- – Umsatz und Ergebnis unter Vorjahr
– Segment Bau/Infrastruktur deutlich über den Erwartungen
– Fahrzeugtechnik tief im Minus
– Erste Anzeichen einer Erholung
– Wieder Prognose für das Geschäftsjahr 2020
Vier der fünf Segmente der INDUS Holding AG wurden im ersten Halbjahr 2020 erheblich von den wirtschaftlichen und operativen Auswirkungen der Corona-Pandemie beeinflusst. Der Umsatz der INDUS Gruppe ging in den ersten sechs Monaten um 11,7 % auf 774,2 Mio. EUR zurück. Das operative Ergebnis (EBIT) im ersten Halbjahr lag bei -18,3 Mio. EUR. Darin enthalten sind Wertminderungen auf Geschäfts- und Firmenwerte (Goodwill) als Ergebnis des unterjährig erforderlichen Impairmenttests in Höhe von 31,6 Mio. EUR sowie weitere Wertminderungen und Aufwendungen infolge des Verkaufs und der Stilllegung von Unternehmensbereichen in Höhe von 8,9 Mio. EUR. Aus den Verkäufen und Stilllegungen resultiert außerdem die Wertberichtigung aktiver latenter Steuern in Höhe von 2,7 Mio. EUR.
Der operative Cashflow konnte aufgrund des deutlich verringerten Wachstums des Working Capital um 4,6 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr auf 29,0 Mio. EUR verbessert werden. Die Liquidität im Konzern lag am Ende des Halbjahres mit 150,8 Mio. EUR weiter auf einem bewusst hohen Niveau und dient als komfortabler Puffer zur Abfederung der Auswirkungen der Corona-Pandemie. Im Durchschnitt der ersten sechs Monate 2020 beschäftigten die Unternehmen der INDUS-Gruppe 10.767 Mitarbeiter (Vorjahr: 10.710 Mitarbeiter). Ende Juni befanden sich etwa 2.680 Mitarbeiter in Kurzarbeit.
Segmente mit Licht und Schatten
Das Segment Bau/Infrastruktur konnte den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch einmal um 8,1 Mio. EUR (4,2 %) auf 199,0 Mio. EUR steigern. Das operative Ergebnis stieg im Vergleich zum Umsatz überproportional um 30,2 % auf 36,2 Mio. EUR (Vorjahr: 27,8 Mio. EUR) an. Die EBIT-Marge erreichte mit 18,2 % einen sehr hohen Wert. Das liegt deutlich über den Erwartungen. „Die Megatrends – Digitalisierung, Ausbau der Infrastruktur, Wohnungsbau und Nachhaltigkeit – bestehen auch trotz Corona fort“, sagt Dr. Johannes Schmidt, Vorstandsvorsitzender der INDUS-Gruppe. „Das Segment ist in diesen Zeiten eine wesentliche Stütze der Gruppe, kann aber die Rückgänge in den anderen Segmenten nicht kompensieren.“
So wurden die bekannten strukturellen Probleme in der Automobilindustrie durch die Corona-Pandemie noch erheblich verstärkt. Das Segment Fahrzeugtechnik verzeichnete starke Absatzrückgänge im April und Mai. Der Segmentumsatz sank um 27,7 % auf 132,6 Mio. EUR. Das operative Ergebnis (EBIT) vor Wertminderungen lag mit – 29,1 Mio. EUR deutlich unter dem Vorjahreswert. Die EBIT-Marge vor Wertminderung sank auf – 21,9 %.
Der Umsatz im Segment Maschinen- und Anlagenbau sank gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum um 20,1 % auf 165,8 Mio. EUR. Insbesondere die exportorientierten Unternehmen sind erheblich von der Corona-Pandemie betroffen, nachdem bereits vor der Pandemie eine allgemeine Marktberuhigung verzeichnet wurde. Das operative Ergebnis (EBIT) sank um 18,7 Mio. EUR auf 4,1 Mio. EUR. Die EBIT-Marge lag bei 2,5 %.
Der Umsatzrückgang im Segment Metalltechnik war vergleichsweise moderat – er reduzierte sich um 3,4 % auf 206,4 Mio. EUR. Das operative Ergebnis (EBIT) vor Wertminderungen lag mit 8,9 Mio. EUR um 7,4 Mio. EUR unter dem Vorjahreswert. Im Segmentergebnis sind Belastungen aus der laufenden Stilllegung der Kunststoffgalvanik der SIMON-Gruppe und aus der schlechten Entwicklung des Geschäfts der Schweizer BACHER AG enthalten. Die EBIT-Marge vor Wertminderungen lag bei 4,3 %.
Der Umsatz im Segment Medizin- und Gesundheitstechnik sank im ersten Halbjahr 2020 um 13,4 % auf 70,6 Mio. EUR. Die Unternehmen des Segments waren von den Folgen der Corona-Pandemie stärker betroffen, als zunächst erwartet. Das operative Ergebnis (EBIT) sank um 5 Mio. EUR auf 4,1 Mio. EUR. Die EBIT-Marge betrug 5,8 %. Erfreulicherweise zogen die Umsätze im Juni wieder deutlich an und erreichten fast das Vorjahresniveau.
Maßnahmen zur Portfolio-Optimierung
Im Rahmen des Strategieprogramms PARKOUR hat INDUS ein erstes Maßnahmenpaket zur Portfolio-Optimierung auf den Weg gebracht. Das Ziel ist eine deutliche Verbesserung der EBIT-Marge. Dabei prüft der Vorstand, ob sich im Einzelfall für ein Unternehmen und seine Mitarbeiter mit einem anderen Eigentümer langfristig bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Zwei Unternehmen wurden im ersten Halbjahr verkauft, für ein weiteres stehen die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss. Unternehmen, bei denen Restrukturierungsanstrengungen auch nach längerer Zeit nicht die erhofften Ergebnisse zeigen, werden stillgelegt. Davon sind derzeit drei Unternehmen betroffen. Dr. Johannes Schmidt: „Wir schaffen die Voraussetzungen, dass wir uns zukünftig wieder mit ganzer Kraft der Entwicklung unserer Beteiligungen und der Akquise von Hidden Champions in Zukunftsbranchen widmen können.“
Im zweiten Quartal hat INDUS die Restanteile der Mitgesellschafter bei der MBN Maschinenbaubetriebe GmbH und bei der SELZER-Gruppe erworben und besitzt nun 100 % beider Gesellschaften. Ebenfalls planmäßig wurden die Geschäftsanteile eines Mitgesellschafters der Peiseler GmbH & Co. KG gekauft.
Prognose abhängig vom Verlauf der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat für einen historischen Absturz der deutschen Wirtschaft gesorgt. Deutschland verzeichnet die größte Rezession seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Mehrere Institute mussten ihre Prognosen in den letzten Wochen wiederholt korrigieren. Verlässliche Ausblicke sind in dieser Gemengelage nicht möglich.
Diese Unsicherheit begleitet auch die INDUS-Gruppe bei Planungen. „Dennoch haben wir uns entschieden, unseren Aktionären zum jetzigen Zeitpunkt eine Orientierung zu geben und eine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zu veröffentlichen“, sagt Dr. Johannes Schmidt. „Stand heute rechnen wir mit einem Umsatz im Bereich von 1,45 bis 1,6 Mrd. EUR und einem operativen Ergebnis im Bereich von 0 bis 20 Mio. EUR.“ Darin enthalten sind die bereits am 07. Juli 2020 kommunizierten und im zweiten Quartal 2020 gebuchten Wertminderungen sowie Aufwendungen zur Bildung von Rückstellungen. Die aktualisierte Prognose unterliegt der Annahme, dass der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Lage im zweiten Quartal 2020 erreicht wurde, es im zweiten Halbjahr 2020 eine leichte Erholung geben wird und dass es in Deutschland und wichtigen Absatzmärkten nicht mehr zu weiteren Lockdown kommt.
Dr. Johannes Schmidt: „Ich bin zuversichtlich, dass der deutsche Mittelstand mit seinen Tugenden und seiner Kreativität auch diese besondere Zeit meistern wird. INDUS-Unternehmen sind ein gutes Beispiel dafür. Wir werden alle lernen müssen, mit dem Virus umzugehen und unsere Prozesse anzupassen. Dass das funktionieren kann, zeigen erste Anzeichen einer Erholung, die wir seit Juni sehen.“
Die in diesem Jahr notwendig gewordene virtuelle Hauptversammlung der INDUS Holding AG findet am 13. August 2020 statt. Das Manuskript der Rede des Vorstandsvorsitzenden wird bereits am 06. August 2020 auf der Website veröffentlicht.
Der Halbjahresbericht ist auf der Webseite hier abrufbar.
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