Mit Beginn der Sommerferien in Deutschland rechnet das Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern mit einem hohen Besucheraufkommen. „Im Sommerferienzeitraum erwarten wir rund vier Millionen Gäste, die ihren Urlaub zwischen Ostseeküste und Seenplatte verbringen. Darunter werden sich viele Stammgäste, aber auch neue Gäste befinden, die sich im Zuge der Corona-Pandemie erstmals für den Nordosten entschieden haben“, sagte Birgit Hesse, Präsidentin des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern. Die erwartete durchschnittliche Auslastung in den Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen oder auf Campingplätzen bewegt sich für die Monate Juli und August bei rund 80 Prozent; für September liegt sie etwas unter 70 Prozent. „Die Nachfrage ist erfreulich groß, aber es sind auch für die Sommerferien noch einige freie Quartiere zu finden“, so Hesse weiter. Die Zahlen sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Landestourismusverbandes, an der sich rund 600 Unternehmen – darunter Hotels, Anbieter von Ferienwohnungen, Campingplätze, Tourist-Informationsstellen sowie Kurverwaltungen – beteiligt haben. Daraus geht auch hervor, dass die Unternehmen aufgrund der geltenden Schutzstandards zur Eindämmung des Coronavirus rund 80 Prozent ihrer Kapazitäten anbieten können, das heißt, die meisten Anbieter rechnen im Juli und August mit einer annähernd vollen Auslastung.

Zwei Perspektiven, eine Meinung: Hohe Akzeptanz der Schutzmaßnahmen bei Unternehmen und Gästen

Obwohl sich die Betriebe durch die Corona-Krise an veränderte Rahmenbedingungen anpassen müssen – 91 Prozent konstatieren generell einen höheren Aufwand, 76 Prozent höhere Kosten, 50 Prozent einen höheren Personaleinsatz, und 52 Prozent müssen mehr Zeit für die Beratung der Gäste aufwenden –, ist die Akzeptanz der geltenden Schutzstandards und Hygienemaßnahmen seitens der Unternehmer im Land weiterhin hoch. Der Umfrage zufolge hält die Mehrheit (78 Prozent) diese für angemessen beziehungsweise nimmt einen neutralen Standpunkt dazu ein. Etwa ein Fünftel hält sie für überzogen. Auch die Gäste selbst akzeptieren die Maßnahmen nach Einschätzung der Unternehmer: Die Mehrheit der Gäste (94 Prozent) hält diese demnach für angemessen beziehungsweise verhält sich dazu neutral. „Das Reisen mit der Pandemie erfordert vor allem Verständnis – und das auf allen Seiten. Unter den derzeitigen Bedingungen bewegen wir uns in einer Art Probe- oder Bewährungsphase. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, die erforderlichen Maßnahmen akzeptieren und gelassen bleiben, tragen wir dazu bei, dass die Sommersaison gelingt und die Unternehmen den Weg aus der Krise meistern können“, sagte Hesse. In diesem Zusammenhang verwies sie auf die vom Landestourismusverband und der Landesregierung aufgesetzte mehrjährige Initiative „Wir sind Urlaubsland“, die neben der Sicherheit auch die Akzeptanz des Tourismus, dessen Werthaltigkeit und das Bewusstsein der Bevölkerung für diesen strukturgebenden Wirtschaftszweig in den Mittelpunkt stellt. Die am Pfingstwochenende gestartete Initiative, zu deren Start unter anderem ein 1.600 Quadratmeter großes Banner am traditionsreichen Hotel Neptun in Rostock-Warnemünde befestigt wurde, soll zu einer langfristigen Auseinandersetzung mit der Tourismuskultur in Mecklenburg-Vorpommern führen.

Wirtschaftliche Lage entspannt sich etwas / Aber Gefahr für viele Betriebe noch nicht gebannt
Im Zusammenhang mit den wieder geöffneten touristischen Bereichen entspannt sich die wirtschaftliche Lage in vielen Unternehmen laut Umfrage etwas, bleibt aber diffizil. Der Anteil der touristischen Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern, die staatliche Hilfe benötigen, ist im Juni 2020 kleiner als in den Monaten zuvor: Waren dies im März noch 80 Prozent, so ist es im Juni nur noch die Hälfte. Mit der Wiederbelebung des Tourismus ab 18. Mai für Einheimische, ab 25. Mai für Gäste aus Deutschland und ab 15. Juni für internationale Gäste, sank die Anzahl der Mitarbeiter, die sich in Kurzarbeit befinden, auf rund 20 Prozent im Juni.

„Mit der 100-prozentigen Öffnung geht nicht unmittelbar eine 100-prozentige Sicherheit für die Unternehmen einher. Speziell auch in den Freizeit- oder Kulturbereichen ist der Betrieb aufgrund der geltenden Beschränkungen häufig nicht auskömmlich“, erläuterte Birgit Hesse. Insgesamt schätzt etwa ein Drittel der Quartiere anbietenden Unternehmen die wirtschaftliche Situation mittlerweile als sicher ein. Rund 44 Prozent nehmen dazu eine neutrale Position ein. Allerdings geben rund 25 Prozent an, dass der Betrieb weiter gefährdet beziehungsweise akut gefährdet ist. Birgit Hesse verwies auf die aktuellen Konjunkturprogramme, die zeitlich auf die Sommermonate begrenzt sind, nicht aber den Herbst und Winter überspannen – Monate, in denen Urlaub im Nordosten zwar auch zunehmend gefragt ist, deren Auslastungszahlen sich aber unter denen der Sommermonate bewegen. „Auch wenn die Erwartungen an Geschäfte und Umsätze im Sommer hoch sind, bleiben mit Blick auf den Herbst und Winter viele Fragezeichen stehen“, so Hesse weiter. Die Frage danach, ob ein durchschnittlicher Herbst zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit ausreicht, beantwortet mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (55 Prozent) mit Nein.

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