Das Risiko, an COVID-19 zu erkranken, ist aktuell aufgrund der fehlenden Immunität für alle Bevölkerungsgruppen hoch. Die meisten Menschen, die sich mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren, erkranken nicht schwer. Besonders Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen sind jedoch verunsichert. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) äußert sich in einer aktuellen Stellungnahme dazu, welche dieser Patienten ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Die Experten der Fachgesellschaft beantworten in dem Papier häufig gestellte Fragen zur Risikoabschätzung anhand exemplarischer Fallbeispiele.

Bei der Mehrheit der an COVID-19 erkrankten Patienten verläuft die Erkrankung mild bis moderat und zeigt im Durchschnitt für einen Zeitraum von 11,5 Tagen nach Infektion Symptome. Laut dem Robert Koch-Institut werden in Deutschland acht bis zehn Prozent der COVID-19-Patienten stationär behandelt. „Diese Zahl dürfte den Anteil schwerer Fälle noch überschätzen, da insbesondere am Anfang der Pandemie nicht nur die Erkrankungs-Schwere, sondern teils auch die notwendige Isolierung Aufnahmegrund war“, sagt Professor Dr. med. Torsten Bauer, stellvertretender DGP-Präsident. „Dies zeigt sich am relativ niedrigen Anteil intensivstationärer Behandlungen von lediglich acht Prozent dieser hospitalisierten Fälle.“ Die aktuell geschätzte Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu versterben, liegt nach aktuell verfügbaren Daten bei unter einem Prozent (bezogen auf die geschätzte Gesamtheit aller Infizierten). Je nach Altersgruppe unterscheiden sich die Mortalitätsraten jedoch erheblich. So sind ältere Patienten häufiger betroffen als jüngere.

Viele Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD sind angesichts der aktuellen Pandemie beunruhigt und befürchten, stärker durch SARS-CoV-2 gefährdet zu sein als Gesunde. „Die Patienten möchten sich optimal vor einer Infektion schützen“, so Professor Dr. med. Marek Lommatzsch, Oberarzt der Abteilung für Pneumologie der Universität Rostock und Sprecher des Deutschen Lungentages. „Doch auch Ärzte, die in der Pflicht sind, ihren Patienten geeignete und sinnvolle Schutzmaßnahmen zukommen zu lassen, sind verunsichert.“ Daher ist die Risikoabschätzung für Patientengruppen mit bereits bestehenden Atemwegs- und Lungenerkrankungen von besonderer Bedeutung. 

In dem Papier „Risikoabschätzung bei Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen im Rahmen der SARS-CoV-2-Pandemie“ schätzen die Experten der DGP das Risiko von bestimmten Patientengruppen (zum Beispiel mit Asthma, COPD, Lungenkrebs oder Schlafapnoe), einen schweren COVID-19-Krankheitsverlauf zu erleiden, und erklären, welche Patientengruppen besonderen Schutz benötigen. So haben beispielsweise gut therapierte Patienten mit Asthma kein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe. Anders sieht es bei Menschen mit COPD aus: „Aus den bislang vorliegenden Daten gibt es Hinweise darauf, dass Patienten mit COPD ein höheres Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben. Bei Vorliegen einer kardiovaskulären Komorbidität ist bei Patienten mit COPD von einem deutlich erhöhten Risiko auszugehen“, erklärt Lommatzsch.

„Allen Patienten mit chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen empfehlen wir, sich streng an die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zu halten“, so Lommatzsch. „Insbesondere die Abstandsgebote, Hygieneregeln und Impf-Empfehlungen sollten beachtet werden.“

Die vollständigen Empfehlungen der DGP können auf der Website der Fachgesellschaft kostenlos abgerufen werden. Die Empfehlungen werden aufgrund der täglich neuen Er-kenntnisse zu COVID-19 regelmäßig aktualisiert. Die Publikation der nächsten Aktualisierung (und Erweiterung um weitere Fallbeispiele) ist für den 27. Mai 2020 auf der Website der DGP geplant.

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