DW-Intendant Peter Limbourg: „Der Freedom of Speech Award 2020 ist allen mutigen Journalisten weltweit gewidmet, die aufgrund ihrer Berichterstattung über die Pandemie Repressionen ausgesetzt sind“

„Wir zeichnen alle unsere Kolleginnen und Kollegen aus, die in diesen schwierigen Zeiten mit Gewalt daran gehindert werden, ihre Arbeit zu tun“, sagte DW-Intendant Peter Limbourg in Berlin. „Die Deutsche Welle fordert, dass alle Journalisten weltweit, die wegen ihrer Berichterstattung über die Corona-Krise verhaftet wurden, unverzüglich freigelassen werden.“

Seit 2015 vergibt die DW den Preis jährlich an eine Person oder Initiative, die sich in herausragender Weise für die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit in den Medien einsetzt. Dieses Jahr zeichnet die DW 17 Journalisten aus 14 Ländern aus – stellvertretend für alle Journalisten weltweit, die aufgrund ihrer Berichterstattung über die Corona-Krise verschwunden sind, verhaftet oder bedroht wurden. Übersicht der Preisträger: https://p.dw.com/p/3bfKj

Die Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte und ehemalige Präsidentin Chiles, Michelle Bachelet, ist die diesjährige Laudatorin. „Jetzt brauchen wir mehr denn je einen freien Informationsfluss und Zugang der Menschen zu diesen Informationen“, sagte Bachelet in einer Videobotschaft. „Regierungen brauchen Informationen, um präzise Entscheidungen treffen zu können, die den Realitäten vor Ort entsprechen. Die breite Öffentlichkeit – wir alle – braucht vollständige und genaue Informationen über die Pandemie und muss in die Entscheidungen, die in unserem Namen getroffen werden, einbezogen werden. Die Beteiligung an diesen Entscheidungen erhöht das Verständnis der Menschen für die Maßnahmen, die ergriffen werden, und verstärkt deren Einhaltung.“

Bachelet fügte hinzu: „In einem solchen Kontext ist es schockierend, dass Journalisten wegen ihrer Berichterstattung über die Pandemie angegriffen, bedroht, verhaftet, wegen falscher Verbrechen angeklagt werden und sogar verschwinden. Das sind Angriffe auf die Medienfreiheit und Angriffe auf das Recht der Öffentlichkeit, informiert zu werden.“

Eine der Reaktionen vieler Regierungen auf die Pandemie ist die Einschränkung von Menschenrechten, insbesondere der Meinungs- und Medienfreiheit. Politiker manipulieren Daten, halten Fakten zurück und starten persönliche Angriffe auf Journalisten. Inhaftierte Journalisten bleiben trotz der Verbreitung des Virus im Gefängnis.

Nach Angaben internationaler Organisationen wie RSF (Reporter ohne Grenzen), IPI (International Press Institute), HRW (Human Rights Watch) und CPJ (Committee to Protect Journalists) sind in den letzten Monaten Journalisten, die über die Corona-Krise berichteten, verschwunden, wurden verhaftet oder bedroht. Berichte über Vorfälle kommen aus zahlreichen Ländern, darunter China, Iran und mehrere afrikanische und lateinamerikanische Länder. Die DW zeichnet alle diese Journalisten aus für ihre mutige Haltung zur Medienfreiheit angesichts der Bedrohungen, denen sie seitens der Regierungen und Sicherheitskräften ausgesetzt sind.

Bachelet: „Ich bin hier, um den Mut der Journalisten zu würdigen, die sich trotz solcher Angriffe zu Wort melden und weiterhin ohne Angst kritisch recherchieren und berichten. Ich zolle dem Mut derer Anerkennung, die wegen der Ausübung ihrer Arbeit verschwunden sind, verhaftet oder bedroht wurden. Mein Büro und die Vereinten Nationen werden sich weiterhin für ihre Rechte einsetzen.“

„In einer Zeit einer globalen Gesundheitskrise hat Journalismus eine Schlüsselfunktion, und jeder Journalist trägt eine große Verantwortung. Bürger jeden Landes haben das Recht auf Zugang zu faktengestützten Informationen und kritischen Erkenntnissen“, sagte Limbourg. „Jede Form der Zensur kann Leben kosten führen und Versuche, die Berichterstattung über die aktuelle Situation zu kriminalisieren, verletzen eindeutig die Meinungsfreiheit.“

DW-Preisträger seit 2015

Die bisherigen Preisträger des Freedom of Speech Award sind der Blogger Raif Badawi (2015), der seit fast acht Jahren in Saudi-Arabien inhaftiert ist, Sedat Ergin (2016), ehemaliger Chefredakteur der türkischen Zeitung Hürriyet, die White House Correspondents‘ Association aus den USA (2017), der iranische Politikwissenschaftler Sadegh Zibakalam (2018) sowie die mexikanische Investigativjournalistin und Autorin Anabel Hérnandez (2019).

Die Verleihung des Freedom of Speech Award ist einer der jährlichen Höhepunkte des Global Media Forum in Bonn, das in diesem Jahr aufgrund der Pandemie abgesagt wurde. Über den Preis wird die DW jedoch in 30 Sprachen in ihren TV-Kanälen, auf ihren Nachrichtenseiten und in den Sozialen Medien berichten.

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