Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen reagiert die Entsorgungsbetriebe Essen GmbH (EBE) seit einiger Zeit auf den mediterranen Lebensstil, der in den letzten Jahren zunehmend Menschen in den öffentlichen Raum bringt. Sie hinterlassen während ihres Aufenthaltes z. B. in der Innenstadt spürbar mehr Abfall als früher. Mit einer Sauberkeits-Initiative und gezielten Ansätzen stellt sich die EBE darauf ein. Das Ziel ist, gemeinsam eine gute Aufenthaltsqualität der Essener City zu erreichen, damit Essens gute Stube einladend wirkt und das Verweilen Spaß macht.

Größere Papierkörbe, 1. Akt

Die Essenerinnen und Essener halten sich immer mehr im Freien auf. Die Innenstadt ist deutlich belebter als früher, und das schlägt sich auch in den Hinterlassenschaften nieder. Durch Kaffeebecher und Verpackungen füllen sich die üblichen 60-Liter-Körbe teilweise sehr schnell. Daher hat die EBE seit 2017 in den fußläufigen und angrenzenden Bereichen der City das Volumen deutlich erhöht: Die aufgestellten 100 Modelle „Icon“ sowie die in die Randbereiche versetzten bisherigen Behälter fassen rund 2,5 Mal so viel Abfälle wie die kleinen Vorgänger.

Damit stehen 6.000 Liter Volumen zusätzlich zur Verfügung – pro Leerungsdurchgang!  Geleert wird in der City an 7 Tagen pro Woche mindestens zweimal am Tag! Durchweg stehen die „Icons“ an publikumsintensiven Stellen.

Anja Wuschof, Leiterin der EBE-Straßenreinigung, erläutert: „Wir tragen hier dem geänderten Freizeitverhalten Rechnung. Viele essen und trinken ja oft unterwegs“, so Anja Wuschof. „Wir leben <<to go>> und dafür muss ausreichend Abfallvolumen da sein.“

Größere Papierkörbe, 2. Akt

An zwei sehr zentralen Punkten kommt nun eine Neuheit zum Einsatz, die es in Essen bisher gar nicht gab: solarbetriebene Press-Papierkörbe. „Mr. Fill“ lautet der sprechende Name dieses Riesen, der dank seines Presswerks das Fünffache des eigentlichen Volumens von 120 Litern – also 600 Liter Fassungsvermögen – bietet. Zwei dieser fest im Boden verankerten Papierkörbe bereichern ab August 2020 die Innenstadt: am Willy-Brandt-Platz und am Ende der Kettwiger Straße (gegenüber der Marktkirche) sollen sie den Passanten ihren Unterwegs-Abfall abnehmen.

Pfiffig und komfortabel ist dabei ihr Einwurfschacht: Die Klappe ist standardmäßig geschlossen und muss mit dem Fuß per Pedal aufgetippt werden. So bleiben die Inhalte vor geschickten Schnäbeln der örtlichen Tierpopulation geschützt und können nicht herausgepickt werden. Für die Menschen hat es den Vorteil, praktisch kontaktlos den Abfall einwerfen zu können.

Übrigens: Sollte sich das Duo bewähren, bekommt es voraussichtlich Gesellschaft von

Mr. Fill Nummer 3.

Versuchsprojekt „Kümmerer“ wird zum Erfolg

Vor gut einem Jahr startete EBE-Mitarbeiter Dirk Bläser in eine Aufgabe, die es so vorher noch nicht gab: Er soll die Sauberkeit in der Innenstadt insgesamt verbessern helfen, indem er Hinweise gibt, Kontakte vernetzt und Dinge möglich macht. Es geht dabei um deutlich mehr als Abfall. Auch das ordentliche Erscheinungsbild von Blumenkästen, Baumscheiben, Hauseingängen, Bänken, Mauern etc. spielt eine Rolle. Sein Einsatzgebiet liegt zwischen Willy-Brandt-Platz, Rheinischem Platz und Limbecker Platz.

Nach gut einem Jahr steht nun fest: Der Versuch trägt Früchte und wird von allen Beteiligten als Erfolg gesehen. „Ich gehöre praktisch zum Inventar“, sagt Dirk Bläser von sich selbst. „Alle kennen mich inzwischen, vom Unternehmer bis zum Wohnungslosen.“ Es prangt ja auch auf seiner Jacke: Er ist der „Kümmerer“.

Mit Grün & Gruga hatte er bereits zu tun, dabei ging es um Bepflanzungen und Wildblumen. Mit dem Amt für Straßen & Verkehr (FB 66) spricht er wegen des Mobiliars im öffentlichen Raum, mit vielen örtlichen Unternehmern und dem Einzelhändlerverband geht es um Sauberkeit und Abfallentsorgung, z. B. Tonnenvolumen und Platzierung von Abfällen. Bei den Stadtwerken merkte der Kümmerer verstopfte Gullys an, die umgehend befreit wurden. Überschwemmungen und Ansammlungen von Resten sind damit passé. Und auch bei der der EMG ist er inzwischen gut bekannt.

„Es ist schön, wenn man mit Kleinigkeiten helfen und damit insgesamt Größeres bewirken kann“, meint Dirk Bläser. Manchmal heißt „Kleinigkeiten“ auch Reanimation: Schon dreimal half der Kümmerer bei medizinischen Notfällen.

Viel Zeit hat er z. B. an der Viehofer Straße investiert. „Da standen immer Müllsäcke einfach auf der Straße. Durch persönliche Kontakte habe ich erreicht, dass die Ladenbesitzer ausreichendes Müllvolumen haben. Müllsäcke liegen kaum noch herum und das wirkt sich auf den Gesamteindruck der Gegend aus.“

Derzeit machen „Corona-Dreckecken“ ihm Arbeit: „Die Leute scheuen den Aufenthalt in Cafés und sitzen einfach draußen, z. B. auf der Mauer vor dem Einkaufcenter Limbecker Platz. Nachher bleibt der Müll liegen. Das ist bedauerlich, denn eigentlich ist die Sauberkeit in der Innenstadt besser geworden.“

Die Leute müssten wissen, dass sie sich um ihren Müll zu kümmern haben. „Ich trete sachlich, ruhig und ehrlich auf“, beschreibt Dirk Bläser sich selbst. „Ich bleibe aber auch dran wie ein Pitbull: Wenn ich einmal angebissen habe, lasse ich nicht mehr los.“ Braucht er auch nicht, denn inzwischen hat die EBE den Modellversuch zum Standard gemacht: Der Kümmerer wirkt weiter.

Zwei Sauger gegen Kleinstmüll

Seine Spezialität sind Zigarettenkippen und ähnlicher Mini-Müll, der sich den Greifzangen und Besen gerne entzieht: Der City-Sauger funktioniert wie ein sehr großer Staubsauger. Mit seinem Saugschlauch kann unter Bänken, in Pflasterfugen, zwischen Autos, in schmalen Rinnen recht einfach gereinigt werden. Kurz: an solchen Stellen, wo Besen und Kehrmaschine nicht gut hin gelangen.

Zwei dieser Sauger hat die EBE inzwischen – zusätzlich zu ihrem Reinigungsauftrag – im Einsatz. Einer ist so gut wie immer in der Innenstadt eingesetzt, der zweite tourt durch die Stadtteile mit intensivem Publikumsverkehr. „Sie sichern die Reinigungsqualität“, erläutert Anja Wuschof. „In stark frequentierten Straßen, Parkbuchten, aber auch auf Baumscheiben oder an Fahrradständern leisten sie sehr gute Dienste.“

Die Sauger sind elektrisch angetrieben und von der Arbeitslautstärke her erträglich. Häufig geben sie Anlass, dass die Mitarbeiter von Essenerinnen oder Essenern angesprochen werden, weil das Gerät ungewöhnlich aussieht.

Die Nachtschicht reinigt nach Partynächten

Neben den Mitarbeitern der Tagschichten arbeitet eine feste Nachtschicht in der Innenstadt (dienstags – samstags). Ihre Einsatzzeiten wurden nun dem Präsent-Rhythmus der Menschen angepasst: In den Nächten von Dienstag bis Donnerstag, also unter der Woche, arbeiten sie leicht verkürzt. Dafür haben sie in den Nächten von Freitag und Samstag mehr Zeit, wenn tendenziell auch mehr Menschen unterwegs (gewesen) sind. Diese Partynächte erzeugen regelmäßig ein größeres Abfallaufkommen in der City, das dann sofort beseitigt werden kann. 

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