Die Autohersteller in Europa sollten ein eigenes, markenübergreifendes Betriebssystem entwickeln, um sich unabhängig zu machen von amerikanischen Software-Giganten wie Google. Audis früherer Entwicklungsvorstand Peter Mertens schlägt in der Zeitschrift auto motor und sport vor, dass in einem ersten Schritt vor allem die Premiumhersteller in Sachen Software kooperieren sollten. „Ich tue mich schwer damit, dass nach wie vor jeder Hersteller meint, er müsse sein eigenes Betriebssystem entwickeln, und jeder gleich 10.000 Leute daransetzt“, so Mertens, der bis 2019 Audi-Vorstand war. „Es wäre schön, wenn es eine europäische Initiative gäbe und man den sehr amerikanisch dominierten Konzernen und Entwicklungen etwas entgegensetzen könnte. Mindestens ein Start der deutschen Premium-Hersteller wäre schön.“ Es habe zwar Gespräche zwischen VW und Daimler gegeben. „Aber das wird nichts, wenn man wieder zu viel Zeit mit irgendwelchen Vertragsgestaltungen und Risiko-Koordinations-Gremien verbringt. Da koordiniert man sich zu Tode.“ Es fehle immer noch ein „gemeinschaftlicher Ansatz“ der Autoindustrie. „Ohne den wird es kaum möglich sein, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln und zu pflegen, das auch nur halb so leistungsfähig ist wie Android oder etwas Vergleichbares.“

Auch in der Batterieentwicklung hält Mertens eine engere Zusammenarbeit für notwendig, um unabhängig zu werden von den großen Zellherstellern in China und Korea. „Die Platzhirsche in der Batterietechnologie sind asiatische Unternehmen wie Panasonic, LG, Samsung oder CATL. In Europa ist das Know-how zur Batteriezelle nur rudimentär verfügbar. Aus industriepolitischer Sicht ist es keine gesunde Entwicklung, dass wir ausschließlich von chinesischen und koreanischen Herstellern bei der Zelltechnologie abhängig sind. Wir haben hier alle ein bisschen geschlafen und das Thema Batterie unterschätzt.“ Europa dürfe jetzt aber nicht den nächsten Trend hin zur Feststoffbatterie verpassen. „Die Lithium-Ionen-Batterie ist noch nicht am Auslaufen, aber in der zweiten Lebenshälfte angekommen. Es gibt Ankündigungen zur Feststoffbatterie, die spätestens 2025 ihren Durchbruch haben können. Da sollte Europa jetzt rein.“

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