Trotz Millionen-Subventionen schreiben die Regionalflughäfen in Deutschland überwiegend rote Zahlen. Schon vor Corona waren die Passagierzahlen rückläufig. Dennoch gab es allein 2018 mehr als 40 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) kritisieren diese Verschwendung von Steuergeldern. Klimapolitisch betrachtet sei der Weiterbetrieb ebenso unverantwortlich. Besonders schlecht schneiden in der Studie auch die NRW-Regionalflughäfen ab.

Holger Sticht, NRW-Vorsitzender des BUND: „Die vier Regionalflughäfen in NRW sind allein für eine jährliche Klimalast von 1,63 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich – und das in Zeiten des kommunalen Klimanotstandes. Der Nutzen der Flughäfen steht in keinem Verhältnis zu den erzeugten  Klimaschäden und Subventionen. Insbesondere die Flughäfen Niederrhein-Weeze, Paderborn/Lippstadt haben keinerlei Daseinsberechtigung. Sie sollten dichtgemacht werden.“

Eine vom FÖS in Zusammenarbeit mit dem BUND veröffentlichte Studie stellt den 14 deutschen Regionalflughäfen mit ihren 200.000 bis drei Millionen Fluggästen pro Jahr ein ernüchterndes Zeugnis aus. Kein Airport erfüllte die drei bewerteten Kriterien. Bewertet wurden Wirtschaftlichkeit, Verkehrsentwicklung und der Beitrag der Flughäfen zur Konnektivität – der Anbindung der jeweiligen Region an den internationalen Flugverkehr. Zudem wurde die jährliche Klimalast der Flughäfen ermittelt.

Das NRW-Ergebnis: Dortmund sowie Münster/Osnabrück konnten nur in einem Kriterium punkten. Die übrigen zwei Flughäfen versagten in allen drei Kriterien und damit auf ganzer Linie.

Dortmund kann zwar Fluggastzuwächse von 40 Prozent in den letzten fünf Jahren vorweisen, hat mit über 14 Millionen Euro in 2018, die auf alle Stadtwerkekunden überwälzt werden, aber exorbitant hohe Verluste und leistet keinen relevanten Beitrag zur Konnektivität. Der Flughafen Düsseldorf ist zudem nur 45 Bahnminuten entfernt.

Auch der geringe Passagierzuwachs von Münster/Osnabrück kann in Anbetracht der räumlichen Nähe zum Flughafen Düsseldorf und der gegenseitigen Kannibalisierung mit den Nachbarflughäfen Dortmund und Paderborn/Lippstadt keine Dauerhaftigkeit beanspruchen. Der aufgestaute, immense Sanierungsbedarf der Flughafeninfrastruktur und extreme Verluste in den letzten Jahren machen das Erreichen der Wirtschaftlichkeitsschwelle selbst in normalen Zeiten unwahrscheinlich.

Niederrhein-Weeze erlitt massive Passagier-Rückgänge insbesondere in den Jahren 2018 und 2019. Nach wie vor droht Ryanair damit, den Standort ganz aufzugeben. Auf dem Papier kam der Niederrhein-Weeze-Airport 2018 ohne staatliche Beihilfen aus. In den beiden Jahren davor flossen allerdings 2 Millionen Euro jährlich. Außerdem ersparte der Hauptgesellschafter Kreis Kleve 2016 Rückzahlungen und Zinsen von 1,4 und 7,5 Millionen Euro für seine Darlehen durch Umwandlung in eine stille Beteiligung, reduzierte das Stammkapital und gewährte im Dezember 1,9 Millionen Euro als Betriebsbeihilfe, letzteres zusammen mit der Gemeinde Weeze. Der Beitrag des Passagierverkehrs zur Konnektivität ist mit null zu bewerten.

Die Fluggastentwicklung in Paderborn/Lippstadt ist leicht rückläufig. Der staatliche Zuschussbedarf betrug sein 2015 2 Millionen Euro pro Jahr. 2018 konnte er auf 430.000 Euro reduziert werden. Der Flüge zu Drehkreuzflughäfen liegen bei  einem Anteil von 24 Prozent. Frankfurt wird zwar mehr als einmal am Tag angeflogen. Die Auslastung dieser Flüge lag 2019 aber bei unterirdischen 39 Prozent. Der Flughafen Frankfurt/Main ist innerhalb von drei Stunden mit dem Zug erreichbar. Auch die Auslastung der Flüge nach München ist mit 62 % weder effizient noch lukrativ. Durch seine zu große Nähe zum Flughafen Dortmund (78 Straßenkilometer) und Kassel-Calden (64 Straßenkilometer) wird eine wirtschaftliche Tragfähigkeit auch künftig kaum zu erreichen sein.

Die Studie belegt auch, dass die aufkommensstärksten Flüge der Regionalflughäfen ohnehin von den im Durchschnitt nur 90 Bahnminuten entfernten großen Flughäfen angeboten werden. „Statt weiter Subventionen für unsinnige und teure Zubringerflüge von Regionalflughäfen zu zahlen, sollten diese als Zubringerstandorte in das Express-Rail-System integriert und die Bahnverbindungen optimiert werden. Ultrakurzstreckenflüge sind auf die Bahn zu verlagern“, fordert der BUND-Landeschef Sticht.

Die BUND/FÖS-Analyse der Geschäftsberichte zeigt, dass Regionalflughäfen kaum wirtschaftlich zu betreiben sind und den Steuerzahler viel kosten. Umso absurder sei es deshalb, dass die Landesregierung durch eine Änderung des Landesentwicklungsplans die Flughäfen Dortmund, Paderborn/Lippstadt und Niederrhein-Weeze für landesbedeutsam erklärt hat. Dies bewirke, dass nunmehr auch für diese Flughäfen gilt, diese bedarfsgerecht zu entwickeln und in den internationalen und nationalen Flugverkehr einzubinden. „Daraus  können sich Ausbauverpflichtungen ergeben,  um den internationalen Anforderungen zu genügen “, so Sticht. „Das würde deren wirtschaftliche Lage weiter verschlechtern und zusätzliche Umweltschäden verursachen.“  Auch deshalb hat der BUND gegen den neuen Landesentwicklungsplan Klage eingereicht.

FÖS und BUND sind sich einig: Statt Urlaubsflüge mit Billigflugairlines mit Subventionen zu unterstützen, muss gerade in der Coronakrise ein übergreifendes Zug-Flug-System vorangetrieben werden, um die Großflughäfen noch besser anzubinden. "Die Coronakrise macht die Fehlentscheidungen der Vergangenheit bei den Regionalflughäfen nur umso deutlicher. Statt mutig eine ökonomisch effiziente Flughafenstruktur in NRW und wirksame Klimaschutzmaßnahmen im Luftverkehr durchzusetzen, kämpft die Landesregierung, wie dereinst Don Quichote, für höhere Subventionen für Billigflüge in – oft risikogefährdete – Urlaubsgebiete und versucht die Rolle rückwärts", so BUND-Landeschef Stich abschließend. 

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