Karl Mickel, der »als Marxist in Preußen« lebte (Rainer Kirsch), vertraute seine literarischen Papiere kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar an. Jetzt konnte das Archiv einen weiteren wichtigen Teil seines Nachlasses erwerben. Darin enthalten ist eine umfangreichere Fotosammlung, die den Dichter, der sich gern im Stil seines Vorbilds Bertolt Brecht präsentierte, beim Sport, mit Freunden, nicht selten auch im Einzelporträt zeigt. Hinzu kommen viele Ansichten der Frauenkirche in Dresden, die die lebenslange Bindung des Wahlberliners an seine Heimatstadt zeigen. Bekannt wurde er durch seine witzigen, anspielungsreichen und scharfsinnigen Gedichte, die Kenner zu den besten lyrischen Werken zählen, die in der DDR entstanden sind. Bis zuletzt blieb Mickel den dichterischen Freunden der »Sächsischen Dichterschule« wie Adolf Endler, Volker Braun, Rainer Kirsch, Heinz Czechowski, Richard Leising und Peter Gosse verbunden. Am 12. August wäre Karl Mickel 85 Jahre alt geworden.

Karl Mickel (1935–2000) liebte und lobte den Sport. Die Titelfigur seines Romans= Lachmunds Freunde ist ein träumender Boxer, zwei weitere Figuren, Hammer und Bär, spielen Handball. Der Dichter selbst spielte Tennis und ritt; gern schaute er Fußball im Fernsehen, am liebsten: Dynamo Dresden, die Mannschaft seiner Heimatstadt, deren Zerstörung er als Kind erlebte. Nach dem Abitur studierte er als junger SED-Genosse an der Hochschule für Ökonomie in Berlin Wirtschaft, später arbeitete er als Redakteur, Dramaturg und Dozent an der Schauspielschule ›Ernst Busch‹. Weniger bekannt als seine Gedichte sind seine Theaterstücke und Libretti, die er mit und für Paul Dessau, später auch für Friedrich Schenker schrieb. Die erste Zusammenarbeit mit Dessau war das 1964 uraufgeführte Requiem für Patrice Lumumba, später folgte die Oper Einstein (UA 1974). Die Briefe Paul Dessaus gehören ebenso zum neuerworbenen Teil des Nachlasses wie eine Fassung des zweiten Teils seines einzigen Romans Lachmunds Freunde, der 2006 posthum gemeinsam mit dem früher verfassten ersten Teil erschien. Zu diesem Werk notierte Mickel: »Zweites Buch: Es muss Heiterkeit atmen.«

 

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