätzen zu lernen. „Deshalb verdienen sie auch jetzt das Vertrauen von Politik und Gesellschaft“, so Huba.

Über den Volkshochschulverband Baden-Württemberg e.V.

Zum Volkshochschulverband Baden-Württemberg gehören 168 Volkshochschulen mit über 650 Außenstellen. Die Einrichtungen vor Ort bieten ein flächendeckendes Netz an vielfältigen Angeboten zur Allgemeinbildung, einschließlich der Bildung für nachhaltige Entwicklung, zur Gesundheitsbildung, in den Sprachen, zum Thema Integration und zur beruflichen Qualifizierung sowie in der Alphabetisierung und Grundbildung. Informationen über die Arbeitsfelder der Volkshochschulen finden Sie auf der Homepage des Volkshochschulverbandes Baden-Württemberg: www.vhs-bw.de.

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