Jetzt haben auch am Karlstor die Arbeiten zur Umgestaltung der Kriegsstraße mit einer neuen oberirdischen Gleistrasse und einem darunter liegenden Autotunnel richtig begonnen: Seit vier Tagen fahren keine Straßenbahnen mehr über die Kreuzung der Karlstraße mit der Kriegsstraße – und schon sind die Gleise im Mittelbereich des Verkehrsknotens entfernt, Leitungen werden zurückgebaut, an Kanälen wird gearbeitet. Zur Vorbereitung der Bohrpfahlwand, die noch dort hergestellt werden muss, wo bisher die Stadtbahnen und Straßenbahnen fuhren, wird der Untergrund auf eventuell vorhandene Kampfmittel untersucht und werden die Bohrschablonen angelegt.

Nutzen können Fußgänger und Radfahrer seit vier Tagen die Hilfsbrücken westlich des Karlstors. So sind für diese Verkehrsteilnehmer keine allzu langen Umwege nötig. Autofahrer müssen ebenfalls nicht großräumig umgeleitet werden, wenn sie von der südlichen in die nördliche Karlstraße oder umgekehrt fahren wollen: Die beiden „Wender“ auf Höhe der Hirschstraße beziehungsweise der Ritterstraße erlauben relativ kurze (Um-)Wege.

An der Oberfläche laufen dagegen die Arbeiten im Baufeld W 3 ab: Hier fahren Autos und Radfahrer derzeit über der Mitte der Kriegsstraße auf dem bereits hergestellten Tunnelabschnitt, weil im Einmündungsbereich der Lammstraße bereits der Zuschnitt der endgültigen Kreuzung und Querung Kriegsstraße entsteht, nachdem im Vorfeld dort zahlreiche Leitungen neu verlegt wurden.

Im östlichen Teil des Baufeldes W3 und im Baufeld W 4 zwischen Lammstraße und Ettlinger Tor laufen die Arbeiten wiederum „unten“ in der Baugrube: Der Rohbau des Autotunnels wächst Meter für Meter auf das Kombi-Bauwerk an der Kreuzung Ettlinger Tor zu.

Östlich des Kombi-Bauwerks im Baufeld O 5 wird der Ingenieurbau erst noch vorbereitet: Die letzten Reste der alten Rampe und Erdreich werden LKW für LKW aus der immer tiefer werdenden Baugrube abgefahren. Ist die Baugrube tief genug, werden die Baugrubenwände in der untersten Lage verankert, um sie gegen den Erddruck zu stabilisieren.

Weiter in Richtung Osten in den Baufeldern O 4 und O 3 vor dem Staatstheater und dem so genannten Meidinger Block beherrscht im Wesentlichen der Ingenieurbau die Baugrube: Tunnelsohle, Außen- und Mittelwand entstehen in Abschnitten. Nur in einem Teil des Baufelds O 3 wird in diesen Tagen noch das Planum angelegt, auf das die Bewehrung für die Tunnelsohle gelegt werden wird.

Östlich vom Mendelssohnplatz, in den Baufeldern O 1 und O 2, sind Arbeiten an der endgültigen Oberfläche zu beobachten: Auf der Nordseite der Kriegsstraße zwischen Fritz-Erler-Straße und Kapellenstraße werden Fahrbahnen für Autos und Radler sowie Gehwege angelegt. Weiter östlich, in der Mitte zwischen den Rampen für den Autotunnel, liegen bereits Gleise, die die noch zu bauende Trasse in der Kriegsstraße mit der schon bestehenden Trasse in der Ludwig-Erhard-Allee verbinden werden.

In beiden Baufeldern O 1 und O 2 in der Ludwig-Erhard-Allee laufen „unten“ im Tunnel aber auch die Arbeiten am Innenausbau mit dem Anlegen von Notgehwegen sowie von Schlitzrinnen für das später von den Autos in den Tunnel eingetragene Regenwasser. Ganz im Osten, in den Rampen des Tunnels, wurde bereits mit dem Bau der zukünftigen Fahrbahn im Tunnel begonnen.

Beim Innenausbau des Stadtbahn- und Straßenbahntunnels führten die vereinzelt auch auf die Kombilösung einwirkenden Folgen der Corona-Pandemie inzwischen zu einer Solidarisierung der Handwerker untereinander: Firmen helfen sich fallweise gegenseitig, um Personalausfälle zu kompensieren. Dadurch wird verhindert, dass nicht nur das direkt betroffene Gewerk stockt, sondern auch die davon abhängigen Folgearbeiten.

Deshalb macht auch der Innenausbau Fortschritte – im Maßstab der Handwerker, die die komplette technische Infrastruktur in ihrer ganzen Komplexität Stück für Stück montieren und installieren: Die Haltestellenverkleidung, die inzwischen an den oberen Bereichen der Wände und unter den Decken angekommen sind, sind nur der deutlich sichtbare Teil des Innenausbaus. Unter die Verkleidungen müssen die elektrischen Leitungen für Licht, für Sensoren, für die Lautsprecher in den Haltestellen, für die Fahrtrichtungsanzeiger und für viele andere Geräte mehr. Die Leitungen – auf den 3,6 Tunnel-Kilometern werden etwa 900 Kilometer Kabel verlegt – münden in den Betriebsräumen in Anlagen, die die Endgeräte schalten, überwachen oder koordinieren. Besonders aufwendig gestalten sich dabei die Installationen der für den sicheren Betrieb der Stadtbahnen und Straßenbahnen notwendigen Technik.

Neben den Elektrikern sind immer wieder auch Trockenbauer oder die Handwerker für den Terrazzo-Fußboden und die Terrazzo-Treppenstufen zu sehen, die die vielen Quadratmeter Fläche in den endgültigen Zustand bringen.

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