Grund hierfür ist nicht etwa eine gesündere Bevölkerung, sondern die Sorge vieler Menschen vor einer Infektion mit dem Coronavirus im Krankenhaus. Auch der Wunsch, schwer erkrankten Covid-19-Patienten nicht das Bett und die Pflegekraft wegnehmen zu wollen, scheint viele Betroffene dazu zu bringen, die Alarmsignale aus dem Körper zu ignorieren. „Es kommen insgesamt weniger Patienten mit Schlaganfall und Herzinfarkt zu uns, dafür ist aber die Zahl derjenigen, die in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand oder sogar unter Wiederbelebung mit dem Notarztwagen gebracht werden, deutlich angestiegen“, warnen die Experten.
Ein Fehler, der tödlich enden kann, wie Oldenburg und Ritter berichten: „Wir hatten einen Patienten, der tagelang seine Herzprobleme ignoriert hat, dann bei der Arbeit zusammengebrochen ist und von seinen Kollegen wiederbelebt werden musste“, berichtet Prof. Dr. Olaf Oldenburg. Auch Priv.-Doz. Dr. Martin Ritter musste Notfallpatienten mit einem Schlaganfall behandeln, bei denen zu viel Zeit verstrichen war, um noch rettend eingreifen zu können. Eindringlich appellieren die Chefärzte, Warnsignale aus dem Körper weiterhin ernst zu nehmen und nicht zu zögern, den Notruf zu wählen.
„Wir befürchten, dass 15 Jahre medizinische Aufklärungsarbeit durch die Corona-Pandemie zunichte gemacht wurden“, erklären Oldenburg und Ritter und bekräftigen, dass sowohl diverse Schutzmaßnahmen als auch die klare räumliche und personelle Trennung im Clemenshospital zwischen Patienten mit und ohne Covid-19-Infektion eine Ansteckung nahezu unmöglich machen. Das Schwesterkrankenhaus, die Raphaelsklinik, sei sogar frei von Corona-Patienten. „Rufen Sie den Rettungsdienst, lieber ein Mal zu oft als ein Mal zu spät!“ ist der dringende Rat der Chefärzte.
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