Die Zahl der Teilnehmer, die über Zahlungsverzögerungen berichteten, stieg von 71 Prozent im ersten Quartal (Q1) auf 75 Prozent im zweiten Quartal (Q2). Die Unternehmen berichteten, dass die durchschnittliche Dauer der Zahlungsverzögerungen hoch ist: 66 Tage in Q1, 58 Tage in Q2. Bei den Branchen ragte der Einzelhandels-Textil-Bekleidungssektor mit der längsten Zahlungsverzugsdauer von 97 Tagen heraus. „Der Anteil der Zahlungen, die um mehr als sechs Monate überfällig sind und einen beträchtlichen Teil des Umsatzes ausmachen, ist in den Niederlanden ein besorgniserregendes Thema“, erklärt Christiane von Berg. Insgesamt seien sie zwar nach wie vor niedrig. „Aber die Verteilung hat sich am oberen Ende verändert. Während im Q1 2020 nur 3,6 Prozent der Teilnehmer antworteten, dass überfällige Zahlungen 5 Prozent oder mehr ihres Umsatzes ausmachten, hat sich die Zahl im Q2 auf 9,6 Prozent fast verdoppelt.“
Die Zahlungsfristen sind ein interessanter Fall in den Niederlanden. Nur 42 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage im ersten Quartal 2020 antworteten, dass sie überhaupt Zahlungsziele anbieten. Dies ist angesichts der Tatsache, dass der Lieferantenkredit weltweit Usus ist, verwunderlich. In der Detailbetrachtung stellte sich dann auch heraus, dass niederländische Unternehmen, die nur auf dem heimischen Markt tätig sind, der Grund für die niedrige Quote sind. Dort boten im ersten Quartal nur 30 Prozent der Unternehmen Zahlungsfristen an, während es auf dem Exportmarkt immerhin 63 Prozent sind.
Kurzfristige Kreditlaufzeiten dominieren die niederländische Unternehmenslandschaft. 85 Prozent der Unternehmen, die Zahlungsziele einräumen, verlangen die Zahlung innerhalb von 60 Tagen. Zwischen dem ersten und dem zweiten Quartal 2020 hat sich die Verteilung geändert, mit einem Rückgang im kurz- bis mittelfristigen Zeitraum (zwischen 31 und 60 Tagen) und einem Anstieg innerhalb des sehr kurzfristigen Segments (1 bis 30 Tage).
„Diese Veränderung könnte zwar mit dem kleineren Teilnehmerkreis zusammenhängen, aber sie erweckt auch den Eindruck, dass die Teilnehmer möglicherweise nervös sind und lieber so früh wie möglich kassieren möchten“, erklärt die Coface-Volkswirtin. „Diese Bedenken sind nicht unbegründet, denn die wirtschaftlichen Aussichten haben sich in wenigen Monaten völlig verändert.“ Im 1. Quartal 2020 waren alle Sektoren insgesamt positiv in Bezug auf die Geschäftsaussichten für 2020, wobei die Pharma-Chemie-Branchen am optimistischsten und die Bauwirtschaft am wenigsten optimistisch waren. Im Juni 2020 erwarteten jedoch 52 Prozent der befragten Unternehmen eine negative Geschäftsentwicklung im Jahr 2020. Die wirtschaftliche Bremse bedroht die Existenz von Unternehmen. Ein Drittel von ihnen hat staatliche Beihilfen beantragt oder plant, diese zu beantragen. Weitere 7 Prozent sind unsicher, könnten aber darauf zurückgreifen, falls sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert.
Dementsprechend haben sich die Prioritäten hinsichtlich der größten Bedrohungen für die Geschäftsaussichten geändert. Während Anfang 2020 der Brexit das Hauptproblem zu sein schien, wechselte es zu den Auswirkungen von COVID-19 auf die Weltwirtschaft und zu Unterbrechungen der globalen Produktionsketten. „Dies könnte ein Grund für den Vertrauensverlust niederländischer Unternehmen gegenüber China und ihre stärkere Präferenz für andere Länder Asiens als Zielmärkte mit den größten Chancen sein“, sagte Christiane von Berg.
Die Ergebnisse der Befragung deutscher Unternehmen stellt Christiane von Berg in einem Online-Seminar am 17. September, 10 Uhr, vor. Anmeldung auf www.coface.de
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