„Die Ergebnisse der aktuellen Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur Wohnkostenbelastung der Mieterhaushalte in Deutschland spiegelt nicht die Realität von Millionen von Mieterinnen und Mieter wider“, kommentiert der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten. Auch wenn laut IW die Wohnkostenbelastung für den Durchschnittsmieterhaushalt in den letzten Jahren konstant geblieben ist, ist sie es für einen großen Teil der Mieterinnen und Mieter, deren Finanzkraft unter dem Durchschnitt liegt – also zum Beispiel Polizisten, Pflegepersonal und Verkäufer/-innen – nicht. Dies ergibt sich auch aus der Studie des IW selbst, wonach die Wohnkostenbelastung nicht nur für Arbeitslose, sondern auch für unregelmäßig oder geringfügig Beschäftige in den letzten Jahren gestiegen ist. „Wenn man weiß, dass allein rund 10 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland geringfügig beschäftigt sind, wird sehr klar, wie viele Menschen mit zu hohen Mieten konfrontiert sind“, erklärt Siebenkotten.

Das IW geht von einer Wohnkostenbelastung für Arbeitslose von 37 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens aus, für geringfügig Beschäftigte von 33 Prozent. In diesen Zahlen sind die Heizkosten noch nicht einmal enthalten. Auch das Statistische Bundesamt kam zuletzt zu dem Ergebnis, dass die immer höheren Durchschnittsmieten in den Metropolen und größeren Städten dazu beitragen, dass die betroffenen Mieterhaushalte mit überdurchschnittlichen Mietbelastungsquoten zu kämpfen haben. Bei den Neuvertragsmieten in den Metropolen verschärft sich diese Belastung sogar noch. Mieter in Großstädten wie Berlin, Hamburg München und Köln müssen durchschnittlich mindestens 37 Prozent ihres Gehalts für das Wohnen ausgeben. Auch in Uni Städten ist das Wohnen teuer: So liegt die Mietbelastung in Freiburg beispielsweise bei 41 Prozent.

Eine aktuelle Studie des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen (SVRV) zeigt, dass ein Viertel aller Haushalte in Deutschland, also etwa 10 Millionen Haushalte, nicht über flüssige finanzielle Rücklagen verfügen. Erleiden diese Haushalte einen Einkommensverlust von „nur“ 100 Euro pro Monat, müssen sie eine Gesamtmietbelastung von 40 Prozent schultern, ab einem Einkommensverlust von 200 Euro pro Monat wird diese Grenze sogar deutlich überschritten. Ab einer Mietbelastungsquote von 40 Prozent spricht man von einer Wohnkostenüberlastung, die zu Verschuldung und im schlimmsten Fall zu Wohnungslosigkeit führt.

„Die Unterschiede bei der Mietbelastungsquote sind also sehr groß. Die Quote ist besonders hoch für arme Haushalte, Großstädter, Singles, Neuvertragsmieter und Rentner. Von „falschem Alarm“ bei der Wohnkostenbelastung am Mietmarkt zu sprechen, ist daher den Betroffenen gegenüber zynisch und entspricht nicht der Realität. Eins ist klar: Wir brauchen dringend eine Begrenzung der Mieterhöhungen im Bestand und bei der Neuvertragsmiete, denn die Neuvertragsmieten von heute sind die Bestandsmieten von morgen. Es ist allerhöchste Zeit, die Menschen zu schützen, die mit hohen und immer höheren Wohnkosten zu kämpfen haben“, fordert Siebenkotten.

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