"Mit jedem Tag, den diese Krise anhält, wird die Situation für die Wochenblattverlage in Deutschland dramatischer", erklärt Dr. Jörg Eggers, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Anzeigenblätter e.V. (BVDA). Eine Umfrage unter den rund 200 Mitgliedern bestätigt diese Einschätzung: 80 Prozent der Verlage sind durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise stark bis sehr stark in ihrer Existenz bedroht. Rund 70 Prozent haben aufgrund der aktuellen Situation bereits die Erscheinungsweise ihrer Titel verringert. Am stärksten betroffen ist der traditionell in der Branche fest verankerte Titel zur Wochenmitte.
Erlöskrise durch Corona gefährdet die Verlage
"Die Corona-Pandemie hat in den Verlagen eine nie da gewesene Erlöskrise verursacht", fasst der BVDA-Hauptgeschäftsführer die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Vor der Krise habe vor allem der zunehmende Kostendruck durch die flächendeckende Zustellung auch in strukturschwache Regionen den Verlagen zugesetzt. Insbesondere nach den Kriterien der EU-Kommission waren die Verlage zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht in derartigen "Schwierigkeiten", die jetzt ggf. einer Corona-Soforthilfe entgegenstehen würden. Nur Unternehmen, bei denen bereits vor der Corona-Krise eine Überschuldung oder Insolvenz vorlag, oder wenn bereits Rettungsbeihilfen vergeben wurden, die noch nicht zurückgezahlt waren, können laut EU-Kriterien keine Soforthilfemaßnahmen in Anspruch nehmen.
"Seit März ist der Werbemarkt praktisch zusammengebrochen, die Verlage haben kaum noch Einnahmen", erklärt Eggers. Gerade bei den "Mittwochsausgaben" sind die Einnahmen fast komplett weggefallen. Die wirtschaftlichen Einbußen entsprechen einem Umsatzverlust der Branche von bis zu 312 Millionen Euro pro Quartal und können zudem nicht anderweitig kompensiert werden. Da Werbeerlöse die einzige Einnahmequelle für kostenlose Wochenzeitungen darstellen, mussten bereits über 40 Prozent aller Titel eingestellt werden, die zur Wochenmitte erscheinen.
Positionspapier: Systemrelevante Strukturen schützen
In einem Positionspapier bekräftigt der BVDA deswegen seine Forderung nach einer schnellen und unbürokratischen Corona-Soforthilfe. "Die regelmäßige und zuverlässige Zustellung von Wochenblättern in nahezu alle Haushalte erfordert einen hochkomplexen und kostenintensiven Zustellapparat, für dessen Aufrechterhaltung die Branche alleine pro Quartal 196 Millionen Euro aufbringen muss", so Eggers.
Der bevorstehende Verlust des Zustellapparats, der als gewachsene Struktur nach der Krise nur sehr schwer reaktiviert werden könne, sei eine nachhaltige Bedrohung der zukünftigen Medienvielfalt in Deutschland. Da die hohen Kosten nicht durch andere staatliche Maßnahmen gedeckt werden können, sei eine weitere flächendeckende Zustellung nur mit einer zeitlich begrenzten Übernahme der Zustellkosten durch den Staat möglich.
Gleichzeitig fordert der Verband die schnelle Umsetzung der bereits Ende November beschlossenen Infrastrukturförderung für die Zeitungszustellung. "Wenn man das bereits gut durchdachte Instrumentarium der geplanten Zustellförderung dazu nutzt, die Verlage mit finanziellen Hilfen in ausreichender Höhe schnell und unbürokratisch zu unterstützen, wäre dies eine effektive Hilfe für die Branche", so der BVDA-Hauptgeschäftsführer.
Download: BVDA-Positionspapier – Forderung nach einer Corona-Soforthilfe
Der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter vertritt als Spitzenorganisation seit seiner Gründung am 3. Juli 1987 die Interessen der Verlage der kostenlosen Wochenzeitungen in Deutschland.
Dem BVDA gehören 199 Verlage mit insgesamt 820 Titeln und einer Wochenauflage von 59,7 Millionen Exemplaren an. Damit repräsentiert der BVDA rund 75 Prozent der Gesamtauflage der deutschen Anzeigenblätter. Anzeigenblätter werden bundesweit von mehr als 50 Millionen Menschen über 14 Jahren gelesen.
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