Was passiert mit unseren Vorstellungen von Europa, Gemeinschaft und Teilhabe, wenn wir sie am Küchentisch mit Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft debattieren? Elf Künstler*innen aus ganz Europa setzen sich zwischen August und Dezember 2020 mit dieser Frage auseinander und organisieren Begegnungen in privaten, öffentlichen oder metaphorischen Küchen in elf europäischen Städten. Den Anfang der Veranstaltungsreihe „Europaküche“ macht die portugiesische Künstlerin Patrícia Portela am 15. August in Kopenhagen.

Die Küche steht wie kein anderer Ort für Gemeinschaft und Begegnung, Geborgenheit und lebhafte Debatten. Nicht zuletzt ist sie in Ländern mit eingeschränkter Meinungsfreiheit ein Schutzraum der freien Rede. Während der Corona-Pandemie hat die Küche noch weitere Bedeutungen erhalten – sie ist nicht mehr nur Ort des Zusammenkommens, sondern gleichzeitig auch Arbeitsplatz und Klassenzimmer. Im Projekt „Europaküche“ wird die Küche nun zur Metapher und Plattform für einen kulturellen und europaweiten Dialog über Grenzen hinweg. Elf Künstler*innen verschiedenster Disziplinen, die in Europa leben und arbeiten, organisieren in einer anderen als ihrer Heimatstadt eine Veranstaltung, die ausgeht von der Idee des Küchengesprächs – sei es in Küchen privater Gastgeber*innen oder coronabedingt in öffentlichen Räumen. Alle Abende stoßen perspektivreiche Auseinandersetzungen mit aktuellen, europaweit relevanten Themen an. Auch grundsätzliche Fragen dazu, was Europa ist, wer willkommen ist, wer nicht und unter welchen Umständen, werden in kleiner Runde thematisiert und in künstlerischen Formaten wie Lesungen, Konzerten, partizipativen Performances oder einfach einer guten Diskussion gemeinsam erlebbar.

Am 15. August geht es mit der ersten Veranstaltung los: Die portugiesische Künstlerin Patrícia Portela tritt mit den Gästen, die sie in ihrer „Europaküche“ in Kopenhagen treffen wird, vorab in einen Briefwechsel. Die kleinen Texte, die dabei entstehen, werden während der Live-Veranstaltung in der Küche des dänischen Gastgebers Philipp Ostrowicz gemeinsam zu einer Geschichte verwoben und performt.

Zu den weiteren am Projekt beteiligten Künstler*innen, die jeweils unter Einhaltung coronabedingter Hygienemaßnahmen einen Abend gestalten, gehören u.a. die kroatische Autorin Ivana Sajko, der deutsche Künstler Mischa Leinkauf, die tschechische Konzeptkünstlerin Kateřina Šedá, die italienische Künstlerin Marinella Senatore, die dänische Videokünstlerin Jeannette Ehlers und die in Berlin lebende britische Autorin Priya Basil, die das Projekt auch kuratiert. Sie selbst wird am 4. Oktober in ihrer „Europaküche“ in Wrocław (Polen) europäische Fragen anhand von Zutaten erkunden: Wonach schmeckt Europa für Menschen in Polen und polnische Gemeinschaften in Europa? Zusammen mit lokalen Köch*innen erarbeitet Priya Basil neue europäische Rezepte, die auf den Beiträgen ihrer Befragung basieren.

Die Begegnungen und Diskussionen an den verschiedenen Standorten werden auch im digitalen Raum erlebbar sein. Neben lokalen Open Calls und Online-Angeboten werden alle europäischen Küchen-Zusammenkünfte zu einer Serie von kurzen Videos verdichtet und von drei Blogger*innen begleitet: dem Schriftsteller und bildenden Künstler Mohammed Z. Rahman aus London, der in Berlin und London lebenden Literaturwissenschaftlerin und Jurastudentin Marie Detjen und der niederländisch-ungarischen Bloggerin Mandula van den Berg, die in Berlin lebt. Zu verfolgen sind die Beiträge auf www.goethe.de/europakueche

Termine und Orte der Europaküche:

15. August: Kopenhagen (Dänemark) – Patrícia Portela (Portugal)
September (tbc): Wien (Österreich) – Jasmina Metwaly (Polen)
25.-27. September: Tallinn (Estland) – Kateřina Šedá (Tschechische Republik)
4. Oktober: Wrocław (Polen) – Priya Basil (Deutschland/UK)
8.-10. Oktober: Chania (Griechenland) – Mischa Leinkauf (Deutschland)
16.-18. Oktober: Glasgow und Huntly (Schottland) – Jeannette Ehlers (Dänemark)
24./25. Oktober: Palermo (Italien) – Géraldine Schwarz (Deutschland/Frankreich)
November (tbc): Ljubljana (Slowenien) – Marinella Senatore (Italien)
14./15. November: Marseille (Frankreich) – Ivana Sajko (Kroatien)
21./22. November: Madrid (Spanien) – Arpad Dobriban (Ungarn)
4. Dezember: München (Deutschland) – Johny Pitts (UK)

Öffentliche Rahmenveranstaltungen der „Europaküche“:

17. August: Kopenhagen (Dänemark) – Patrícia Portela und Priya Basil: Öffentliche Lesung und Diskussion in der deutschen Botschaft

5. Dezember: München (Deutschland) – Finale in den Münchner Kammerspielen: Einzelne Künstler*innen der Europaküche werden für das Finale der Europaküche in den Münchner Kammerspielen nach München zurückkommen, ihre Erfahrungen teilen und ihre Beiträge erlebbar machen.

Weitere Informationen:
www.goethe.de/europakueche

Alle Informationen zu den EU 2020 Projekten des Goethe-Instituts finden Sie unter: www.goethe.de/EU2020

Die „Europaküche“ ist ein Projekt des Goethe-Instituts, gefördert mit Sondermitteln des Auswärtigen Amts zur deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020.

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