Warum die Jungstörche verhungerten, können die beiden Fachleute nur vermuten. „Wahrscheinlich ist mindestens einer der Altvögel gestorben und der verbliebene konnte die vier Jungen nicht mehr allein versorgen“, so die Einschätzung von Thiery. Ähnliches sei auch bei Weißstörchen bekannt. Thiery kennt die beliebte Brutstätte nahe Herzberg seit Ende der 1990-er Jahre. Der alte, traditionelle Naturhorst in einer mächtigen Buche war beim Sturm abgebrochen. Das Forstamt Riefensbeek hatte 2018 einen neuen Kunsthorst als Ersatz in der Buche anbringen lassen. Mehrere Bruten waren erfolgreich von der aus Menschenhand geschaffenen Nisthilfe ausgeflogen. Auch andere Kunsthorste im Bergland Südniedersachsens werden regelmäßig bezogen. „Eine besondere Freude macht mir ein Paar im Oberharz. Dort brütet bereits im dritten Jahr nacheinander ein Schwarzstorch-Paar im bewirtschafteten Nadelwald auf einem Fichten-Naturhorst. Eine Fichte als Horstbaum ist in Niedersachsen bislang einzigartig“, freut sich Schwarzstorch-Betreuer Johannes Thiery.

Seit Jahren nehmen die Niedersächsischen Landesforsten die streng geschützten Schwarzstörche in ihren Wäldern unter besondere Obhut. Mit Ausweisung des langfristigen ökologischen Waldentwicklungsprogramms (kurz LÖWE), hat sich der Bestand an Brutvorkommen seit Anfang der 1990 er Jahre deutlich erhöht.

In einem aktuellen Monitoring-Projekt beobachten die Landesforsten gemeinsam mit der Staatlichen Vogelschutzwarte zehn Horstbäume mit Kameras.

Auf ihrer Homepage informieren sie darüber und zeigen aktuelle Fotos: https://www.landesforsten.de/nlf-spezial/schwarzstoerche-2/

Zum Projekt Schwarzstorchhorst-Beobachtung heißt es dort:

Die Niedersächsischen Landesforsten arbeiten gemeinsam mit der Staatlichen Vogelschutzwarte an einem Projekt bei dem wir Schwarzstorchhorste beobachten. Für das Projekt haben wir zehn Horste mit Brutabbrüchen in den Vorjahren ausgewählt.

Hier werden die Bruterfolge in diesem Jahr über Wildtierkameras beobachtet, um die Gründe für Brutabbrüche zu klären. So soll der Schutz der stark gefährdeten Vogelart in Niedersachsen in den nächsten Jahren verbessert werden.

Nachdem es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Niedersachsen fast keine Schwarzstörche mehr gab, haben sich die Brutbestände seit den 1970ern kontinuierlich erholt. Hierzu haben strenge Horstschutzmaßnahmen, der Bau von Kunsthorsten und die Renaturierung von Nahrungsbiotopen sowie eine generelle Verbreitungstendenz aus dem Osten beigetragen. Die Wiederbesiedlung begann im niedersächsischen Flachland und bereitete sich später bis ins Bergland aus. Von 15 Brutpaaren im Jahr 1971 wuchs der Bestand auf 50 Brutpaare im Jahr 2008 an. Diese Entwicklung stagniert jedoch und die Brutzahlen für Niedersachsen sind sogar leicht rückläufig. Die Rückgänge sind vornehmlich im Flachland zu verzeichnen. So verschiebt sich die westliche Ausbreitungsgrenze langsam nach Osten. In einigen Gegenden wie dem Elbe-Weser-Dreieck gibt es nur wenige besetzte Horste.

Die Gründe für die Brutabbrüche sind nicht abschließend bekannt. Witterungsextreme und die Zunahme und Ausbreitung von Prädatoren wie Uhu, Seeadler und Waschbär wirken sich vermutlich negativ auf den Bruterfolg aus. Erste Versuche mit dem Anbringen von Wildkameras ergaben erstaunliche Erkenntnisse. So konnte 2016 in der Südheide die Prädation durch einen jungen Seeadler nachgewiesen werden. In Schleswig-Holstein wurde 2019 die Prädation durch mehrere Kolkraben dokumentiert. Möglicherweise spielen auch innerartliche Auseinandersetzungen eine Rolle.

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