Wie Joseph geht es derzeit vielen Tansaniern. Sie hatten mit der Öffnung der Grenzen Anfang Juni auf Gäste gehofft, darauf, wieder ein paar Einnahmen zu haben, um ihre Familien zu ernähren. Seit März ist das Land wie leergefegt. Besonders in der Anfangszeit der Corona-Pandemie haben viele hier lebende Ausländer das Land verlassen. Touristen blieben aus, Reisen wurden verschoben oder storniert. Dass niemand kam, als Flughäfen und Grenzübergänge geschlossen waren, leuchtet jedem ein. Und es war auch noch nicht ganz so dramatisch für das Land, denn in den Monaten April, Mai und Juni läuft das Geschäft wegen der Regenzeit ohnehin eher auf Sparflamme. Aber nun kann man seit einem Monat wieder einreisen, ohne in Quarantäne zu müssen. In den ersten Fliegern waren jedoch mehr Rückkehrer als Touristen. Und das ist es, was Joseph und viele seiner Landsleute nicht verstehen.
Denn der Alltag ist inzwischen längst wieder eingekehrt. Einen Lockdown wie in den meisten europäischen Ländern gab es hier nicht. Wie auch, wenn die meisten Menschen von der Hand in den Mund leben, weder Geld haben, um Nahrungsmittel für Wochen zu kaufen, noch Möglichkeiten, sie dann auch über Wochen zu lagern. Aber besonderen Risiken ausgesetzt sieht sich hier keiner. Weder die Einheimischen, die weiter ihrem Alltag nachgehen, noch die Zugezogenen, von denen man auch in diesen Wochen und Monaten viele findet. „Tansania ist seit 16 Jahren unser Zuhause. Wir und unsere Kinder lieben besonders die unvergleichliche Tierwelt. Gerade jetzt bietet sich die einmalige Gelegenheit, die weltbekannte Serengeti ungestört zu genießen“, sagen Horst und Debbie Bachmann, Lodge- und Campeigentümer aus Arusha.
Sicher hat sich das Bild im Alltag in den vergangenen Monaten verändert. Man sieht überall Wasserspender und Seife, Menschen grüßen sich aus der Ferne, bestenfalls mit Ellenbogen-Kontakt. Sie halten Abstand und tragen Masken, wenn es doch mal eng zugeht. Dennoch – es gibt an keiner Stelle das Gefühl, eingeschränkt zu sein. Tom Kunkler, Reisemesse- und Eventveranstalter aus Moshi, beschreibt das so: „Meine Familie und ich fühlen uns in Tansania seit über 15 Jahren – und auch während der Corona-Zeit – absolut sicher“. Aus seiner Sicht gibt es also keinen Grund, nicht in das bevölkerungsreichste ostafrikanische Land zu reisen. „Die Grenzen sind wieder offen, und Touristen werden unter aktuellen Covid-19-Richtlinien herzlich empfangen.“
In der Tat, die Regierung hat alles getan, um den Touristen größtmögliche Sicherheit zu geben. Es gibt einen umfangreichen Maßnahmekatalog, der von Schulungen über Hygieneanweisungen und Verhaltensregeln bis zu ganz konkreten Anordnungen reicht, wie zum Beispiel Hotels, Lodges oder Safari-Autos auszustatten und zu reinigen sind. Und die wenigen Touristen, die das Land in den vergangenen Wochen besucht haben, sind voll des Lobes. Aber das reicht selbstverständlich nicht, um die Maschinerie wieder in Gang zu bringen, die den größten Einnahmefaktor des Landes antreibt. Die Milliardeneinnahmen bringt, welche für die Infrastruktur, den Gesundheitssektor und die Bildung dringend benötigt werden. „Mit jedem Gast werden Arbeitsplätze erhalten, können Familien ihre Kinder ernähren und in die Schule schicken. Der Tourismus ist für das Leben der Menschen hier in Tansania so wichtig wie noch nie. Jeder Reisende hilft“ – Cornelia Wallner-Frisee von Africa Amini Life und der Original Maasai Lodge spricht aus, was vielen derzeit auf der Seele brennt. Ganz besonders im Norden des Landes, wo sich der Kilimanjaro und die bekanntesten Nationalparks befinden, spürt man, wie sehr die fehlenden Einnahmen durch das Ausbleiben der Touristen bereits jetzt das Leben der Einheimischen negativ beeinträchtigen.
Als ob das nicht genug wäre, ist nun auch die einmalige Tierwelt bedroht, die über Jahrzehnte mit großem Aufwand schützt wurde. Es gibt eine einfache Kette: Keine Touristen – keine Arbeit – kein Einkommen – kein Essen, und wenn nichts mehr zu Essen da ist, bedient man sich bei allem, was aufzutreiben ist. Das heißt, die Wilderei nimmt zu. Besonders gefährlich wird das, wenn Experten in diese Situation kommen. Ranger zum Beispiel, deren Aufgabe es eigentlich ist, die Wilderei zu verhindern. Deshalb ist man in Tansania zum wiederholten Mal dankbar, dass es die Frankfurter Zoologische Gesellschaft und ihre Unterstützung für die Nationalparks des Landes gibt. Die sorgt gegenwärtig dafür, dass die Ranger in der Serengeti bezahlt werden können und man nicht Gefahr läuft, dass sie die Seiten wechseln. Wohlgemerkt, nicht aus Profitgier, sondern aus dem Zwang, sich und ihre Familien ernähren zu müssen. Aber selbstverständlich ist das keine Lösung auf Dauer, wissen die Tierschützer ebenso wie die Tourismus-Experten, denen Tansania eine Herzensangelegenheit ist.
Viele, die als Urlauber oder als Abenteurer kamen, haben sich schon in das Land knapp unterhalb des Äquators verliebt. Viele von ihnen kamen wieder. Einige sind geblieben. So wie auch Madeleine Schröder und Rainer Bockmann. Sie leben in Moshi, dem Ausgangspunkt für die Kilimanjaro-Besteigungen, die jedes Jahr Zigtausende in den Norden Tansanias locken. „Wer einmal nach Tansania gereist ist, versteht die magische Anziehung, die dieses Land hat. Egal ob es die sagenhafte Tierwelt, die warmherzigen Menschen oder die makellosen Sandstrände sind. Es bleibt etwas ganz tief im Herzen“, sind sich beide einig. Wie die vorgenannten Wahl-Tansanier gehören sie einer Vereinigung deutschsprachiger Tourunternehmer und Hoteliers an, die versuchen, das momentan etwas in die Kritik geratene Bild des Landes durch sachliche Informationen geradezurücken. Dazu haben sie die Initiative „Tansania Aktuell“ gegründet, die helfen soll, aufkommende Fragen im Zusammenhang mit Reisen in das größte ostafrikanische Land zu beantworten – ob nun für Reiseveranstalter, Reisende oder auch für Journalisten.
Was sie alle eint ist die Sorge, dass dieses landschaftlich einmalig schöne Land mit dem höchsten Berg Afrikas, einigen der beeindruckendsten Nationalparks der Welt und den Trauminseln im Indischen Ozean durch die Folgen der weltweiten Pandemie um viele Jahre zurückgeworfen wird. Um das zu verhindern, braucht es eine differenzierte Betrachtung der Gefährdungslage durch die politischen Gremien, besonders aber das Vertrauen von potenziellen Urlaubern, dass hier mindestens genauso viel für ihre Sicherheit getan wird wie in allen europäischen Ländern, in die die Reisebeschränkungen bereits aufgehoben wurden.
verfasst von: Thomas Becker
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