Seit 1. Juli 2020 ist Marcel Lepper Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs. Sein Programm stellte er heute im Rahmen eines Pressegesprächs vor. Darin folgt er der strategischen Neuausrichtung der Klassik Stiftung Weimar unter Ulrike Lorenz. Stärken möchte Marcel Lepper insbesondere die stiftungsübergreifende, regionale und internationale Zusammenarbeit. Nicht nur bestehende Kooperationen mit Schulen und Universitäten sollen ausgebaut, sondern weitere Partnerschaften begründet und der Austausch mit der Zivilgesellschaft intensiviert werden. Hierfür plant Marcel Lepper neue experimentelle Formate und eine kritische Aufarbeitung der Archivgeschichte. Insgesamt soll das Goethe- und Schiller-Archiv politischer, partizipativer und internationaler werden.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die Digitalisierung. Künftig wird das Goethe- und Schiller-Archiv neben den großen Goethe-Projekten auch Vorhaben zu Schiller sowie zu Bettina und Achim von Arnim mit nationalen und internationalen Partnern durchführen. Es soll sich als Kompetenzzentrum für digitale Editionen profilieren.
Im Rahmen der Digitalen Transformation der Klassik Stiftung Weimar wird das Archiv die Verzeichnung in der Datenbank, die Bestandserhaltung und Digitalisierung mit Drittmittelvorhaben vorantreiben und die Zahl der Digitalisate von aktuell 300.000 bis 2025 verdoppeln.

Daran knüpft auch das digitale PROPYLÄEN-Projekt an, das mit Goethes Briefen, Tagebüchern, Begegnungen und Gesprächen ein einzigartiges Panorama der Zeit um 1800 eröffnet. Im Dezember 2020 geht die Version 1.0 des PROPYLÄEN-Projekts mit den ersten Zeitscheiben ins Netz: frei zugängliche Forschung zur fachlichen und privaten Nutzung. Das PROPYLÄEN-Projekt in Kooperation mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz stellt damit erstmalig die Ergebnisse aus den beteiligten Teilprojekten und Einzelbänden gebündelt zur Verfügung. Benachbarte Projekte wie die digitale Goethe-Bibliothek (Herzogin Anna Amalia Bibliothek und Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel) sorgen für Synergieeffekte.

Parallel zur intensivierten Digitalisierung möchte Marcel Lepper das Goethe- und Schiller-Archiv als analogen Ort des Erlebens, der Vermittlung und der Diskussion stärken. Dazu wird das Archiv künftig seine gegenwärtige Rolle und seine historische Verantwortung sowohl wissenschaftlich als auch öffentlich reflektieren. Für das frühe 20. Jahrhundert plant Marcel Lepper ein Projekt zur Kulturpolitik vor 1933, in dem die Archivbestände aus der Vorgeschichte der NS-Zeit zusammen mit Universitäten und Schulen erschlossen und erforscht werden. Zum Nachlass des Literaturhistorikers und Publizisten Adolf Bartels ist ein Pilotprojekt geplant.

Auch ein neues Veranstaltungsprogramm will Marcel Lepper etablieren, das über die rein wissenschaftlichen Tagungen und Vorträge hinausgeht. Wichtiger Bestandteil hierfür sind die Ausstellungen, die in die neue Themenarchitektur der Klassik Stiftung Weimar integriert werden. Im Rahmen der diesjährigen Weimarer Kontroversen der Klassik Stiftung „Die Macht der Sprache“ eröffnet am 10. September 2020 die Ausstellung zu einem der größten Sprach- und Naturgelehrten der Aufklärung, Christian Wilhelm Büttner. Im Themenjahr 2021 „Neue Natur“ der Klassik Stiftung zeigt das Goethe- und Schiller-Archiv eine Ausstellung mit historischen Landschaftsaufnahmen des Foto- und Film-Pioniers Louis Held (1851-1927).

Zuletzt stellte Marcel Lepper heute sein neues Erwerbungskonzept für das Goethe- und Schiller-Archiv vor, das die strategische Ergänzung der Bestände ebenso berücksichtigt wie die Provenienzforschung und daran anschließende Restitutionen.

Das Goethe- und Schiller-Archiv wurde 1885 gegründet und ist das älteste Literaturarchiv Deutschlands. Der Gesamtbestand im Umfang von 5 Mio. Blatt umfasst prominente Bestände vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert, darunter die Nachlässe von Goethe (UNESCO-Weltdokumentenerbe) und Nietzsche.

Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar
Jenaer Straße 1 | 99425 Weimar
Mo – Do | 9–17 Uhr
Fr | 9–16 Uhr
Sa, So, Feiertage | 11–16 Uhr
Der Eintritt ist frei.

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