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Staatsfeindin wider Willen

Wir befinden uns im Jahr 2070. Die Hauptfigur ist Mia Holl. Sie ist eine Musterbürgerin, 34 Jahre alt, Biologin und völlig unpolitisch. Bis zu dem Tag, an dem ihr Bruder Moritz, ein freiheitsliebender Anarchist, durch einen DNA-Test des Mordes überführt wird und sich im Gefängnis umbringt. Das stürzt Mia in einen schweren Konflikt, weil sie einerseits als Wissenschaftlerin dem DNA-Test Glauben schenkt, aber andererseits als Schwester zutiefst überzeugt ist, dass ihr Bruder kein Mörder sein kann. Diese Zweifel machen sie ungewollt zur Staatsfeindin. Mia zieht sich völlig zurück und verstößt damit gegen die Regeln der obligatorischen Gesundheitskontrollen. Da sie aber darauf beharrt, dass ihr Bruder unschuldig ist, gerät sie ins Visier der Justiz und des Chefideologen Heinrich Kramer.

Recht auf Krankheit?

Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Welche unveräußerlichen Rechte haben wir? Diese fundamentalen Fragen stellt Juli Zehs 2007 uraufgeführtes Stück. Im Zentrum steht ein Staat, dessen Herrschaftsform sich die METHODE nennt. Diese legitimiert sich durch den unbedingten, kollektiven Überlebenswillen jedes Lebewesens. Gesundheit ist das höchste Ziel des Staates und da die METHODE auf Erkenntnissen der Biologie basiert, ist sie unfehlbar. Sie garantiert allen Bürger*innen Gesundheit, wenn diese sich dem Regime von lückenlosen Gesundheitskontrollen unterwerfen. Im Kern geht es um die Frage, ob das Individuum ein Recht auf absolute Selbstbestimmung hat, also auch ein «Recht auf Krankheit», wie eine Untergrundorganisation im Stück heißt, oder ob der Staat zum Wohle aller dem Einzelnen dieses Recht absprechen darf. Spätestens seit Corona muss man wohl niemandem erklären, warum diese Frage jeden etwas angeht.

Die Inszenierung von Magz Barrawasser rückt letztlich den Zuschauer ins Zentrum, der sich entscheiden muss, wie er die aufgeworfenen Fragen für sich persönlich beantwortet. Ihr geht es darum ein vielschichtiges Thema emotional ergreifend zu erzählen.

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