Der ZdK-Hauptausschuss hat sich in seiner Sitzung am Freitag, dem 15. Mai 2020, mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie in den Entwicklungs- und Schwellenländern befasst.

„Während wir uns in Deutschland und Europa nach zwei Monaten eingeschränkten Lebens wieder auf eine punktuelle Öffnung des gesellschaftlichen Miteinanders freuen dürfen, stehen ganze Weltregionen erst am Anfang der Corona-Pandemie. Den Menschen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas gilt unsere große Sorge und unser Mitgefühl“, so das ZdK.

Es sind, wie so häufig bei Umweltkatastrophen, kriegerischen Auseinandersetzungen und Epidemien, die Ärmsten der Armen, die aufgrund von Hunger- und Mangelernährung nicht über die ausreichenden Widerstandskräfte verfügen. Viele Regierungen haben nicht in Vorsorge und soziale Sicherungssysteme investiert. Es fehlt an medizinischem Fachpersonal, an bezahlbaren Medikamenten, es fehlt an Nahrung und Einkommen sowie an Wasser- und Sanitärversorgung. Der Kreislauf der Armut kennt in diesen Monaten keine Grenzen und es ist zu befürchten, dass wir eine sehr große Zahl an Opfern zu beklagen haben werden, unterstreicht der ZdK-Hauptausschuss.

Auf sich allein gestellt wird es den Entwicklungs- und auch vielen Schwellenländern nicht gelingen, die durch die Pandemie ausgelöste menschliche und wirtschaftliche Tragödie abzuwenden. Sie brauchen die Hilfe der multilateralen Entwicklungsorganisationen, der Europäischen Union und vieler bilateraler Partnerorganisationen, um das Leid zu mildern.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken bittet die Bundesregierung und die Europäische Union dringend, Hilfspakete aufzulegen, für Prävention, Versorgung und Zukunftssicherung. „Wir erinnern an die gemeinsame Verantwortung, die die internationale Staatengemeinschaft vor fünf Jahren mit der Verabschiedung der Agenda 2030, den Sustainable Development Goals beschlossen hat. Solidarität und Hilfe beweist sich in Krisenzeiten. Jetzt ist die Zeit für globale Solidarität“.

Hierzu formuliert der Hauptausschuss des ZdK eine Reihe von Erwartungen:

Die am 1. Juli beginnende deutsche EU-Ratspräsidentschaft will den Fokus auf den Nachbarkontinenten Afrika richten. Das dortige Bevölkerungswachstum hat bisher dazu geführt, dass in den letzten 30 Jahren die Anzahl der Menschen, die in Armut leben, von 278 Mio. auf über 413 Mio. – entgegen dem weltweiten Trend – angestiegen ist. Es sind die jungen Menschen, die Bildung, Ausbildung und Beschäftigung brauchen, damit sie ihr Leben durch Arbeit finanzieren und Vertrauen in die Demokratie erlernen können. In sie und ihre Familien gilt es verlässlich zu investieren. Die Ratspräsidentschaft muss neue Weichen stellen für faire Handelsbeziehungen und geregelte Migration.

Das Bundesentwicklungsministerium hat vor Ausbruch der Corona-Krise entschieden, aus der bilateralen Gesundheitsversorgung auszusteigen. Wir bitten darum, dass die deutsche Bundesregierung diese Entscheidung zurücknimmt. Die Sorge um das Wohlergehen, die Gesundung und den Schutz der körperlichen Unversehrtheit sind elementare Bestandteile für ein Leben in Würde. Die Investitionen in die Stärkung der Gesundheitssysteme verlangen ein abgestimmtes Miteinander der bilateralen und multilateralen Leistungen.

Viele Länder weltweit sind finanziell nicht in der Lage, die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu schultern. Für sie müssen Entschuldungsmechanismen über den IWF, die Weltbank und die Europäische Union aufgelegt werden. 

Viele kirchliche Organisationen und Nichtregierungsorganisationen leisten einen großen Beitrag, die entwicklungspolitische Partnerschaftsarbeit auch während der Corona-Pandemie nicht abbrechen zu lassen. Die Entsendung von „weltwärts-Freiwilligen“ muss, sobald es die Ausreisebedingungen zulassen, wieder aufgenommen werden. Die meisten entsandten Entwicklungshelferinnen und -helfer sind weiterhin in den Partnerländern tätig und leisten wertvolle Unterstützung.  Wir bitten die Bundesregierung und den Bundestag, diese wertvolle Arbeit weiterhin zu unterstützen.

International produzierende Unternehmen haben nicht nur eine Verantwortung gegenüber ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den westlichen Industrienationen. Auch die meist asiatischen Zulieferer, gerade in der Textil- und Tech-Industrie, dürfen von international tätigen Unternehmen während der Pandemie nicht im Stich gelassen werden.

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