Ein Tisch ist der Auslöser für ein Schreiben, das dieser Tage im Postfach von zwei Bundesministerien landet. Entsendet von der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG), unterschrieben von Geschäftsführer Jochen Protzer sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden und Landrat Helmut Riegger. Adressiert an Finanzminister Olaf Scholz und Arbeitsminister Hubertus Heil.

Der Auslöser für das Schreiben ist ein Tisch. Nicht irgendeiner. Sondern der so genannte „JobTisch“ des Nagolder Unternehmens Häfele. Weltweit beschäftigt das familiengeführte Unternehmen 7.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und liefert Möbel- und Baubeschläge sowie elektronische Schließsysteme.

So oder so: Das Produkt „JobTisch“, in vielfachen Farb- und Materialvariationen, höhenverstellbar sowie mit individuell wählbaren Licht- und Sichtschutzmodulen konzipiert, wird auf den Markt gehen. Dafür braucht es den Kontakt mit den Ministerien nicht. Aber abgesehen davon, dass die WFG über ein ausgeprägtes Know-how in Bezug auf Fördermittel-Einwerbung besitzt und abgesehen davon, dass sie selbstverständlich auch die Werbetrommel für die Region samt ihrer innovativ und rasch auf Pandemie-Begleiterscheinungen reagierenden Unternehmen rührt: Sehr gern würde man, so steht es im Schreiben, „einen wesentlichen Beitrag leisten, dass Home-Office-Arbeitsplätze keine Notlösungen bleiben“. Die WFG verzichtet auf den Hinweis, dass die Abstandsregel „Home-Office“ keine Eintagsfliege ist und für manche Arbeitgeber und Arbeitnehmer/innen auch zu einem Dauerzustand werden könnte. Warum also die „Bitte um Unterstützung für die JobTisch-Idee“? Weil die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald der Meinung ist, dass dieser lösungsorientierte Ansatz auch einer rechtlichen und steuerlichen Klärung bedarf, um Erfolg haben zu können: Sollten ein Arbeitnehmer/innen sich zum Kauf eines JobTisches entschließen, so müssen sie wissen, ob diese Ausgabe als Werbungskosten geltend gemacht werden kann. Umgekehrt müsse ein Arbeitgeber wissen, ob dies als betriebliche Ausgabe anerkannt wird. „Ohne eine solche Klarstellung ist die Kostenübernahme durch Arbeitgeber nicht realistisch und auch wenn Arbeitnehmer/innen dafür einen finanziellen Beitrag übernehmen sollen, braucht es die Akzeptanz als Werbungskosten.“, so Jochen Protzer.

„Wir sind stolz darauf, dass es in unserer Region Unternehmen gibt, die einer Krise mutig und mit Innovationsgeist begegnen. Ideen wie diese sind zukunftsweisend und müssen gefördert werden“, ist Landrat Helmut Riegger zudem überzeugt.

In der Tat hat das Nagolder Unternehmen Häfele innerhalb kürzester Zeit eine Idee entwickelt, die die nach Ausbruch des Corona-Virus „ad hoc“ vom firmeneigenen Büro an den Küchentisch versetzten Arbeitnehmer/innen aus der Zone zwischen Zwiebelschalen und Lego-Steinen herausholt, sie an einen in jedem Bereich der eigenen vier Wände integrierbaren, zeitlosen und doch hochwertigen Schreibtisch, den „JobTisch“ setzt. Ohne das Zuhause in ein Büro zu verwandeln, ohne das Wohnen in den Hintergrund zu drängen. Sibylle Thierer, Geschäftsführerin bei Häfele: „Sich auf neue Situationen einzustellen ist unser Credo, was wir auch in unserer Werbung mit dem Slogan „Weiter Denken!“ kommunizieren. Die Welt wandelt sich und wir wandeln uns mit. Arbeiten im Home-Office soll nicht lästige Pflicht in einem Spannungsfeld zwischen Küche und Couch sein, sondern einen Platz erhalten, an dem man sich gern aufhält, kreativ und effektiv arbeiten kann.“ Kein Wunder, lautet der Slogan für den JobTisch: „Arbeite klug. Nicht hart.“ Gut möglich, dass weitere Home-Office-Ideen aus der Region Nordschwarzwald in die Tat umgesetzt werden. „Der Bereich Home-Office wird eher noch ausgebaut“, vermutet WFG-Geschäftsführer Jochen Protzer. „Dem muss auch die Politik Rechnung tragen und entsprechend reagieren.“

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