Verena Püschel moderierte die kurzweilige Zeremonie mit den Gesprächspartnern Daniel Günther, Werner M. Dornscheidt sowie Landtagspräsident Klaus Schlie, Kiels Stadtpräsident Hans-Werner Tovar, Oberbürgermeister Ulf Kämpfer sowie Regatta-Organisationsleiter Dirk Ramhorst. Es war die Eröffnung einer etwas speziellen Kieler Woche, deren Motto in den Pandemiezeiten „Segeln plus X“ heißt.
Oberbürgermeister Ulf Kämpfer hofft, dass die Kieler Woche eine Vorbildfunktion für andere Veranstaltung in Deutschland hat. Aber Kämpfer betonte auch, dass eine Absage jederzeit eine Option bliebe, wenn die Infektions- und Sicherheitslage es erforderten. „Unser Ziel ist es, zu zeigen, was machbar ist, wenn man sich konsequent an die Hygiene-Vorschriften hält. Und wir gehen davon aus, dass es gelingt“, so Kämpfer. In dieselbe Kerbe schlug auch Daniel Günther: „Natürlich ist es schön, dass die weltgrößte Segelveranstaltung in Schleswig-Holstein stattfindet. Und dass sie auch in dieser Zeit ausgetragen wird, macht mich natürlich als Schleswig-Holsteiner ein wenig stolz.“ Auch Schlie unterstrich, dass der Zusammenhalt und die strenge Einhaltung der Hygiene-Vorschriften die Voraussetzungen seien, um diese Kieler Woche möglich zu machen.
Dirk Ramhorst betonte die große Bedeutung für den Segelsport. Nach der langen Sportpause durch Corona ist die Kieler Woche das einzige Segelgroßevent, das seit Februar stattfindet. Endlich wieder regattieren und im olympischen Teil auch wieder der Blick Richtung Olympischer Spiele sind Bestandteil der Kieler Woche 2020. „Das alles haben die 300 ehrenamtlichen Mitarbeiter möglich gemacht“, betonte Ramhorst, dass er nicht für sich, sondern für die ganze Mannschaft an der Eröffnung teilnehme.
Bevor Ehrengast Werner Dornscheidt mit dem Typhon das Signal „Leinen los“ gab, lobte er Kiel für das Engagement. „Wir sind seit 25 Jahren Partner der Kieler Woche, weil wir hier genau richtig sind. Hier erreichen wir die Segelwelt und unsere Kunden und Besucher für die boot Düsseldorf“, so der ehemalige Vorstandschef der Messe Düsseldorf.
Ebenso wie die gesamte Segelveranstaltung fand die Eröffnung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. So konnten die Zuschauer die Eröffnung live nur digital verfolgen – auf großen LED-Wänden im Schlossgarten und auf dem Rathausplatz in Kiel oder im Online-Hub www.kiel.live. Zudem waren zig Fernsehsender, Rundfunkreporter und Journalisten von Printmedien und Internetportalen vor Ort, um über den Kieler-Woche-Auftakt zu berichten.
Nach der Eröffnungszeremonie trafen sich die Ehrengäste zum gemeinsamen Essen in den Räumen des Deutschen Segler-Verbandes, wo sie von der höchsten Repräsentantin des deutschen Segelsports, DSV-Präsidentin Mona Küppers, empfangen wurden. Das Essen war gleichzeitig die Verabschiedung von dem treuen Kieler-Woche-Partner Werner M. Dornscheidt, der am 1. Juli in den Ruhestand gegangen ist. Bereits auf der boot Düsseldorf im Januar hatte Dirk Ramhorst Dornscheidt nach Kiel eingeladen.
Den Abschluss des Startreigens vor Kiel bildeten die 28 Crews der Deutschen Seesegel-Meisterschaft. Die wurden von den Wettfahrtleitern Eckart Reinke und Ralf Paulsen allerdings auf einen anderen Kurs geschickt. Da es für die Meisterschaftssegler bereits am Sonntag zu den Up-and-Down-Rennen auf der Außenförde geht, werden sie am Samstagabend wieder in Schilksee erwartet. Bis dahin müssen sie aber ein gehöriges Stück Arbeit erledigen. Bis vor Schleimünde führt der Kurs für die großen Yachten nach ORCi-Vermessung. Rund 65 Seemeilen hat Reinke abgesteckt, die Klassen der mittleren und kleinen Schiffe müssen immerhin 45 Seemeilen segeln. „Die Kieler Woche in diesem Jahr kann an Land nicht so viel bieten, wie sonst üblich. Daher können wir auch bis spät in den Abend hinein segeln. Das werden wir auch in den kommenden Tagen so handhaben“, erklärt Reinke.
Vor dem langen Kurs gab es zum Start für die schnelle „van Uden“ zunächst einmal einen Schreckmoment. Das Junioren-Projekt ist von Skipper Gertjan Poortman in den vergangenen Wochen auf Performance getrimmt worden. Und nun wollte die junge Crew auch zeigen, was in ihr steckt. Mit Hochgeschwindigkeit und exaktem Timing rauschte die Ker 46 an die Linie, der Gennaker ging auf – alles sah perfekt aus. Doch der Gennaker war nicht ganz oben, eine Böe drückte ins Tuch, die „van Uden“ lief aus dem Ruder, schlug quer und legte gleich einen doppelten Sonnenschuss hin. Der Abstand zu den verfolgenden Booten reichte zwar, um die Yacht rechtzeitig wieder aufzurichten, aber die schnelle Führung war dahin.
So setzte sich die „Halbtrocken 4.5“ von Michael Berghorn an die Spitze. Die frisch aus Australien importierte Mills 45 hatte sich schon zum Blueribboncup vor zwei Wochen als schnellste Yacht in der deutschen Ostsee-Regattaszene präsentiert und wird nun auch am Abend als First Ship Home wieder in Schilksee erwartet. Ob es auch berechnet zu einer Topplatzierung reichen wird, muss sich zeigen, denn die Konkurrenz ist stark. Mit der „Sportsfreund“ um Steuermann Gordon Nickel und der „Intermezzo“ von Jens Kuphal sind die amtierenden Europa- und Deutschen Meister dabei. Und bei den Yachten der mittleren und kleinen Kategorie zielen die Wetten über den Gesamtsieg auf die „Immac Fram“ um Skipper Kai Mares, auch wenn die sich zum Start in die Kieler Woche noch etwas zurückhielt, um dann das Feld aufzurollen.
Nach den Seeseglern gingen ab 13 Uhr auch die zehn Klassen auf den Dreiecksbahnen vor Schilksee auf die Bahn. Drei Rennen sind für die Jollensegler geplant.
Segeln plus X mit Hygiene und Abstand
Neben Segelsport auf höchstem Niveau kennzeichnete bislang auch traditionell eine bunte Eventfläche in Schilksee die Kieler Woche. Anders in diesem Jahr. Im Mittelpunkt des Geschehens steht ausschließlich der Segelsport. Schilksee wird zu einer geschlossenen Gesellschaft ohne Eventareal. Das Hafengelände wird für die Öffentlichkeit abgesperrt. Die Aktiven sind mit Trainern und Organisatoren unter sich. Auf Veranstaltungszelte, die Sponsorenmeile und Verkaufsstände wird verzichtet. Das Regattahaus, der boot-Düsseldorf-Club als Check-In-Zelt, die Vaasahalle und das Areal rund um den Kieler Yacht-Club in Düsternbrook sind die Anlaufstellen an Land, ggf. wird die Bootshalle des KYC in Strande integriert. Die Aktiven, Organisatoren und Trainer erhalten Einlass-Tickets, die nur für bestimmte Areale gelten.
„Es sind enorme Herausforderungen, denen wir uns stellen, um den Seglerinnen und Seglern auch in diesem Jahr die Möglichkeit zu geben, Regatta zu segeln. Dabei steht die Gesundheit aller Beteiligten ganz klar im Vordergrund. Hygienevorschriften und Mindestabstandsregeln müssten eingehalten werden“, so der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst. Zudem werden die Einreise-Vorschriften Einfluss auf die endgültigen Starterlisten nehmen.
Da das analoge Kieler-Woche-Erlebnis in Schilksee im Jahr der Pandemie also nicht stattfindet und Zuschauer vor Ort damit ausgeschlossen sind, legen die Veranstalter ein noch größeres Gewicht auf die digitale Öffentlichkeitsarbeit. Die Präsenz in den sozialen Netzwerken wird ausgebaut, und die Regatten werden den Segelfans in aller Welt umfangreich über Kieler-Woche-TV virtuell zugänglich gemacht. Für den TV-Bereich zeichnet die Landeshauptstadt Kiel verantwortlich und trägt die entsprechenden Kosten.
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