Seit über 25 Jahren werden am UKL Lebern erfolgreich transplantiert. Zunehmend sehen sich die Mediziner mit einer abnehmenden Qualität der Spenderorgane konfrontiert. "Die Spender werden älter und kränker und damit auch ihre Lebern", erläutert Dr. Sebastian Rademacher, Oberarzt des Bereichs hepatobiliäre Chirurgie und viszerale Transplantation. Hinzu kommt die Tatsache, dass Deutschland in Europa Schlusslicht beim Spenderaufkommen ist. 15 bis 30 Prozent aller gespendeten Organe können in westlichen Industrieländern derzeit aufgrund einer relevanten Vorschädigung der Spenderleber, zum Beispiel einer stärkeren Verfettung, nicht transplantiert werden: "Dem wollen und müssen wir entgegenwirken."
Geforscht wird an der Organperfusion bereits seit vielen Jahren, nun ist die Technologie sehr weit fortgeschritten. "Es ist immer noch ein neues, aber ein zugelassenes und sicheres Verfahren", betont Dr. Rademacher daher.
Bisher haben Transplanteure ungefähr 12 bis 14 Stunden Zeit, um ein entnommenes Organ wieder zu verpflanzen. In einem Organperfusionsgerät kann jedoch das Innere des menschlichen Körpers fast perfekt nachgebildet werden. So kommt die vorher bei 4 Grad Celsius gelagerte Leber erst einmal in die moderne Maschine. In diese werden zuvor Blutkonserven und Nährstoffe gegeben. Das Organ wird dann über Kanülen und Schläuche an das Gerät angeschlossen und mit dem Blut durchspült ("perfundiert"). Eine eingebaute "künstliche Lunge" versorgt dieses Blut mit Sauerstoff. Auf solche Weise wird ein fast kompletter Organismus simuliert.
"Mit diesem Gerät prüfen wir auch Organe, die wir bisher nicht genommen hätten, das schafft sehr viel Sicherheit für den Patienten", erläutert Oberarzt Rademacher. "Nach vier Stunden können wir sehen, ob das Organ funktioniert oder nicht. Wenn es funktioniert, haben wir nach vier Stunden eine wieder gut aufbereitete Leber."
Weiterer großer Vorteil: Der zeitliche Druck ist viel geringer, weil die Leber durch die Maschine gut versorgt wird – bis zu 24 Stunden. So können die Mediziner die eigentliche Transplantation in Ruhe vorbereiten und durchführen.
Eingesetzt wird das Organperfusionsgerät trotz der vielen Vorteile aus Kostengründen nur bei denjenigen Organen und Patienten, bei denen es die größten Vorteile bringt, so zum Beispiel bei Organen, welche bereits relativ lang gelagert worden sind oder bei Patienten, bei denen die Transplanteure aus logistischen Gründen mehr Zeit brauchen. Das Verfahren ist nicht preiswert, die Krankenkassen tragen bisher nicht die Kosten dafür, sondern das UKL selbst. "Doch wegen der großen Vorteile für die Betroffenen möchten wir es anbieten", sagt Dr. Rademacher.
Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) blickt gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät als zweitälteste deutsche Universitätsmedizin auf eine reiche Tradition zurück. Heute verfügt das Klinikum mit 1450 Betten über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Zusammen mit der Medizinischen Fakultät ist es mit über 6000 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region. Jährlich werden hier über 400.000 stationäre und ambulante Patienten auf höchstem medizinischen Niveau behandelt. Diese profitieren von der innovativen Forschungskraft der Wissenschaftler, indem hier neueste Erkenntnisse aus der Medizinforschung schnell und gesichert in die medizinische Praxis überführt werden.
Zwei Durchläufe hat das neue UKL-Gerät bereits absolviert. Beide waren erfolgreich, wenn auch in unterschiedliche Richtungen: "Der erste Fall war erfolgreich für den Patienten, der eine neue Leber transplantiert bekam. Auch der zweite Fall kann als Erfolg eingeordnet werden. Hier zeigte die Maschine, dass das Organ nicht transplantabel war.
Auch die Erfahrungen, die man zum Beispiel in Münster, neben Frankfurt und nun Leipzig eines der drei Zentren in Deutschland, wo dieses spezielle Gerät zum Einsatz kommt, seien sehr positiv gewesen. "Eigentlich wollten wir bereits vor Monaten loslegen, doch das Coronavirus brachte auch hier alles durcheinander", meint Rademacher.
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