Am Universitätsklinikum Freiburg wurden seit Ausbruch der Corona-Pandemie bereits mehr als 200 zum Teil schwerkranke Covid-19-Patient*innen behandelt. Damit war das Klinikum, auch aufgrund seiner Nähe zu Elsass und Schweiz, bundesweit besonders früh und intensiv mit der Versorgung dieser Patient*innen befasst. Jetzt haben beteiligte Experten des Universitätsklinikums Freiburg die Strategie, die organisatorischen Entscheidungen und Abläufe sowie die Erfahrungen und Behandlungsergebnisse der ersten 115 Covid-19-Patient*innen zusammengefasst und am 28. April 2020 in der Fachzeitschrift Deutsche Medizinische Wochenschrift veröffentlicht.

„Das neue Coronavirus und die damit einhergehende Erkrankung Covid-19 hat die medizinischen Versorgungssysteme weltweit innerhalb kürzester Zeit vor große Herausforderungen gestellt. Auch durch die Erfahrungen aus der Ebola-Taskforce von 2014 ist es uns früh gelungen, schnell und abgestimmt zu reagieren“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Winfried Kern, Leiter der Abteilung für Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg.

An der Corona-Taskforce waren die Abteilung Infektiologie, das Universitäts-Notfallzentrum, das Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene sowie das Institut für Virologie, das Department Innere Medizin mit Intensivmedizin, die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, die Pflegedienstleitung, die Klinikdirektion sowie Vertreter des Gesundheitsamts Freiburg beteiligt. Diese Taskforce beriet und informierte im weiteren Verlauf die Klinikeinsatzleitung, der die Koordination und Leitung der Covid-19-Maßnahmen zufiel. „Mit dem erarbeiteten Modell ist es uns gelungen, ohne Engpässe die Versorgung von COVID-19-Patient*innen sicherzustellen und gleichzeitig die Handlungsfähigkeit des Klinikums beizubehalten“, sagt der Erstautor der Studie Prof. Dr. Siegbert Rieg, Oberarzt in der Abteilung für Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg.

Wichtige Schritte am Klinikum

So war das Universitätsklinikum Freiburg im Januar bundesweit eine der ersten Einrichtungen, die Sars-CoV-2-Tests durchführen konnte. Ein separater Abstrichbereich erlaubte früh eine getrennte Versorgung von ambulanten Nicht-Covid- und Covid-Verdachtsfällen. Eine neu eingerichtete Telefon-Hotline mit bis zu 500 Anrufen täglich entlastete die Ärzt*innen, mehr als 1.500 Mitarbeiter*innen durchliefen spezielle Hygieneschulungen. Unter Leitung von pflegerischen und ärztlichen Expertenteams wurden rund 50 zusätzliche Betten mit intensivmedizinischem Standard in Ausstattung und Behandlung eingerichtet. Parallel wurden weitere Beschäftigte in der Versorgung schwerstkranker Covid-19-Patient*innen geschult.

Patient*innen und Therapie

Die ersten 115 Patient*innen, die in der Studie berücksichtigt wurden, waren im Schnitt 64 Jahre alt, 63 Prozent der Betroffenen waren männlich, 37 Prozent der Patient*innen litten unter Vorerkrankungen des Herzens. Von den insgesamt 37 auf Intensivstation behandelten Patient*innen mussten 32 Personen beatmet werden. 8 Personen waren mindestens zeitweise an eine als ECMO bezeichnete Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Zum Ende des Studienzeitraums waren 17 der 115 Patient*innen verstorben, wobei diese Zahl noch Veränderungen unterliegt, da die Behandlung zum Teil noch nicht abgeschlossen war.

Original-Titel der Studie: COVID-19-Versorgung – Strategien der Taskforce Coronavirus und Erfahrungen von den ersten 115 Fällen am Universitätsklinikum Freiburg

DOI: 10.1055/a-1147-6244

Link zur Studie: www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/a-1147-6244

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