„Die Corona-Pandemie hat es unmöglich gemacht, dass wir uns als Synodalversammlung wieder wie Anfang des Jahres alle gemeinsam treffen und miteinander sprechen. Manches ist so komplizierter geworden. Und doch ist dieser coronabedingte Zwischenschritt in unmittelbarer Begegnung eine echte Chance: Der Begriff des Hearings ist ernst gemeint. Wir wollen einander zuhören – das geht mit gut 50 Teilnehmenden pro Saal besser als mit 230. Für die oder den Einzelnen ist mehr Zeit da, einen Gedanken zu entwickeln. Das Argument zählt, nicht Mehrheiten. So kann dieser Zwischenschritt vielleicht zu einer Vertiefung führen, die dem Prozess und uns allen guttut“, sagte für das Präsidium des Synodalen Weges in München der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, P. Dr. Hans Langendörfer SJ.
Diese Debatten und das Hearing konzentrierten sich zunächst auf die Frage, welche Herausforderungen die Corona-Pandemie für den Synodalen Weg bedeutet. Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Präsident des Synodalen Weges, betonte in Frankfurt a. M., dass die Pandemie aktuelle Fragen an die Kirche gestellt hätte, die es in den kommenden Monaten zu beantworten gelte: „Was bedeutet es, wenn das Leben so gefährdet ist? Was sagt uns Gott in dieser Zeit? Was brauchen wir?“ Ihm gehe es darum, mit dem Synodalen Weg Charismen freizusetzen und ihnen einen Platz in der Kirche zu vermitteln. „Entbindung, Freisetzung und Stärkung der Charismen in der Kirche, das brauchen wir jetzt“, so Bischof Bätzing.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und Präsident des Synodalen Weges, Prof. Dr. Thomas Sternberg, würdigte den heutigen wichtigen weiteren Schritt des Synodalen Weges: „Wir haben in Dortmund einen kritisch-selbstkritischen Austausch an sachlichen Argumenten und persönlichen Erfahrungen erlebt zu den zwei ersten Arbeitspapieren und Corona. Die Pandemie stellt grundsätzliche Fragen – gesellschaftlich und kirchlich. Ich bin froh, dass wir heute die Regionenkonferenzen für Feedback und Hearing nutzen können. Es ist deutlich geworden: Der Synodale Weg geht erfolgreich weiter, der gute Geist von Frankfurt lebt.“
Ermutigt von der für sie „guten und konstruktiven Debatte“ zeigte sich die Vizepräsidentin des Synodalen Weges, Karin Kortmann, in Berlin: „Das Hearing hat noch einmal wichtige Impulse gegeben, über die schon bestehenden kirchenrechtlichen Handlungsspielräume hinaus neue Wege zu einer geschwisterlichen Kirche zu gehen.“ Insbesondere bei der Frauenfrage werde sich die Zukunft der Kirche entscheiden. „Dabei fühlen wir uns von Papst Franziskus ermutigt, der bei der Amazonas-Synode Frauen eine wichtige Rolle attestiert hat. Ich hoffe, dass wir schon bald die Gelegenheit haben werden, in Rom über den Synodalen Weg zu sprechen. Denn nicht alle Themen dieses Weges werden sich allein in der deutschen Ortskirche umsetzen lassen.“
Der Osnabrücker Bischof und Vizepräsident des Synodalen Weges, Bischof Dr. Franz-Josef Bode, sagte in Ludwigshafen: „Wir haben hier in einer wohlwollenden und konstruktiven Atmosphäre sprechen können. Dabei konnten wir feststellen, dass es in der Mitte der Positionen einen großen Konsens gibt, den wir auch in der nächsten Synodalversammlung stärker betonen sollten als die weiter auseinanderliegenden Positionen. In zwei sich gegenüberstehenden Lagern zu denken, entspricht nicht der Realität.“ Mit Blick auf das Arbeitspapier aus dem Frauenforum betonte Bischof Bode: „Wir sollten nicht allein auf die Frage der Weihe schauen, sondern uns nachhaltig für eine schrittweise größere Beteiligung von Frauen einsetzen – für das Leben und die Arbeit der Kirche in allen Belangen und für eine neue Kultur des Denkens. Wir hoffen, dass Frauen – mit Rückendeckung und Ermutigung aus den Gemeinden – viel mehr in Verkündigung und Liturgie aktiv werden können, zum Beispiel mit eigenen Predigten in den Gottesdiensten. Auch eine Übernahme von Taufen, Beerdigungen oder Trauungen ist denkbar.“
Im Debattenschwerpunkt zum Forum Frauen standen sich Forderungen nach mutigeren, verbindlicheren Formulierungen und nach einer abwägenderen Sprache gegenüber. Deutlich wurde auch eine Diskrepanz zwischen der Rolle der Frauen an der Basis und in der theologischen Diskussion, etwa in der Frage, warum das Spenden von Sakramenten in der Regel Geweihten vorbehalten ist. An allen Orten wurde eine stärkere Geschlechterparität gefordert und auf Charismen und Fähigkeiten von Frauen hingewiesen, auf die man in der Kirche oft verzichte. Es gehe dabei auch um das Überdenken des traditionellen Rollenverständnisses und Fragen der Kommunikation von Geschlechtergerechtigkeit. Man wolle sich auf weltkirchlicher Ebene dafür einsetzen, dass Laien – Frauen und Männer -, sich an der kommenden Bischofssynode im Vatikan zum Thema „Synodalität“ beteiligen können, denn Orts- und Weltkirche könnten gut voneinander lernen.
Das Präsidium des Synodalen Weges ging an den verschiedenen Orten auch kurz auf die Instruktion der Kleruskongregation „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ ein, die am 20. Juli 2020 veröffentlicht wurde. „Dieses Dokument hat bereits vielfältige Reaktionen hervorgerufen – von Bischöfen wie Laien. Es ist nun nicht zu bezweifeln: Die Instruktion betrifft viele Fragestellungen, die wir im Rahmen des Synodalen Weges intensiv behandeln. Dennoch hat sich das Synodalpräsidium darauf verständigt, die heutige Tagesordnung nicht zu ändern und sich von dem erschienenen Dokument nicht abhängig zu machen. Vielmehr wird es notwendig sein, dieses Dokument wie viele andere Materialien auch in die Überlegungen der Synodalforen einzubeziehen“, so das Präsidium.
Auf den Regionenkonferenzen unter dem Motto „Fünf Orte – ein Weg“ kamen insgesamt mehr als 230 Mitglieder der Synodalversammlung sowie Beraterinnen und Berater des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche” und des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft” zusammen. Die zur Debatte gestellten Texte verstehen sich als erste Arbeitstexte. Vorlagen im Sinne der Satzung und der Geschäftsordnung wird es erst bei der Synodalversammlung im nächsten Jahr geben.
Hinweise:
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