Die Debatte über den Wert der Kultur für die Gesellschaft ist nicht neu. Neu ist aber, dass Kunst- und Kulturschaffende in Corona-Zeiten bisher vielfach durch alle Raster staatlicher Hilfen fallen und zum großen Teil auf unabsehbare Zeit keine Möglichkeit haben werden, wieder in ihren Berufen zu arbeiten und Geld zu verdienen. Daher ist die Aussage »Künst-ler arbeiten für die Gesellschaft wie andere auch« aktueller denn je.

 

Sie stammt von dem Worpsweder Künstler Heini Linkshänder (1938-2012) und war der Titel einer Straßen-Performance, die Linkshänder bereits 1980 in Szene setzte. Der in Bayern geborene Linkshänder bezog sich in seinen Arbeiten vielfach auf Joseph Beuys und dessen erweiterten Kunstbegriff und provozierte mit seinen gesellschaftskritischen Kunstaktionen und Installatio-nen vielfach die Öffentlichkeit. Seine Arbeit zur gesellschaftlichen Relevanz von Kunst und Kultur zeigte er 1979 als Straßenaktion in München, Salzburg und Augsburg, 1980 war er damit in Wien, Bremen und auf der Art 80 in Basel vertreten.

 

Die Aktualität dieser Frage spüren Künstlerinnen und Künstler, Kultur-schaffende und Kreative in der Corona-Krise massiv. Denn ihre Existenz ist bedroht. Kaum jemand ist in der Lage, monatelang ohne Einnahmen zu überleben. Dennoch haben die zuständigen Politiker in Bund und Ländern trotz aller Beteuerungen bisher nicht erkannt, wie sehr die bisherigen Hilfspakete an den Lebensrealitäten der zumeist solo-selbstständigen Betroffenen vorbeigehen. Ihr Kapital ist die eigene Kreativität, die eigenen Einnahmen reichen vielfach gerade zum Leben und um Steuern, Versicherungen und Wohnung zu finanzieren. Nur nachgewiesene Betriebsausgaben zu fördern, geht genauso an der Realität vorbei, wie die Vorstellung, eine nur vorübergehende Aussetzung der strengen SBG-II-Prüfregeln könnte dazu führen, diese Gruppe von Menschen über HARTZ IV »abzusichern«.

 

Dazu ist die Gruppe der Betroffenen viel zu groß. Rund 1,5 Millionen Menschen arbeiten als Solo-Selbstständige in der so genannten Kreativ-wirtschaft und zahlen Steuern und Sozialabgaben, obwohl ihre Einkommen vielfach erheblich unter den Mindestlöhnen anderer Branchen liegen. Um darauf aufmerksam zu machen, haben Jürgen Strasser und Björn Herrmann in der Folge des »Worpsweder Appells« die »Aktion Künstlerbrot« ins Leben gerufen, um mit einer Postkartenaktion die zuständigen Verantwortlichen in den jeweiligen Bundesländern aufzufordern, endlich passgenaue Hilfen aufzulegen, statt Künstler und Kreative in Hartz IV fallen zu lassen.

 

Die »Aktion Künstlerbrot« startet in Niedersachsen und soll nach und nach auf weitete Bundesländer ausgeweitet werden. Institutionen, Organisationen und Privatpersonen, die die Initiative unterstützen wollen, können bei den Initiatoren die Postkarten zum Selbstkostenpreis abrufen oder die Druckdaten anfragen, um die auf das jeweilige Bundesland angepassten Postkarten in Eigenregie zu drucken.

 

Die Postkarte zeigt auf der Vorderseite die Originalarbeit Heini Linkshänders, auf der Rückseite ist der folgende Text – adressiert an den jeweils zuständige(e) Minister*in – aufgedruckt:

 

Sehr geehrter Frau/Herr Minister*in …,

die Corona-Krise ist für alle selbständigen Kunst- und Kulturschaffenden eine Bedrohung ihrer Existenz. Kaum jemand ist in der Lage, monatelang ohne Einnahmen zu überleben. Ich fordere Sie deshalb auf, dafür Sorge zu tragen, dass Kunst und Kultur in diesem Land eine Zukunft haben. Das »Betriebskapital« von Künstlerinnen und Künstlern ist ihre Gabe, die Gesellschaft zusammenzuhalten und Impulse für Veränderungen zu geben. Sorgen Sie bitte dafür, dass dies auch nach Corona noch möglich ist. Sorgen Sie bitte dafür, dass Künstlerinnen und Künstler endlich Zugang zu schneller und unbürokratischer Hilfe jenseits von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) erhalten. Vielen Dank!

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Jürgen Strasser & Björn Herrmann

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Björn Herrmann
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E-Mail: bjoern.herrmann@concept-cultur.de
Hella Hahm
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