Als Wegweiser für Politik und Wirtschaft legt der BUND einen 7-Punkte-Plan vor: „Weniger ist mehr! Sieben Schritte für einen klima- und ressourcenschonenden Luftverkehr“. Dazu gehören unter anderem die Forderungen nach einem neuen Luftverkehrskonzept, die Verlagerung von Ultrakurzstreckenflügen auf die Schiene und eine Reform des EU-Emissionshandels.
Milliardenhilfen aus Steuergeldern und Staatsbeteiligungen, wie sie etwa zwischen Lufthansa und Bundesregierung im Gespräch sind, darf es nicht zum Nulltarif geben: Die Beschäftigten sollen unterstützt werden, staatliche Beteiligung oder Unterstützung von Unternehmen müssen jedoch an Bedingungen für einen klima- und ressourcenschonenden Luftverkehr geknüpft werden.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Ein Zurück in die Vergangenheit darf es aus Klimaschutzgründen im Flugverkehr nicht geben. Bereits jetzt in der Krise müssen nachhaltige, klimafreundliche Maßnahmen eingeführt werden, die der Transformation im Luftverkehrssektor dienen. Nach einem Wiederankurbeln des Luftverkehrs ist es zu spät.”
Der Luftverkehr hat einen massiven Anteil an der Erderwärmung: Er heizt das Klima nicht nur durch CO2-Emissionen auf, sondern auch durch Abgase wie Feinstaub, Stickoxide und Wasserdampf in hohen Lufthöhen. Diese sind 2,7 Mal so schädlich wie der Ausstoß von CO2.
Bandt: „Wir müssen aus den Erfahrungen lernen und dürfen nach der Krise nicht in die vorherige Politik der Wachstumsförderung zurückfallen. Das bisherige System, bei dem nur eine kleine gesellschaftliche Gruppe fliegt, die Mehrheit aber die Kosten mitträgt, ist zutiefst ungerecht. Wir brauchen ein neues Luftverkehrskonzept, das dem Luftverkehr schrittweise seine Klimakosten anlastet und innerdeutsche Flüge mittelfristig vollständig einstellt.“ Allerdings sei zu befürchten, dass nach der Krise wieder viel geflogen werde und die Einsparungen der vergangenen Wochen nachgeholt oder sogar überkompensiert würden. Dabei zeige die Corona-Krise etwa mit Blick auf Dienstreisen: Viele solcher Reisen können durch Telefon- und Videokonferenzen ersetzt werden.
Werner Reh, Sprecher des BUND-Bundesarbeitskreises Verkehr: „Es ist noch nicht zu spät, die Klimakatastrophe zu verhindern. Aber dafür muss der Luftverkehr endlich seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Statt auf Scheinlösungen wie das internationale ‚Klimaschutz‘-Abkommen ‚Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation‘ (CORSIA) zu setzen, das keine Tonne CO2 im Luftverkehr reduziert, brauchen wir als ersten Schritt wirksame Klimaschutzinstrumente in Europa: eine Reform des EU-Emissionshandels im Luftverkehr, den die Bundesregierung durch die Deckelung der Einnahmen außer Kraft setzt und eine Unterstützung der Initiativen europäischer Klimaschutzvorreiter für eine internationale Kerosinsteuer.”
Die Bundesregierung muss endlich die ökologischen und sozialen Probleme des Luftverkehrs anerkennen und ein neues Luftverkehrskonzept vorlegen, das, so Reh weiter, „diesen Namen tatsächlich verdient.“ Das heißt: Ultrakurzstreckenflüge, die mit der Bahn binnen vier Stunden zurückgelegt werden können, unverzüglich auf die Bahn verlagern und bis 2030 alle innerdeutschen Flüge. Ein innovatives Flug-Zug-System kann die Verknüpfung über Drehkreuzflughäfen zu den internationalen Wirtschaftsregionen sichern, die nicht mit der Bahn erreichbar sind und wenn persönliche Kontakte neben Videokonferenz unverzichtbar sind.
Jetzt besteht die Möglichkeit, den Luftverkehr im Sinne der Pariser Klimaschutzziele umfassend zu modernisieren. „Wir müssen alles tun, um das 1,5-Grad-Ziel von Paris zu erreichen. Deshalb braucht es gerade auch im Flugverkehr ein Umdenken und Deutschland als Vorbild“, so Bandt.
Weitere Informationen: Die gesamte Broschüre „Weniger ist mehr! Sieben Schritte für einen klima- und ressourcenschonenden Luftverkehr“ finden Sie unter www.bund.net/sieben-schritte-luftverkehr
Hinweis: Angesichts der Ausbreitung des Corona-Virus ergreift auch der BUND alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen. So arbeiten die Mitarbeiter*innen verstärkt im Home-Office und nutzen Telefonkonferenzen und digitale Medien für die Kommunikation. Wir alle tragen Verantwortung im Kampf gegen eine weitere Verbreitung des Virus. Gesamtgesellschaftliches Handeln ist das Gebot der Stunde. Von diesem Bewusstsein lassen wir uns stets auch bei unserem Einsatz für den Umwelt- und Naturschutz leiten. Trotz Corona-Krise ist es daher wichtig, dieses Engagement unter Berücksichtigung der gebotenen Vorsichtsmaßnahmen fortzusetzen. Auch die Klimakrise und das Artensterben sind weltweite Krisen, die nicht aus dem Blick geraten dürfen. Umwelt- und Naturschutz betreffen uns alle unmittelbar.
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