Der historischen Medienwirkungsforschung fehlen vertraute Instrumente wie Umfragen oder Interviews – im neuen Sammelband »Historische Medienwirkungsforschung« werden neue Möglichkeiten ausgelotet. 

Das 20. Jahrhundert gilt als ›Jahrhundert der Massenmedien‹, und die Zeitgenoss*innen sprachen den jeweils ›neuen Medien‹ größte Wirksamkeit zu. Trotzdem sind kommunikationsgeschichtliche Arbeiten, die explizit nach den Medieneffekten auf die Gesellschaft fragen, immer noch selten, auch weil zentrale Mittel der Wirkungsforschung wie das Experiment, das Interview oder die Befragung nicht zur Verfügung stehen.

In den letzten Jahren ist in der Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie in der Geschichtswissenschaft einiges in Bewegung geraten. Die Bedeutung der Medien in der und für die Gesellschaft kann u.a. mithilfe der Analyse von Langzeitwirkungen aufgeschlüsselt werden. Medienlogiken werden identifiziert und es gibt Vorschläge zu einer Methodenreflexion sowie Versuche, durch Re-Analyse historischer Erhebungen Aussagen über den Einfluss von Medien in der Gesellschaft zu gewinnen.

Der Sammelband Historische Medienwirkungsforschung. Ansätze, Methoden und Quellen, herausgegeben von Thomas Birkner, Patrick Merziger und Christian Schwarzenegger, will die Möglichkeiten einer historischen Wirkungsforschung ausloten. Er bringt Geschichts- und Kulturwissenschaftler*innen, die Kommunikation zunehmend auch als Prozess verstehen und Medienaneignungen entdecken, zusammen mit Kommunikations- und Medienwissenschaftler*innen, die gerade in der historischen Perspektive eine Chance sehen, über die Konzentration auf individuelle, psychologische Effekte hinauszukommen.

Die Autor*innen diskutieren und erproben Ansätze, Methoden und Quellen einer historischen Medienwirkungsforschung, die die Wirkung von Medien in den Gesellschaften des 20. Jahrhunderts in ihrer ganzen Komplexität offenlegen kann. Der Sammelband ist damit eine erste Einführung, ein Versuch und ein Arbeitsbuch zur historischen Wirkungsforschung und richtet sich an Forschende sowie insbesondere an Studierende der Kommunikations-, Medien-, Kultur- und Geschichtswissenschaft.

Thomas Birkner / Patrick Merziger / Christian Schwarzenegger (Hrsg.)

Historische Medienwirkungsforschung. Ansätze, Methoden und Quellen

2020, 324 S., 10 Abb., Broschur, 213 x 142 mm, dt.

ISBN (Print) 978-3-86962-310-8
ISBN (PDF) 978-3-86962-311-5

Thomas Birkner, Privatdozent, Dr., Jg. 1977, Akademischer Oberrat am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster. Seit 2016 Sprecher der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK (Co-Sprecher 2012 – 2016). Autor und Herausgeber von Büchern wie Helmut Schmidt und die Medien, Das Selbstgespräch der Zeit. Die Geschichte des Journalismus in Deutschland 1605 – 1914, Theorien des Medienwandels (zusammen mit Susanne Kinnebrock und Christian Schwarzenegger), Medialisierung und Mediatisierung und Medienkanzler – politische Kommunikation in der Kanzlerdemokratie. Leiter der DFG-Projekte „Das Jahrhundert des Journalismus“ und „Medienbiografien der bundesdeutschen Kanzler und der Kanzlerin“ (gemeinsam mit Dr. Benjamin Krämer, LMU München). Forschungsschwerpunkte: Politische Kommunikation, Journalismusforschung, Kommunikationsgeschichte, Sport und Medien.

Patrick Merziger, Jun.-Prof. Dr., Jg. 1973, Studium der Literaturwissenschaft und Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum, Universidad Complutense de Madrid und Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2014 lehrt und forscht er als Juniorprofessor für Kommunikationsgeschichte am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Mediengeschichte und die Geschichte der populären Kultur im 19. und 20. Jahrhundert und die Geschichte des Humanitarismus im 20. Jahrhundert.

Christian Schwarzenegger, Dr., Jg. 1980, ist Akademischer Rat a. Z. am Institut für Medien, Wissen und Kommunikation der Universität Augsburg. Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Wien. Promotion an der Universität Augsburg 2015. Co-Sprecher der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte in der DGPuK und Vice-Chair der ECREA Communication History Section. Forschungsschwerpunkte: Medienwandel und Mediatisierungsforschung, kommunikationswissenschaftliche Erinnerungsforschung, Kommunikationsgeschichte sowie Forschung zu digitalen und alternativen Öffentlichkeiten und Mediennutzung im Alltag.

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