Über 150 Sänger, 95 Orchestermusiker, 64 Chorsänger und 100 Tänzer gehören zum Ensemble. Das bedeutet hohe Anforderungen in puncto Größe, Flexibilität und Qualität an die Tontechnik und somit auch für die Aufnahmeregie, zumal die Volksoper das einzige Mehrspartenhaus in Wien ist, das sowohl Oper, Operette, Musical und Ballett auf Spielplan hat.
Um für die extrem gewachsenen Ansprüche an die Audioproduktion des Hauses auch in Zukunft gerüstet zu sein, erhielt die Volksoper ein neues, IP-basiertes mc²56 Mischpult von Lawo. Die im Januar 2020 beauftragte Lawo-Konsole ist der Nachfolger eines mc²56 der ersten Generation, das bei der grundlegenden Erneuerung des Studiobereichs bereits im Jahr 2012 installiert worden war. Das neue, mit 32 Fadern bestückten mc²56, erlaubt den Einsatz von 96 DSP-Kanälen und bietet eine Routingkapazität von 8192×8192 Koppelpunkten; außerdem unterstützt das für IP-Videoproduktionsumgebungen optimierte Pult SMPTE 2110, AES67/RAVENNA und DANTE. Button-Glow, farbig hinterleuchtete Touch-Sense-Encoder und Farb-TFTs bieten eine klare Farbkodierung der Channel-Strips für bessere Sichtbarkeit und schnelleren Zugriff auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen. Lawos LiveView Technologie erlaubt Thumbnail-Darstellung von Videostreams auf den Label-Displays direkt bei den Fadern. Speziell für den Theater- und Live-Bereich bietet das mc²56 Selective Recall, Oversnaps (relative Trimm-Sets), eine umfassende Theater-Automation über Cue List mit verschiedenen Triggern (MIDI, GPIO, LTC), die Integration von Waves SoundGrid und digitalen Neumann DMI-8-Mikrofonen sowie Spiegelpultbetrieb.
Wie in der gesamten Kulturlandschaft, so führten die Corona-Maßnahmen auch hier zu einem Stillstand des Bühnenbetriebs, außerdem war der Zutritt zum Haus und damit zur Tonregie sehr eingeschränkt. Das stellte auch den Projektleiter der Volksoper und Leiter der Ton- und Medientechnik, Martin Lukesch, wie auch den zuständigen Projektingenieur bei Lawo, Daniel Egea, vor neue Herausforderungen, als es darum ging, die gelieferte Konsole zu installieren und zu konfigurieren. Das Projektteam entschied sich dafür, diesen Prozess mittels Fernbetreuung anzugehen. Bei diesem Aufbau kamen neben der mitgelieferten mxGUI-Software auch ausgewählte Online-Konferenzmedien zum Einsatz, die eine optimale Interaktion zwischen Wien und Rastatt ermöglichten.
Neu war diese Vorgehensweise für Egea nicht: „Bereits Anfang April, als die Maßnahmen noch extrem strikt waren und keiner – auch nicht die Ingenieure der Kunden – Installationen oder technische Abnahmen vor Ort oder bei uns durchführen konnte, entwickelten wir eine Infrastruktur, die eine Fernabnahme ermöglichte“, erinnert sich Egea. „Dieses Setup haben wir bei Lawo zu einem Standardaufbau mit dem entsprechenden Workflow weiterentwickelt, so dass es mittlerweile fast zur Routine gehört, ein Projekt von der Ferne aus zu betreuen“.
„Corona hat uns – wie vielen anderen – einen Strich durch die geplante Vor-Ort-Inbetriebnahme gemacht. Wenn uns jemand Anfang des Jahres gesagt hätte, dass wir das neue mc²56-Pult per Fernbetreuung in Betrieb nehmen sollen – ich hätte nur den Kopf geschüttelt“, erinnert sich Lukesch. Und führt weiter aus: „Nachdem im Mai das neue Pult geliefert war, wurde die mechanische Installation von der Volksoper-Mannschaft durchgeführt, natürlich unter Corona-bedingten Auflagen. Mit dem Online-Aufbau konnte Herr Egea alle Daten per Fernwartung auslesen und neue Compact Flash Karten erstellen. Die restlichen Anpassungen wurden dann wieder per Fernwartung vorgenommen. Alle Daten und Shows wurden übernommen, alles hat problemlos funktioniert.“
Während in einer gewöhnlichen Saison zwischen September und Juni knapp 300 Aufführungen von Dutzenden verschiedener Produktionen auf dem Programm des 1.337 Plätze fassenden Repertoiretheaters stehen, fand in diesem Jahr die letzte Vorstellung am 10 März statt. Allerdings läuft der Probenbetrieb seit Juni; an den Wochenenden veranstaltet die Volksoper Wien Konzerte für maximal 100 Zuhörer im Aufführungssaal. Es ist geplant, den regulären Spielbetrieb wieder ab dem 1. September aufzunehmen. Den Anfang macht an diesem Tag die Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß, gefolgt von Cole Porters weltbekanntem Musical „Kiss me, Kate“. Am 13. September soll die mit Spannung erwartete Premiere des Musicals „Sweet Charity“ stattfinden, eine Adaption von Frederico Fellinis Film „Die Nächte der Cabiria“, für die in den 1960er Jahren der renommierte Dramatiker Neil Simon und der damals noch weitgehend unbekannte Komponist Cy Coleman gewonnen werden konnte. Den größten Hit dieses Musicals, „Big Spender“, hat die Volksoper Wien als Apettithappen dieser Produktion auf Youtube serviert: https://youtu.be/bW1NqUnSmYw. Bei der Tonproduktion dieses Videos kam bereits das neue mc²56-Mischpult zum Einsatz.
Lukesch abschließend: „Alle – das Ensemble, die Musiker, die Techniker und die Kollegen der verschiedenen Gewerke – sind froh, dass es wieder eine Perspektive für einen weitgehend normalen Spielbetrieb gibt. Auch wenn wir mit unserem neuen Mischpult durch Schulung und die Erfahrungen mit dem Vorgängerpult bereits vertraut sind, werden wir die Möglichkeiten unseres neuen mc²56 erst nach und nach im tagtäglichen Betrieb vollkommen ausloten können – darauf freue ich mich.“
Lawo entwickelt, fertigt und vertreibt zukunftsweisende Netzwerk-, Control-, Audio- und Video-Systeme für Fernseh- und Radio-Produktionen, Postproduktion sowie Live-Events und Theateranwendungen. Das Produktportfolio umfasst Steuerungs- und Monitoring-Systeme, digitale Tonmischpulte, Kreuzschienen, Videoprozessoren sowie Lösungen für IP-basierte A/V-Infrastrukturen und Routingsysteme. Alle Produkte werden in Deutschland entwickelt und am Hauptsitz des Unternehmens in Rastatt nach höchsten Qualitätsstandards hergestellt. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.lawo.com.
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