• Umfangreicher Umbau wurde entschlossen fortgesetzt
  • CET1-Kapitalquote auf 21,7% (31.12.2019: 18,5) ausgebaut
  • Bilanzsumme weiter planmäßig reduziert auf 42 Mrd. Euro
  • Solides Ergebnis vor Steuern von 71 (Vj. 96) Mio. Euro
  • Für Gesamtjahr 2020 Gewinn vor Steuern erwartet – trotz Rezession und COVID-19

Die Hamburg Commercial Bank AG (HCOB) erzielt zum Halbjahr ein Ergebnis vor Steuern von 71 (Vorjahreszeitraum: 96) Mio. Euro und hat ihre Kapitalausstattung mit 21,7% (31.12.2019: 18,5) auf hohem Niveau erneut ausgebaut. Zu dem guten Gesamtergebnis hat beigetragen, dass sich die Bank bereits frühzeitig, seit Herbst vergangenen Jahres, mit einer vorsichtigen Geschäftspolitik und verschärften Risikovorgaben auf das aktuelle Rezessionsumfeld vorbereitet hat. Die HCOB profitierte zudem von einer sich im Laufe der Transformation stetig verbessernden operativen Rentabilität, niedrigeren Refinanzierungskosten und Veräußerungs-gewinnen. Im Zuge des De-Riskings wurde die Bilanzsumme bewusst reduziert und das Neugeschäft fokussiert.

„Für die erfolgreiche Transformation unserer Bank ist das Jahr 2020 von großer Bedeutung. Wir sind in den vergangenen eineinhalb Jahren – trotz der schwierigen konjunkturellen Entwicklung in Folge der Corona-Krise – weitergekommen als erwartet und haben sichtbare Erfolge erzielt. Mit einer starken Kapitalposition, der guten Qualität in unserem Kreditbuch und einer sich stetig verbessernden Profitabilität haben wir die Bank für die kommenden wirtschaftlichen Herausforderungen robust aufgestellt. Gleichwohl werden die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie weiterhin deutlich spürbar sein, und das Ausmaß ist derzeit weder für die HCOB noch für die Wirtschaft insgesamt abzusehen. Darauf haben wir uns eingestellt: Wir werden noch selektiver bei unseren Finanzierungen, haben eine hohe Risikoabsicherung in unserem Kreditbuch, verringern weiter unsere Risikopositionen und halten an unserer strikten Kostendisziplin fest. Damit legen wir die Basis, um in einem extrem volatilen Marktumfeld widerstandsfähig und als profitabler und kapitalstarker Spezialfinanzierer langfristig am deutschen Bankenmarkt noch erfolgreicher zu sein“, sagte Stefan Ermisch, CEO der Hamburg Commercial Bank.

Solides Ergebnis – starker Zinsüberschuss – höherer Gesamtertrag

Das Ergebnis vor Steuern (IFRS) lag zum ersten Halbjahr bei 71 (96) Mio. Euro und wurde von einem starken Zinsüberschuss sowie von Veräußerungsgewinnen getragen. Demgegenüber ergaben sich Belastungen durch die COVID-19-Krise, die sich insbesondere in zum Teil temporären Bewertungsverlusten bei Finanzinstrumenten und im vorausschauenden Aufbau der Risikovorsorge zeigen. Bei einem verbesserten Gesamtertrag und erneut gesunkenen Kosten ist das leicht rückläufige Vorsteuerergebnis in der Risikovorsorge von -94 Mio. Euro begründet, die in der Vergleichsperiode mit einer Nettoauflösung in Höhe von 25 Mio. Euro positiv zum Ergebnis beigetragen hatte. Die Ertragsteuern beliefen sich unter Berücksichtigung latenter Steuern auf -67 (-91) Mio. Euro, so dass das Konzernergebnis nach Steuern bei 4 (5) Mio. Euro lag.

Der Gesamtertrag stieg im ersten Halbjahr 2020 um knapp ein Viertel auf 280 (226) Mio. Euro. Dazu hat der deutlich gestiegene Zinsüberschuss in Höhe von 351 (230) Mio. Euro maßgeblich beigetragen, der – trotz eines geplant rückläufigen zinstragenden Forderungsvolumens – dank eines rentableren Neugeschäfts und Bewertungseffekten bei Hybriden Finanzinstrumenten erzielt wurde. Der Provisionsüberschuss zeigte sich mit 27 (28) Mio. Euro stabil, trotz eines planmäßig rückläufigen Geschäftsvolumens. Gegenläufig wirkten mit der Corona-Krise ausgelöste Volatilitäten an den Zins- und Währungsmärkten, die zu – teilweise temporären – Bewertungsverlusten im Ergebnis aus FVPL-kategorisierten Finanzinstrumenten führten, welches den Gesamtertrag mit -149 (-37) Mio. Euro erheblich belastete.
Das Sonstige betriebliche Ergebnis trug mit 100 (80) Mio. Euro zum Vorsteuerergebnis bei und ist maßgeblich auf die im Rahmen der Standortkonzentration erfolgten Gebäudeverkäufe zurückzuführen. Der Aufwand für Regulatorik, Einlagensicherung und Bankenverbände in Höhe von -29 (-37) Mio. Euro enthält bereits die vollständigen Beiträge für Bankenabgabe und Einlagensicherung für das Gesamtjahr 2020.

De-Risking und konsequenter Portfolioabbau

Die Corona-bedingt sehr schwache konjunkturelle Entwicklung machte sich auch in der Risikovorsorge in Höhe von -94 (25) Mio. Euro bemerkbar, wobei die gute Kreditqualität, die hohe Risikoabschirmung des Non-Performing Exposures und das im Zuge des De-Riskings frühzeitig reduzierte Portfolio risikobegrenzend wirkten. Die Nettozuführungen verteilten sich auf einzelne Engagements in Höhe von -64 Mio. Euro, auf Portfoliowertberichtigungen von -32 Mio. Euro sowie auf sonstige Effekte von 2 Mio. Euro. Das erste Halbjahr des Vorjahres profitierte von Auflösungen in der Risikovorsorge in Höhe von 25 Mio. Euro, insbesondere im Shipping. Mit Blick auf die angespannte Wirtschaftslage hat die Bank zum Halbjahr dieses Jahres nochmals deutlich adversere Konjunkturszenarien als bisher berücksichtigt.

Die NPE-Quote (Non-Performing Exposure) erhöhte sich aufgrund der Neueinstufung eines einzelnen Alt-Engagements aus dem Segment Real Estate auf 3,2%. Ohne diesen zum zeitnahen Abbau vorgesehenen Kredit lag die Quote mit 2,1% nur moderat über den 1,8% zum 31.12.2019, was insbesondere auf ein um rund 12% gesunkenes Gesamtexposure zurückzuführen ist. Die Risikoabdeckung des Non-Performing Exposures lag bei soliden 53%. Mit Blick auf das schwierige Wirtschaftsumfeld wird die Bank ihre bereits im vergangenen Jahr eingeleitete De-Risking-Strategie fortsetzen und ausgefallene oder vom Ausfall gefährdete Engagements beschleunigt abbauen. Im ersten Halbjahr 2020 verringerte sich die Konzernbilanzsumme bereits planmäßig um fast 6 Mrd. Euro (entspricht rund 12%) und liegt zum 30. Juni 2020 bei 41,8 Mrd. Euro.

Die CET1-Kapitalquote erhöhte sich zum Halbjahr auf 21,7% (31.12.2019: 18,5), insbesondere aufgrund rückläufiger Risikoaktiva um 2 Mrd. Euro auf 19,0 Mrd. Euro, trotz regulatorischer Auftriebe. Zusammen mit der erneut gestärkten Leverage Ratio von 9,9% (31.12.2019: 8,2) belegen diese Werte die ausgesprochen gute Kapitalposition der Bank.

Kostenprogramm greift – sinkende Personalkosten – Investitionen in den IT-Umbau

Die Kosteneffizienzprogramme der Bank werden weiterhin konsequent umgesetzt und zeigen positive Effekte: So ergab sich in den ersten sechs Monaten ein insgesamt verringerter Verwaltungsaufwand von -181 (-190) Mio. Euro. Der Personalaufwand sank um 17% auf -87 (-105) Mio. Euro, als direkte Folge des strikten Restrukturierungskurses. Zum 30. Juni 2020 beschäftigte die HCOB 1.215 (31.12.2019: 1.482) Vollzeitarbeitskräfte (VAK). Zielbild sind Ende 2022 rund 720 VAK, etwa 60% weniger als zu Beginn der Transformation im Jahr 2018. Die für diesen Kapazitätsabbau notwendigen Restrukturierungsaufwendungen wurden bereits vollständig in den Jahren 2018/19 verarbeitet. Der erwartungsgemäße Auftrieb im Sachaufwand auf -90 (-80) Mio. Euro ist auf zukunftsgerichtete Transformationsmaßnahmen – insbesondere in der IT – zurückzuführen, die mittelfristig Voraussetzung für eine dauerhafte Senkung des Sachaufwands sind.

Die Cost-Income-Ratio (CIR) verbesserte sich zum 30. Juni 2020 auf 47,6% (31.12.2019: 69,3) in Folge greifender Kostenprogramme und gestiegener Erträge.
Klassisches Neugeschäft bei stetig verbesserter Rentabilität deutlich reduziert

In den vergangenen Monaten hat sich die HCOB auf die Unterstützung ihrer bestehenden Kunden fokussiert. Im Vordergrund standen Kreditprolongationen sowie die aktive Beteiligung an den von der Bundesregierung initiierten Unterstützungsprogrammen. Das klassische Neugeschäft rückte aufgrund einer deutlich rückläufigen Investitionsneigung der Kunden sowie der De-Risking-Strategie der Bank in den Hintergrund. Entsprechend belief sich das Brutto-Neugeschäft auf vergleichsweise geringe 1,4 Mrd. Euro, wobei sich der rentabilitätsorientierte und risikobewusste Ansatz der Bank sowie die geringeren Fundingkosten in einer erfreulichen Margenentwicklung in allen Segmenten zeigte.

Im Segment Real Estate wurde das Neugeschäft bewusst auf 0,3 (2,3) Mrd. Euro reduziert, wobei sich der operative Zinsüberschuss erfreulich entwickelt hat. Vor Riskovorsorge trug das Geschäft mit Immobilienkunden mit 45 (78) Mio. Euro zum Konzernergebnis vor Steuern bei, belastet haben insbesondere Bewertungseffekte bei Kundenderivaten. Im Vorjahreszeitraum profitierte das Segment von einem positiven Einmaleffekt durch die Auflösung von Rückstellungen für Rechtsrisiken.
Das Segment Corporates & Structured Finance umfasst die Geschäftsfelder Corporate Banking & Advisory sowie Projektfinanzierungen in den Bereichen Erneuerbare Energien und Infrastruktur. Das Neugeschäft blieb mit 0,3 (0,8) Mrd. Euro insbesondere im klassischen Firmenkundenbereich unter dem Vorjahreszeitraum, gleichwohl konnte das Cross-Selling-Ergebnis nahezu stabil gehalten werden. Die gute operative Ertragsentwicklung und der Verkauf von Krediten aus dem Deckungsstock trugen zum verbesserten Ergebnis vor Steuern und vor Risikovorsorge von 61 (-6) Mio. Euro bei.

Im Segment Shipping wurde Neugeschäft auf Vorjahresniveau und ausschließlich mit Reedereien guter Bonität in Höhe von 0,5 (0,5) Mrd. Euro geschrieben. Das Shippingportfolio der Bank hat sich während der Krise als sehr robust erwiesen und operativ solide entwickelt. Belastend wirkten Bewertungseffekte aus Kundenderivaten und zum Fair Value-kategorisierte Kredite, so dass das Ergebnis vor Steuern und vor Risikovorsorge des Segments Shipping mit einer schwarzen Null neutral ist (Vorjahr: 12 Mio. Euro).

Das noch junge Segment Diversified Lending & Markets (ehemals Treasury & Markets) ist mit einem Neugeschäft von 0,2 Mrd. Euro gut gestartet und wird behutsam und kontinuierlich ein Portfolio aufbauen. Im Bereich Markets wurden Erträge aus der Diversifizierung generiert, gegenläufig hat die Bewertung von Altbeständen belastet und zu einem moderaten negativen Ergebnisbeitrag vor Steuern und vor Risikovorsorge in Höhe von -3 (-1) Mio. Euro geführt.

Die in Sonstige und Überleitung zusammengefassten Stabs- und Gesamtbankfunktionen sowie Überleitungseffekte haben mit 62 (-12) Mio. Euro vor Risikovorsorge zum Vorsteuerergebnis beigetragen. Enthalten sind hier Erlöse aus dem Verkauf von Gebäuden, die im Zuge der Gebäudestrategie der HCOB und mit Blick auf eine kleiner werdende Bank veräußert wurden.

Ausblick – Ergebnisprognose bestätigt unter Vorbehalt der Auswirkungen von COVID-19

„Wir werden unseren klaren Restrukturierungskurs in den kommenden Monaten konsequent fortsetzen. Dabei konzentrieren wir uns auch künftig auf eine starke Kapitalausstattung, den beschleunigten Abbau von Risikopositionen und eine solide Risikoabsicherung. Unser Portfolio wird stärker diversifiziert, Strukturen und Prozesse weiter angepasst und Kostenprogramme entschlossen vorangetrieben. Damit stellen wir uns auf eine ebenso erfolgreiche zweite Hälfte unserer tiefgreifenden Transformation ein“, sagte Stefan Ermisch.

Mit Blick auf die planmäßig verlaufende Transformation, die zufriedenstellende Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2020 sowie die fokussierte Ausrichtung bestehen aus heutiger Sicht keine Zweifel, dass die HCOB wie geplant Anfang 2022 in den Einlagensicherungsfonds (ESF) des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) wechseln wird.

In Summe geht die Bank für das Geschäftsjahr 2020 weiterhin von einem positiven IFRS-Ergebnis vor Steuern leicht über Vorjahr aus. Diese Prognose versteht sich vorbehaltlich nicht vorhersehbarer Effekte aus der Umsetzung der Transformation beziehungsweise unvorhersehbarer geopolitischer Einflüsse, wie zum Beispiel ein signifikant längerer Rezessionszeitraum und eine nur langsame wirtschaftliche Erholung in Folge der Corona-Krise.

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