Heute stellte der BUND Thüringen sein neues Projekt zur „Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland“ im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda vor. Europas größte Raubkatze war einst großflächig in Deutschland verbreitet. Unterstützt durch Wiederansiedlungsprojekte kehrt sie heute allmählich in ihre Heimat zurück. Dennoch breitet sich der Luchs derzeit nur sehr langsam aus. Gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Freiburg will der Verband die Ursachen für die zögerliche Ausbreitung der Tiere erforschen und arbeitet dabei eng mit ThüringenForst sowie privaten Waldbesitzern und Jägern zusammen.

„Der Luchs gehört zu den deutschen Wäldern ebenso wie Wildschwein und Reh“, erklärt Dr. Burkhard Vogel, Geschäftsführer des BUND Thüringen. „Einst großflächig verbreitet, kommen die Tiere heute in Deutschland nur in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten vor: dem Harz, dem Bayerischen Wald und dem Pfälzerwald. Ein Austausch von Tieren zwischen diesen Populationen findet derzeit nicht statt. In unserem neuen Projekt wollen wir die Ursachen dafür identifizieren sowie Wege, wie wir die Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland in Zukunft unterstützen können.“

Gefördert wird das Modell-Projekt durch das Thüringer Umweltministerium – mit knapp 45.000 Euro aus Landesmitteln. Dazu erklärt Ministerin Siegesmund: „Die Rückkehr des Luchses nach Thüringen ist ein schöner Erfolg des Naturschutzes. Mithilfe von Wildkameras konnten im letzten Jahr mindestens vier standorttreue Luchse im Nordwesten Thüringens nachgewiesen werden. Um mehr über die sensiblen und scheuen Tiere zu erfahren und ihre Wiederansiedelung in anderen Gebieten Thüringens unterstützen zu können, brauchen wir das Ausbreitungsmodell und ein umfassendes Fotofallen-Monitoring.“

Ein großes Hindernis für die Ausbreitung des Luchses ist laut dem BUND Thüringen vor allem der Straßen-Tod der Tiere. Im Bayerischen Wald kommen illegale Tötungen hinzu. Zudem würde in der Fachwelt immer häufiger die Auffassung vertreten, dass sich das konservative Ausbreitungsverhalten der Tiere nachteilig auswirkt.

„Gemeinsam mit der Universität Freiburg wollen wir ein Ausbreitungsmodell für den Luchs entwickeln, das den Weg einzelner Tiere am Computer simuliert“, erklärt Dr. Markus Port, Projektleiter beim BUND Thüringen und der Universität Göttingen. „Die Grundlage dafür bildet eine ‚künstliche Landschaft‘, die den tatsächlichen Landschaftsstrukturen Mitteldeutschlands nachempfunden ist. So können mögliche Barrieren für die Ausbreitung identifiziert und Lösungsansätze am Computer durchgespielt werden.“ Dieses Modell soll dann mit empirischen Daten zur aktuellen Ausbreitung des Luchses im Nordwesten Thüringens gestützt werden.

Port: „Bei der Betreuung der Fotofallen wollen wir auch in Zukunft eng mit ThüringenForst sowie mit privaten Waldbesitzern und Jägern in den Regionen Südharz und Eichsfeld zusammenarbeiten.“ Durch verschiedene Workshops sollen die Projektpartner außerdem über Biologie und Ausbreitungsverhalten des Luchses informiert werden.

Bis zum „Luchsland Thüringen“ sei es aber noch ein langer Weg. Dr. Burkhard Vogel: „Information und Akzeptanzbildung sind wichtige Bausteine, um dem Luchs die Wiederausbreitung in Mitteldeutschland zu erleichtern. Deshalb kommt gerade der Umweltbildungsarbeit im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda eine entscheidende Bedeutung zu. Seit August 2019 können Besucher dort zwei Tiere in einem naturnahen Lebensraum kennenlernen.“

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