Gesellschaft und Wirtschaft wandeln sich im Zeitverlauf stetig. Dies betrifft jedoch Wirtschafts- und Aufgabenbereiche sowie Beschäftigtenstrukturen ganz unterschiedlich. Der aktuelle Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Sachsens befasst sich mit den verschiedenen Facetten des wirtschaftlichen Strukturwandels in Sachsen sowie in den sächsischen Kreisen, um regionale Besonderheiten hervorzuheben. Dabei wird der wirtschaftliche Strukturwandel von der sektoralen, intrasektoralen und regionalen Dimension her betrachtet. Demografie, Digitalisierung und die Umstellung auf Elektromobilität stellen zukünftig die größten Herausforderungen für Sachsens Wirtschaft dar. Zudem zeigt sich, dass Anpassungsfähigkeit durch Weiterbildung für wirtschaftliche Akteure ein Teil der Lösung sein muss.   

„Die verschiedenen Formen des Strukturwandels prägen den sächsischen Arbeitsmarkt nachhaltig. Die Themen Demografie, Digitalisierung, Kohleausstieg und Elektromobilität sind die aktuellen Herausforderungen, die auch während und nach Corona weiter aktiv gestaltet werden sollten. Viele Menschen werden direkt von den damit einhergehenden Veränderungen der Berufe, Tätigkeiten oder Anforderungen betroffen sein. Richtig vorbereitet bringt das aber für die Beschäftigten und Unternehmen in Sachsen auch viele neue Chancen mit sich. Durch eine aktive betriebliche Weiterbildung oder Qualifizierung können die Menschen die bevorstehenden Veränderungen meistern und Unternehmen ihre Fachkräfte von morgen sichern. Damit sichert der Wirtschaftsstandort Sachsen seine Innovationskraft, Wettbewerbsfähigkeit und somit den Wohlstand der Gesellschaft“, sagte Dr. Antje Weyh, Mitautorin des neuen IAB-Regionalberichts. 

  • Formen und Dimensionen von Strukturwandel

Wirtschaftlicher Strukturwandel findet fortwährend statt und kann ökonomisch – durch technologischen Fortschritt, oder politisch – durch Verordnungen bzw. Gesetze, induziert sein. Die daraus resultierenden wirtschaftlichen Veränderungen können sich auf sektorale, intrasektorale und regionale Strukturen auswirken. Der sektorale Strukturwandel äußert sich in einer Zunahme des Dienstleistungssektors bei gleichzeitigem Rückgang von produzierendem Gewerbe und der Landwirtschaft. Intrasektoraler Strukturwandel tritt in allen Wirtschaftssektoren auf, beispielsweise führen verschiedene technische Neuentwicklungen zu einer Zunahme an Vernetzung und Automatisierung von Tätigkeiten. Ein Regionaler Strukturwandel ist meist für einen dominierenden Wirtschaftszweig mit einem großen Anteil an Beschäftigten in einer Region zu beobachten.

  • Demografie, Digitalisierung, Elektromobilität und Kohleausstieg…

…werden in Sachsen trotz Corona häufig diskutiert. Demografie und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt dabei nachhaltig.

Der demografische Wandel äußert sich nicht nur in einer Schrumpfung der Zahl der Einwohner im erwerbsfähigen Alter, sondern auch in einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung. So ist der Anteil der Altersgruppe der 55- bis 64-jährigen Beschäftigten von 1993 bis 2018 sachsenweit um 244 Prozent gestiegen. Im Kreis Nordsachsen gab es sogar eine Verfünffachung. Für alle anderen Altersgruppen sind die Beschäftigtenanteile dagegen gesunken, besonders im Bereich der 15- bis 24-Jährigen (minus 57 Prozent). Am höchsten ist der Rückgang im Kreis Nordsachsen, am geringsten im Vogtlandkreis.

Die Arbeitsmarktwirkungen der Digitalisierung lassen sich am Substituierbarkeitspotenzial bemessen, also daran, in welchem Ausmaß sich Berufe durch Computer oder computergesteuerten Maschinen wandeln könnten. In Sachsen arbeitet jeder Vierte in Berufen mit einem Substituierbarkeitspotenzial von über 70 Prozent. In den kreisfreien Städten Dresden, Leipzig und Chemnitz sowie dem Landkreis Leipzig liegt dabei der Anteil unter dem sachsenweiten Durchschnitt von 25 Prozent. Die höchste Betroffenheit gibt es im Kreis Zwickau (33 Prozent) und im Erzgebirgskreis (32 Prozent).

Kohleausstieg und E-Mobilität verändern die Arbeit direkt nur in einzelnen Regionen. Die indirekten Wirkungen zeigen sich jedoch auch überregional. Auslöser beider Entwicklungen ist die Vermeidung sog. negativer externer Effekte, im Speziellen der Umweltverschmutzung. Für den Ausstieg aus der Kohleverstromung sind vor allem die Kreise Bautzen und Görlitz (Lausitzer Revier) und die Stadt und der Landkreis Leipzig sowie Nordsachsen (Mitteldeutsches Revier) betroffen. Rund 10.000 Beschäftigte sind hier direkt in den beiden Revieren betroffen. Der Ausbau der Elektromobilität betrifft insbesondere den Kreis Zwickau durch die vollständige Umstrukturierung des VW-Werkes. An sich werden sich aber in der Automobilindustrie in Sachsen  für rund die Hälfte der Beschäftigten Veränderungen ergeben.

  • BA sichert Qualifizierung im Strukturwandel

Der Strukturwandel verändert die Anforderungen am Arbeitsmarkt und macht zunehmend qualifikatorische Anpassungen bei Beschäftigten erforderlich. Die BA fördert Weiterbildung unabhängig von Ausbildung, Lebensalter und Betriebsgröße.

Mit dem Qualifizierungschancengesetz hat sich die Weiterbildungsförderung für beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbessert, die u. a. vom Strukturwandel betroffen sind: Hierbei unterstützen Arbeitsagenturen und Jobcenter mit der Übernahme der Weiterbildungskosten, wenn die Qualifizierung außerhalb des Betriebes stattfindet und mehr als 120 Stunden dauert. Bei Mitarbeitern in Kleinstunternehmen (<10 Beschäftigte) können 100 Prozent der Weiterbildungskosten, bei kleinen und mittleren Unternehmen (10 – 249 Beschäftigte) bis zu 50 Prozent, bei größeren Betrieben (< 2500 Beschäftigte) grundsätzlich bis zu 25 Prozent und bei größeren Betrieben mit mehr als 2500 Beschäftigten bis zu 15 Prozent übernommen werden. Für ältere Beschäftigte (ab vollendetem 45. Lebensjahr) oder Schwerbehinderte gibt es eine 100-Prozentförderung, auch für mittelständische Unternehmen.

Nähere Informationen gibt es unter: https://www.arbeitsagentur.de/m/weiterbildung-qualifizierungsoffensive/.

Den IAB-Bericht „Facetten des wirtschaftlichen Strukturwandels in Sachsen“ finden Sie hier: http://doku.iab.de/regional/S/2020/regional_s_0220.pdf.

Für Rückfragen zu dieser Publikation steht Ihnen gerne Frau Weyh unter Tel. 0371 9118 642 oder Antje.Weyh@iab.de zur Verfügung.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Bundesagentur für Arbeit
Regensburger Straße 104
90478 Nürnberg
Telefon: +49 (911) 179-0
Telefax: +49 (911) 179-2123
http://www.arbeitsagentur.de

Ansprechpartner:
Kristin Huwe
Erste Fachkraft
Telefon: +49 (371) 9118-625
E-Mail: Kristin.Huwe@arbeitsagentur.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel