Der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) zeigt sich angesichts der weiteren Ausbreitung von Wölfen in der Region äußerst besorgt. Erst kürzlich hatte die Auswertung von Bildmaterial aus dem Rhein-Sieg-Kreis den Nachweis von Wolfswelpen im Wolfsverdachtsgebiet Oberbergisches Land ergeben. Zuvor hatte das Landesamt NRW einen zweiten Wolf in Schermbeck bestätigt.

„Mit jeder neuen Sichtung oder gar Rissen wächst die Sorge unserer Tierhalter“, erklärt RLV-Präsident Bernhard Conzen. Die Rückkehr eines Wildtieres nach NRW ist laut Conzen ein Zeichen dafür, dass in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht wurde. „Und ich möchte betonen: Es geht nicht darum, dass wir Landwirte pauschal etwas gegen den Wolf haben – doch es ist schwer zu ertragen, dass das Wohl eines einzelnen Tieres über das vieler Weidetiere gestellt wird. Der Wolf ist kein Kuscheltier.“ Seit im Oktober vorletzten Jahres am Niederrhein das erste Wolfsgebiet in NRW ausgewiesen wurde, kam es immer wieder zu Nutztierrissen durch die zugewanderte Wölfin, bei einigen Schafhaltern sogar wiederholt. Unweit der deutsch-belgischen Landesgrenze wurde zudem jüngst ein Wolfsangriff auf Schafe von den belgischen Behörden bestätigt, im benachbarten Eifelkreis Bitburg-Prüm wiesen die Ergebnisse einer DNA-Probe nun sogar den Riss von zwei Kälbern nach.

Umso mehr stellen sich mit dem Nachweis von Wolfsnachwuchs laut RLV drängende Fragen aus Sicht der Tierhalter: „Wird ein ausgewachsenes Rudel anders jagen als ein Einzeltier? Lernen die Wölfe voneinander, Zäune zu überspringen? Folgen auf gerissene Kälber bald auch größere  Tiere?“ Die Sorge ist begründet: So wurden, wie das niedersächsische Umweltministerium Ende Juni bekannt gab, zwei Hannoveraner Pferde im Landkreis Nienburg von Wölfen gerissen. Zeitgleich bestätigte das Oberverwaltungsgericht des Landes im Fall zweier auffälliger Wölfe die Einschätzung des Ministeriums, dass diese weiterhin in mit zumutbaren Herdenschutzmaßnahmen gesicherte Schafsherden eindringen und diese Jagdtechnik möglicherweise auch an andere Wölfe weitergeben würden. Zum Schock, der Ohnmacht und dem oft auch emotionalen Verlust kommt die Angst der Tierhalter vor Panikfluchten der angegriffenen Tiere. "Wer möchte schon gerne einen Zusammenstoß mit einem Rind oder einem Pferd erleben?", fragt Conzen auch angesichts der hohen Verkehrsdichte in NRW. Nach Auffassung des RLV-Präsidenten ist es nicht mit einem Hinweis auf Herdenschutzmaßnahmen getan, zumal nur die Materialkosten gefördert werden, Folgekosten – etwa für Aufbau und Unterhaltung von Schutzzäunen – bleiben völlig unberücksichtigt. „Herdenschutz ist eine Sache, ein Rüstungswettlauf mit immer höheren Zäunen kann aber nicht die Lösung sein. Zumal wir damit auch die Landschaft für Rehe und andere Wildtiere durchschneiden“, erklärt Conzen. Erfahrungen wie aus Niedersachsen zeigen vielmehr, dass Problemwölfe konsequent entnommen werden müssen. Hier sollten auch Lösungsansätze anderer Mitgliedstaaten mit in den Blick genommen werden. So könnte etwa wie in Frankreich eine jährliche Entnahmequote festgelegt werden. Perspektivisch gefragt ist zudem eine aktive Regulierung des Wolfsbestandes. "Mit der Weidetierhaltung steht viel auf dem Spiel", warnt der RLV-Präsident. „Für den Erhalt einer einzigartigen Kulturlandschaft wie etwa der Eifel oder dem Bergischen Land mit all ihren positiven Effekten für Naturschutz, Naherholung und Tourismus ist sie unverzichtbar.“

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