Robotergestützt klingt, als hätte der Operateur nicht mehr viel zu tun? Weit gefehlt! „Das Erlernen der Operationstechnik unseres Operationssystems "da Vinci" ist analog der Ausbildung von Kampfpiloten der US-Airforce“, erklärt Professor Graeb. „Man beginnt mit einem intensiven Simulationstraining und operiert dann zunächst an einem Phantom. Das muss man lange trainieren. Die roboter-assistierte Operation ist ein Meilenstein in der technischen Entwicklung in der Chirurgie dar und ist eine Erweiterung der minimalinvasiven Schlüsselloch-Chirurgie.“ An beiden Fingertasten liegen verschiedenste Funktionen; zusätzlich gibt es noch sieben Pedale, die mit den Füßen bedient werden. Chirurgen, die mit dem da Vinci operieren möchten, müssen zunächst viele Stunden Online-Training an einem Simulator absolvieren. Erst dann stehen Präsenzseminare (nach wie vor am Simulator und am Phantom) und später erste Operationen unter Anleitung eines bereits am System erfahrenen Kollegen an. Wie beim Operieren mit der sogenannten Schlüssellochtechnik (Laparoskopie) sind für eine Darm-Operation mit dem da Vinci statt eines großen Bauchschnittes nur sehr kleine Schnitte notwendig. Die Instrumente des da Vinci jedoch sind nicht starr, wie laparoskopische Instrumente, sondern 360 Grad in alle Richtungen drehbar, das 3-D-Bild in der Operationskonsole ermöglicht räumliches Sehen und die computergestützte Steuerung macht zudem extrem präzises Operieren und Nähen möglich. „Das ist gerade bei Enddarmoperationen sehr wichtig“, sagt Chefarzt Professor Dr. Graeb. „In dieser Region verlaufen unzählige Nervenfasern, die für die Steuerung der Blase- und der Schließmuskelfunktion sowie des sexuellen Empfindens wichtig sind.“ Der Begriff „computergestützte Operation“ bedeute natürlich nicht, dass der Patient alleine am OP-Tisch liege und der Chirurg im Büro sitze: Patient und Operateur befinden sich im gleichen Raum; neben dem üblichen Team aus Ärzten und OP-Schwestern überwacht ein weiterer Chirurg das Geschehen am OP-Tisch.
Sowohl der da Vinci-Roboter als auch die Anwendung der sogenannten TaTME-Methode (transanale totale mesorektale Exzision) werden in der Region nur am Sana Klinikum Hof angeboten, dessen Darmkrebszentrum zu den zertifizierten Darmkrebszentren in Deutschland gehört.
Die Behandlung von Enddarmgeschwulsten ist ein schwieriges Terrain. Die tiefen, nahe dem Schließmuskel gelegenen Tumore waren in der offenen Chirurgie problematisch, konnten aber auch laparoskopisch durch die Schlüssellochtechnik nicht wesentlich besser therapiert werden. Hier setzt die neue Methode an. „Die Besonderheit an der TaTME-Methode ist, dass der Eingriff zur Entfernung von Tumoren über zwei Zugänge durchgeführt wird“, erklärt Professor Graeb. Während ein chirurges Team in Schlüssellochtechnik vom Bauchraum aus operiert, führt ein zweiter Operateur den Eingriff endoskopisch durch den Anus (transanal) durch. So kann der Tumor deutlich präzieser mit dem nötigen Sicherheitsabstand entfernt und auch tiefsitzende Enddarmtumore mit Erhalt des Schließmuskels und damit ohne permanenten künstlichen Darmausgang operiert werden. Der tumortragende Darm wird peranal entfernt, so dass die OP praktisch ganz ohne Bauchschnitt auskommt. Die Vorteile für den Patienten sind enorm, gerade bei älteren Männern mit großer Prostata, da die Prostata häufig die Sicht von oben selbst mit der Schlüssellochtechnik versperrte. Durch modernste Kamera-Technik und die direkte Sicht auf den tumorösen Darm kann der Operateur jetzt noch genauer und damit nerven- und gewebeschonender arbeiten. Nebenwirkungen, die die Lebensqualität der Betroffenen massiv einschränken, wie Inkontinenz, Potenzstörungen oder ein Stoma (künstlicher Ausgang) können oftmals gänzlich vermieden werden
Trotz der Unterstützung durch die neuste Technik ist die Behandlungsmethode eine Herausforderung für die Operateure. Während des 2- bis 3 stündigen Eingriffs sind zwei komplette OP-Teams mit mehreren Chirurgen, OP- und Anästhesiepflegern beschäftigt. Ein breiter Erfahrungshintergrund auf dem Gebiet der kolorektalen Chirurgie ist dabei Grundvoraussetzung, sodass die Anwendung des „TaTME“-Verfahrens derzeit ausschließlich wenigen zertifizierten Darmzentren vorbehalten ist. Der hohe Grad der Spezialisierung ist sicher einer der Gründe, warum diese Technik bislang nur in wenigen Häusern zum Einsatz kommt.
Schaut man sich die jährlichen Neuerkrankungen an, so wird deutlich, wie wichtig gerade bei dieser Krebserkrankung, die häufig erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome auslöst, eine Früherkennung durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ist. Die sicherste Methode, um Darmpolypen und auch kleine, eventuell behandlungsbedürftige Veränderungen frühzeitig zu erkennen, ist eine Darmspiegelung (Koloskopie). Die Kosten für diese Vorsorgeuntersuchung werden ab dem 55. Lebensjahr von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen, ein Schnelltest auf nicht sichtbares Blut im Stuhl ist bereits ab dem 50. Lebensjahr kostenfrei möglich. Für Menschen mit einer familiären Vorbelastung sollte die Vorsorge jedoch deutlich früher beginnen. Spätestens jedoch im Alter von 40 bis 45 Jahren bzw. mindestens 10 Jahre vor Auftreten der Tumorerkrankung bei direkten Familienangehörigen“, rät Prof. Graeb. Vorsorge ist hier also absolut ratsam. Eine Koloskopie hat ein äußerst geringes Risiko und durch eine leichte Sedierung für den Patienten absolut schmerzfrei. Das Ganze dauert nicht länger als 20 bis 30 Minuten und eventuell entdeckte Darmpolypen können dabei sofort entfernt werden.
Das Sana Klinikum Hof gehört mit seinen 465 vollstationären Betten und 22 teilstationären Plätzen zu den größten somatischen Akutkrankenhäusern in Bayern. In 14 Fachabteilungen behandelt das Haus der Schwerpunktversorgung jährlich etwa 25.000 stationäre und 30.000 ambulante Patienten.
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